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Canova, Antonio

Sokrates ruft den Alkibiades (Relief: Alter Mann, Jüngling und zwei Frauen)

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Skulptur aus Marmor
Maße Höhe: 90 cm Breite: 120 cm
Münchener-Nr. 13629
Linz-Nr. 923
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Die Plastik zeigt Folgendes: links Sokrates mit freier rechter Schulter, Alkibiades zwischen zwei Frauen, die rechte als Rückenakt, alle drei sitzend.

Das Marmorrelief zeigt die Szene „Sokrates ruft den Alkibiades“ und wurde ursprünglich Antonia Canova zugeschrieben. In der Literatur zu Canova konnte es nicht ermittelt werden.1

Provenienz

Zeittafel
Bis April 1940Dr. Peltzer, München
Ab April 1940Sammlung „Sonderauftrag Linz“

Die TVK München ermittelte, dass das Relief im April 1940 von Dr. Peltzer, München, für den „Sonderauftrag Linz“ erworben wurde (Schreiben Michaelis an Peltzer vom 13.4.1940).

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes:

In der Korrespondenz des Architekten Reger und von Professor Heinrich Michaelis mit Herrn Dr. Peltzer in München vom 13. April 1940 ist jedoch von einem Thorvaldsen-Relief die Rede.2  
Es gibt drei Reliefs Thorvaldsens, die für das Führermuseum Linz nachgewiesen sind: Alle zeigen mythologische Szenen und wurden nach 1945 ebenfalls als Ankauf von Dr. Peltzer identifiziert.3 Zuvor waren sie wurden jedoch 1949 auch von Brüschwiler als Weiterverkauf an Linz identifiziert und kamen nach dessen Aussage (Befragung am 4. März 1949) aus „Münchner Besitz“.4 Zumindest Linz-Nr. 722 hätte mit dem hier zu untersuchenden Relief verwechselt werden können, da darauf ebenfalls ein älterer Mann und ein Knabe dargestellt sind.
Die Zuschreibung des Reliefs an Lorenzo Bartolini (1777-1850) wurde von Kenneth Lapatin, bzw. Carolyn Miner, vorgeschlagen, der in seinem Artikel nicht auf dessen Herkunft eingeht.5
Dr. Peltzer konnte als der Münchner Kunsthistoriker Dr. Rudolf Arthur Peltzer (1873-1955) identifiziert werden.6 Laut seiner NSDAP-Mitgliedsunterlagen war er als Staatsbeamter tätig und seit 1. Mai 1933 Mitglied der NSDAP.7 Als Beruf gab er in der Münchner Einwohnermeldekartei „Konservator“ an.

Es konnten weder Dokumente über die Herkunft des Marmorreliefs noch Rechnungsunterlagen ermittelt werden.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Ein verfolgungsbedingter Vermögensverlust lässt sich bei diesem Relief daher nicht ausschließen.

Stand: 2010

1 Johannes Myssok, Antonio Canova. Die Erneuerung der klassischen Mythen in der Kunst um 1800, 2007; Alfred Gotthold Meyer, Canova, 1898; Mario Praz, L'opera completa del Canova, 1976; Ottorino Stefani, I rilievi del Canova, 1990.
2 BArch Koblenz B 323, Nr. 159.
3 DHM Datenbank zum CCP München, Linz 722, Linz 903 und Linz 723.
4 BArch Koblenz B 323, Nr. 331.
5 Kenneth Lapatin: Picturing Socrates, S. 145f, In: Sara Ahbel-Rappe / Rachana Kamtekar (Hrsg.): A Companion to Socrates, 2009.
6 Stadtarchiv München, Einwohnermeldekartei München zu Dr. Rudolf Arthur Peltzer.
7 BArch Berlin, BDC, NSDAP Peltzer.

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