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Eybl, Franz

Bildnis des Grafen Radetzky

Entstehungsjahr 1840
Technik Öl auf Leinwand
Maße 32 x 24,5 cm
Münchener-Nr. 2265/2
Linz-Nr. 793
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Franz Eybl (1.4. 1806 Gumpendorf (Wien) – 29.4.1880 Wien),1 ein österreichischer Maler und Lithograph stammte aus einfachen Verhältnissen und wurde mit 10 Jahren Schüler der Wiener Akademie. Er studierte unter anderem ab 1823 bei Peter Krafft, der Eybl zur Alltagsschilderung und direkten Naturbeobachtung anregte und entwickelte sich als Portraitist und Genremaler zum bedeutendsten Schüler von Krafft. In den 1830/40er Jahren war Eybl, der fast ständig in Wien lebte, auf den jährlich Wiener Kunst–Ausstellungen mit Genre–Bildern vertreten. Meist auf wenige Personen beschränkt, schildert Eybl keine Handlungen, sondern einen Zustand, den Moment des Innehaltens. Eybl wurde bevorzugter Wiener Portrait-Maler, dem wichtigsten neben Friedrich von Amerling. Von Jugend an beschränkte sich Eybl auf das kleine Format. Er führte auch repräsentative Portrait–Aufträge für Angehörige der adligen Gesellschaft aus. Nach 1840 widmete sich Eybl der gefragten und gut bezahlten Lithografie. 1843 wurde er Mitglied der Wiener Akademie, 1853 ernannte ihn der Kaiser zum zweiten Kustos seiner Gemälde-Galerie unter Peter Krafft, 1857 wurde er „Erster Kustos“ und war daher zunehmend mit Restaurierungen von Gemälden in Anspruch genommen. 1867 lehrte er an der kaiserlichen Restaurierungsanstalt, ab 1870 wurde er Direktor der Gemäldegalerie. Für die beiden Wiener Kunstsammler, den Bankier Joseph Winter (gest. 1862) und den Seidenfabrikant Rudolf von Arthaber (gest. 1867) legte er private Portrait–Galerien an und lieferte außerdem Kopien nach alten Meistern.

Provenienz

Zeittafel
Cassaretto, München
ca. 1838Über Galerie Maria Almas-Dietrich, München an „Sonderauftrag Linz“

Die TVK München ermittelte, dass das vorliegende Gemälde von der Galerie Almas nach einer Aussage Maria Dietrichs vom 14.8.1951 aus dem Münchner Privatbesitz von Cassaretto erworben wurde und den Garfen Radetzky darstellt.2

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes: In den Unterlagen im Bundesarchiv Koblenz im Bestand Treuhandverwaltung für Kulturgut der OFD München konnten die Aussage von Frau Maria Almas-Dietrich noch nicht nachgewiesen werden.3

Die Recherchen zur Galerie Maria Almas-Dietrich ergaben, dass keine zur Provenienz des Gemäldes relevanten Akten in Münchener Archiven überliefert sind.4 Die Unterlagen der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste für München sind nicht überliefert.5 Akten der Reichskammer der bildenden Künste sind im Bestand der Reichskulturkammer und ihrer Einzelkammern im Bundesarchiv Berlin6 nicht überliefert. Im Bundesarchiv Berlin sind keine personenbezogenen Unterlagen zu Maria Dietrich vorhanden.7

Maria Dietrich wurde am 28. Juli 1892 in München geboren, ihr Vater war Jude. 1910 bekam sie ein uneheliches Kind von einem deutsch–amerikanischen Juden. 1921 heiratete sie Ali Almas-Diamant, einen türkischen Maler, und erhielt dadurch die türkische Staatsangehörigkeit. Nach ihrer Scheidung 1937 nahm sie 1940 wieder ihre deutsche Staatsangehörigkeit an, behielt aber den Namen Almas für ihre Galerie. Sie handelte seit 1919 mit Kunst und meldete im November 1937 die Kunsthandlung Almas offiziell an. 1940 stieg ihr Einkommen mit der Besetzung Frankreichs auf eine halbe Million Reichsmark. Maria Dietrich erwarb vor allem ab 1940 Kunstwerke aus dem besetzten Frankreich und aus Österreich.8

Insgesamt verkaufte Frau Dietrich über 900 Werke an Hitler. Sie hatte engen Kontakt zu Heinrich Hoffmann, er ermöglichte ihr ab 1936 den Zutritt zu Hitler und verkaufte mit ihr bis 1940 Bilder an Hitler. Später konnte sie selbstständig, ohne die Zustimmung von Hans Posse oder Hermann Voss Gemälde an Hitler einliefern. Sie hatte zahlreiche Kontakte zu Kunsthändlern und Versteigerungshäusern, unter anderem auch zum Auktionshaus Hans W. Lange, der als Verkäufer der Berliner Finanzbehörden agierte. Zu ihren Lieferanten in München gehörte unter anderem die Galerie Maria Gillhausen. Nachdem Hermann Voss die Leitung des Sonderauftrages Linz übernommen hatte, verkaufte sie weniger Bilder an Hitler.9

1944 brannte ihr Geschäft nach Luftangriffen auf München in der Ottostraße aus, und 1945 wurde ihr Privathaus zerstört.10 Nach dem Zweiten Weltkrieg führte Maria Dietrich die Kunstgalerie weiter, die später von ihrer Tochter übernommen wurde.11

Auf Grund der niedrigen Linzer Nummer ist davon auszugehen, dass das Gemälde um 1838 erworben wurde.

Ab Juli 1938 begann die Gesamtregistrierung der bisher eingelagerten Bilder im Keller des „Führerbaus“ in München in der Arcisstrasse 12 durch den Architekten Hans Reger, später wurden die Gemälde für das geplante Linz–Museum bestimmt. Die Nummerierung bis zur ersten Registrierung lief bis zur Linz-Nummer 360/380. Die weitere Registrierung lief bis 1939/40 nicht streng chronologisch, da mehrfach vor 1937 und 1938 angekaufte Bilder zu Ausstellungszwecken oder als Wandschmuck weggeben wurden und erst nach ihrer Rückkehr die Registriernummer erhielten.12

Nach Angaben auf der Rückseite des Gemäldes wurde es in einer Spezialfabrik für Gemälderahmen in München, C. Blecken gerahmt.13

Zu Cassaretto konnten noch keine Angaben recherchiert werden.

Die kunsthistorischen Recherchen ergaben noch keine neuen Angaben zum Besitzer des vorliegenden Gemäldes.14 Im Museum Ostdeutsche Galerie Regensburg wurde der Dargestellte als General Paul Freiherr von Wernhard (1776 – 1846) identifiziert und das Entstehungsjahr auf 1840 datiert.15

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Anhaltspunkte für weitere Recherchen werden weiter überprüft.

Stand: 2010

1 Für Folgendes vgl. Saur 2004 - Bd. 35, 2002, S. 504f. Die Recherchen wurden im Auftrag des BADV von Frau Petra Knöller M.A. durchgeführt.
2 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, 2265/2. Weitere auf der Karteikarte vermerkte Inventarnummer lauten Aussee 1609, K 373, 11792 ( Blaustift).
3 BArch Koblenz, B 323/331.
4 Nach Recherchen des BADV Berlin zu Mü-Nr. 9458 besitzen folgende Archive keine Akten zur Galerie Maria Almas-Dietrich: Staatsarchiv München, Stadtarchiv München, Bayrisches Hauptstaatsarchiv München und Wirtschaftsarchiv München.
5 Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates, 1991.
6 BArch Berlin, R 56.
7 Mitteilung von Frau Katrin Hartisch/ Bundesarchiv Berlin. Vgl. E-Mail vom 12.11.2008.
8 Eichhorn 2003, S. 272.h
9 Löhr 2005, S. 127f.
10 BArch Koblenz, B 323, 436.
11 Eichhorn 2003,S. 272.
12 Aussage von Herrn Hans Reger zur Registrierung der Kunstobjekte für den „Sonderauftrag Linz“ vom 21.7. 1951. Vgl. BArch Koblenz, B 323/332.
13 Schmuckrahmen, linker Holm, Blechschild: C. Blecken, Spezialfabrik für Gemälderahmen in allen Stilarten, München 2, NW, Telef. 57701, Kreittmayrstr. 12, Vgl. Rückseitenfoto von Dr. Vorsteher, Stiftung Deutsches Historisches Museum vom 12.1. 2010. Nach freundlicher Information von Harald Müller, Bayrischen Wirtschaftsarchiv war 1932 war der Inhaber des Unternehmens Georg Knapp, vgl. E-Mail vom 6.3.2009.
14 Boetticher 1948, Bd. 1, Thieme/Becker 1999, Bd. 11. Bodenstein 1888, Frodl 1978, S. 247, Kat. Wien 1993, S. S. 92 bis 105. Kastel 1983 (das maschinenschriftliche Werkverzeichnis konnte noch nicht eingesehen werden).
15 Vgl. E-Mail von Gerhard Leistner, Museum Ostdeutsche Galerie Regensburg und Fotos der Rückseite des Gemäldes von Dr. Vorsteher, Stiftung Deutsches Historisches Museum vom 12.1. 2010.

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