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Rottmann, Carl

Südliche Landschaft mit Tempelruine

Entstehungsjahr 19. Jahrhundert
Technik Öl auf Karton
Maße 36,5 x 46 cm
Münchener-Nr. 11717
Linz-Nr. 679
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Carl Anton Joseph Rottmann (1797-1850) war ein deutscher Landschaftsmaler.1 Rottmann gehörte dem Künstlerkreis um den bayerischen König Ludwig I. an und war bekannt für seine mythisch-heroisierende Landschaftsmalerei.

Das hier interessierende Gemälde zeigt eine Tempelruine mit dorischen Säulen, Pferde, Staffage lagernd auf Ruinenstücken und hohe Bäume.

Es ist mit "C. Rottmann 18..." rechts auf einem Stein bezeichnet.

Provenienz

Zeittafel
vor dem 20.11.1934 in der Kunsthandlung Leo Pick, Wien 
am 20.11.1934 von der Galerie D. Heinemann, München erworben 
am 15.05.1936 von dort in Kommission bei dem Kunsthändler Moses Blum, München gegeben 
am 30.05.1936 vom Kunsthändler M. Blum erworben 
vor 1938 für die Sammlung "Sonderauftrag Linz" erworben2  

Das o.g. Gemälde ist im Bötticher3 nicht nachgewiesen. Im Werksverzeichnis von Erika Bierhaus-Rödiger zu Rottmann ist es ebenfalls nicht erwähnt.4 Auch in der weiteren Forschungsliteratur ist es nicht zu identifizieren.5

In den Unterlagen der Galerie D. Heinemann ist ein Gemälde Rottmanns unter dem Titel "Italienische Landschaft", oval auf Pappe mit den Maßen 39 x 46,5 cm nachgewiesen, dass auf 1848 oder 1871 datiert wurde.6 Auf dem Stein rechts unten ist die vorg. Signatur erwähnt, so dass es sich sehr wahrscheinlich um das hier zu untersuchende Gemälde handelt.

Das o.g. Gemälde wurde am 20.11.1934 von der Galerie Heinemann von Leo Pick, Bognergasse 11, Wien angekauft und erhielt die Heinemann. Nr. 19158. Leo Pick handelte mit Gemälden und Antiquitäten.7 Sein Geschäft wurde nach dem "Anschluss" Österreichs im März 1938 unter kommissarische Verwaltung gestellt. Leo Pick floh im März 1939 nach Prag und wurde in Auschwitz ermordet.8

Das hier interessierende Gemälde wurde von der Galerie Heinemann am 15.05.1936 an den Münchener Kunsthändler Moses Blum in Kommission gegeben, der es am 30.05.1936 kaufte.
Unterlagen der Münchener Finanzämter im Staatsarchiv München lassen den Schluss zu, dass Moses Blum aufgrund rassischer Verfolgung zum 01.01.1937 seine Firma aufgeben musste. Die Firma wurde 1938 aus dem Handelsregister gelöscht.

Im Frühjahr 1938 versuchte das Münchner Gewerbeamt, die bei Moses Blum verbliebenen Gemälde zwangsweise verkaufen zu lassen. Blum erklärte jedoch, dass die bei ihm befindlichen Gemälde sein Privateigentum seien.9
Im November 1938 wurde Moses Blum im Konzentrationslager Dachau interniert. In seiner Abwesenheit wurden von der Gestapo 15 Gemälde abgeholt, von denen 14 nach dem Krieg im CCP München lokalisiert werden konnten. Von dem 15. Gemälde war nur der Rahmen zu finden.10 Am 31.12.1938 wanderte Moses Blum nach England aus. In den vorliegenden Akten des Staatsarchivs München sind zwar verschiedene Gemälde von M. Blum verzeichnet, aber das hier interessierende Gemälde findet sich nicht darunter. 1943 wurde das Vermögen Moses Blums wegen seiner angeblichen polnischen Staatsangehörigkeit von der Haupttreuhandstelle Ost eingezogen.11

Die 14 Gemälde und ein Rahmen wurden 1950 an Moses Blum zurückgegeben.12

1950 gab M. Blum an, dass er keinerlei Geschäftsbücher mehr besitzt.

Die Provenienz des hier zu untersuchenden Gemäldes kann daher nicht vollständig geklärt werden.

Stand. 2010

1 de.wikipedia.org/wiki/Carl_Rottmann
2 Aussage von Herrn Hans Reger zur Registrierung der Kunstobjekte für den „Sonderauftrag Linz“ vom 21. 7. 1951, vgl. BArch Koblenz, B 323/332.
3 Friedrich von Boetticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte 2. Band von 4 Bänden, Dresden, 1891-1901, S. 477-480
4 Erika Bierhaus-Rödiger, Carl Rottmann 1797-1850, Monographie und kritischer Werkkatalog, 1978
5 Landschaft als Geschichte. Carl Rottmann 1797-1850 Hofmaler König Ludwig I., 1998; Erika Rödiger-Diruf, Landschaft als Abbild der Geschichte. Carl Rottmanns Landschaftskunst 1820-1850, in: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge Bd. XL, 1989; Fritz Krauß, Carl Rottmann, 1930
6 heinemann.gnm.de/: Kunstwerk 9294
7 Österreichisches Staatsarchiv, VVS Wien Kunsthandlung Leo Pick
8 Österreichisches Staatsarchiv, Rückerstattung Wien Kunsthandlung Leo Pick
9 Wolfram Seelig:"Arisierung" in München. Die Vernichtung jüdischer Existenz 1927-1939, Berlin 2004, S. 620
10 NARA, M1947, Publication Title: Records Concerning the Central Collecting Points ("Ardelia Hall Collection"): Wiesbaden Central Collecting Point, 1945-1952
11 Staatsarchiv München, WB I, Nr. 3373
12 Staatsarchiv München, OFD München, Vermögensverwertungsakte, Nr. 10602

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