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Peeters, Bonaventura der Ältere

Stürmische See

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Holz
Maße 59 x 92 cm
Münchener-Nr. 11411
Linz-Nr. 2390
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Bonaventura Peeters1 wurde 1614 als Nachkomme einer Antwerpener Malerfamilie geboren und erlernte die Malerei bei seinem Vater. 1634 wurde er als Meister in die Antwerpener Lukasgilde aufgenommen. Zeitweilig arbeitete er mit seinem Bruder Gillis in Werkstattgemeinschaft. Vor der Verfolgung durch die Jesuiten, auf die er ein satirisches Gedicht verfasst hatte, zog Peeters Anfang der 1640er Jahre nach Hoboken, wo er bereits 1652 verstarb.
Peeters war spezialisiert auf Marinemalerei, insbesondere dramatische und stürmische Seestücke sowie auch Küstenlandschaften oftmals phantastischer Natur machten ihn bekannt. Die zahlreichen Panoramen, die zum Teil naturalistische Züge aufweisen und geographisch zuzuordnen sind, legen die Vermutung nahe, dass Peeters weit gereist sei. Zudem widmete sich Peeters auch der Radierung und dichtete.

Das hier interessierende Gemeilde zeigt folgendes: In heftig bewegter See mit aufgepeitschten Wellen sind einige Boote im Vordergrund des Bildes dem Sturm ausgeliefert. Die Besatzungen bemühen sich verzweifelt, das Schlimmste zu verhindern. Treibende Wrackteile verdeutlichen das Ausmaß der Naturgewalt. Die ebenso bewegten Wolken lassen einen Sonnenstrahl durchdringen, der ein Schiff mit voll geblähten Segeln im Hintergrund hell erleuchtet und Vorbote einer Wetterbesserung zu sein scheint.
Peeters war berühmt für seine Seestücke. Auf dieser vergleichsweise großen Tafel zieht er alle Register seines Könnens, um die Urgewalt der Elemente zu verdeutlichen. Intensive Naturbeobachtung verbindet sich gekonnt mit dramatischer Erfindung.

Provenienz

Zeittafel
vormals im Besitz von A. Karner,Wien (laut Aussage Ötinger 21. 2. 1951) von dort  
zu einem unbekannten Zeitpunkt an Gustav Oetinger,
München (laut Kl. Kartei) 
01.07.1942 von dort an Galerie Almas, München für RM 55.000,- weiterveräußert 
im Juli 1942 erworben für Sonderauftrag Linz für RM 60.000,-2

In der Kartei wird das Bild geführt als: „Schiffe im Sturm“; in der Datenbank erscheint es als: „Seestück, Schiffe im Sturm“.

Die TVK München ermittelte, dass das vorliegende Gemälde über die Galerie Almas von Gustav Oetinger in München erworben wurde, der es seinerseits von A. Karner in Wien erworben hatte.3

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes: Alle Querverweise bestätigen nach umfassender Recherche im Bundesarchiv die vorliegenden Angaben, fördern jedoch keine neuen Erkenntnisse zutage.4 Karners Angabe vom 6. 3. 1951, dass das Bild in der Galerie für Alte Kunst in München erworben worden sei, wurde von Bornheim von der Galerie für Alte Kunst brieflich am 12. 2. 1951 nicht bestätigt.5 Der Einkaufspreis der Galerie Almas lag bei RM 55.000, der Verkaufspreis bei RM 60.000.

Die Recherchen zur Galerie Maria Almas-Dietrich ergaben, dass keine zur Provenienz des Gemäldes relevanten Akten in Münchener Archiven überliefert sind.6 Die Unterlagen der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste für München sind nicht überliefert.7 Akten der Reichskammer der bildenden Künste sind im Bestand der Reichskulturkammer und ihrer Einzelkammern im Bundesarchiv Berlin8 nicht überliefert. Im Bundesarchiv Berlin sind keine personenbezogenen Unterlagen zu Maria Dietrich überliefert.9

Maria Dietrich wurde am 28. Juli 1892 in München geboren, ihr Vater war Jude. 1910 bekam sie ein uneheliches Kind von einem deutsch-amerikanischen Juden. 1921 heiratete sie Ali Almas-Diamant, einen türkischen Maler, und erhielt dadurch die türkische Staatsangehörigkeit. Nach ihrer Scheidung 1937 nahm sie 1940 wieder ihre deutsche Staatsangehörigkeit an, behielt aber den Namen Almas für ihre Galerie. Sie handelte seit 1919 mit Kunst und meldete im November 1937 die Kunsthandlung Almas offiziell an. 1940 stieg ihr Einkommen mit der Besetzung Frankreichs auf eine halbe Million Reichsmark. Maria Dietrich erwarb vor allem ab 1940 Kunstwerke aus dem besetzten Frankreich und aus Österreich.10
Insgesamt verkaufte Frau Dietrich über 900 Werke an Hitler. Sie hatte engen Kontakt zu Heinrich Hoffmann, er ermöglichte ihr ab 1936 den Zugang zu Hitler und verkaufte mit ihr bis 1940 Bilder an Hitler. Später konnte sie selbstständig, ohne die Zustimmung von Hans Posse oder Hermann Voss Gemälde an Hitler einliefern. Sie hatte zahlreiche Kontakte zu Kunsthändlern und Versteigerungshäusern, unter anderem auch zum Auktionshaus Hans W. Lange, Berlin, das als Verkäufer für die Berliner Finanzbehörden agierte. Zu ihren Lieferanten in München gehörte unter anderem die Galerie Maria Gillhausen. Nachdem Hermann Voss die Leitung des Sonderauftrages Linz übernommen hatte, verkaufte sie weniger Bilder an Hitler.11
1944 brannte ihr Geschäft in der Ottostraße nach Luftangriffen auf München aus, und 1945 wurde ihr Privathaus zerstört.12 Nach dem Zweiten Weltkrieg führte Maria Dietrich die Kunstgalerie weiter, die später von ihrer Tochter übernommen wurde.13

Die Kommission für Provenienzforschung beim Bundesdenkmalamt Wien konnte für das vorliegende Aquarell ebenfalls keine weiterführenden Angaben zur Herkunft machen.14 Zur Kunsthandlung A. Karner, Wien, liegen nach Anfrage bei der Kommission für Provenienzforschung beim Bundesdenkmalamt Wien noch keine Informationen vor.
Die Identität von Gustav Oetinger ist noch nicht abschließend geklärt.

Das vorliegende Gemälde wurde am 2. Mai 1929 auf der Auktion 283 von Lempertz in Köln angeboten, weder Eigentümer- noch Käufernachweis liegen vor.15

Die kunsthistorischen Recherchen ergaben Folgendes: Peeters Oeuvre ist weder durch den Künstler selbst dokumentiert noch durch die kunsthistorische Forschung in einem Werkverzeichnis aufgearbeitet worden, das vorliegende Gemälde lässt sich in der Literatur nicht nachweisen.16

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.

Stand: 2011

1 Für Folgendes vgl. Brulliot 2, 1833, S. 278 Nr. 2213a; Le Blanc 3, 1857, S. 156; Nagler, Monogr. 1, 1858, S. 861f. Nr. 2002; 4, 1871, S. 849 Nr. 2819; ADB 25, 1887, S. 312f.; Seubert 3, 1879, S. 43; Wurzbach, NKL 2, 1910, S. 319f.; Müller/Singer 3, 1921, S. 393; 6, 1922, S. 216; Nagler, KL 12, 1924, S. 310f.; Thieme/Becker 27, 1933, S. 6f.; Archibald 1980, S. 156; De Maere/Wabbes 1, 1994, S. 315; 3, 1994, S. 942f.; DA 24, 1996, S. 323f.; Bénézit 10, 1999, S. 685f.
2 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, mü 11411. Weitere auf der Karteikarte vermerkte Nummern sind Aussee 6625 und Linz 2390.
3 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, mü 11411. Weitere auf der Karteikarte vermerkte Nummern sind Aussee 6625 und Linz 2390.
4 BArch Koblenz, B 323/50/595; B 323/82/359; B 323/99/545 (sog. Kleine Kartei).
5 BArch Koblenz, B 323/50/595.
6 Nach Recherchen des BADV Berlin zu mü 9458 besitzen folgende Archive keine Akten zur Galerie Maria Almas-Dietrich: Staatsarchiv München, Stadtarchiv München, Bayrisches Hauptstaatsarchiv München und Wirtschaftsarchiv München.
7 Boberach, 1991.
8 BArch Berlin, R 56.
9 Mitteilung von Frau Katrin Hartisch/ Bundesarchiv Berlin. Vgl. E-Mail vom 12. 11. 2008.
10 Eichhorn 2003, S. 272.
11 Löhr 2005, S. 127f.
12 BArch Koblenz, B 323, 436.
13 Eichhorn 2003, S. 272.
14 BDA Archiv, RestMat., K 12 -1, Mappe 10, Peeters ist in dieser CACP Liste aufgeführt.
15 Auk.kat. Köln, Lempertz, 1929, 2. 5., S. 17 Nr. 205.
16 Die in den in Anm. 2 genannten Nachschlagewerken verzeichneten Erwähnungen Peeters haben sich als nicht relevant erwiesen.

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