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Reinhold, Franz

Landschaft mit Reiter und zwei Pferden am Brunnen

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Leinwand
Maße 41,5 cm x 53,5 cm
Münchener-Nr. 2277/1
Linz-Nr. 1075
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Der Wiener Maler Franz Reinhold (1816—1893) studierte an der Wiener Akademie. Er malte Landschaftsbilder, deren Motive er ab 1834 auf seinen Reisen in die Alpenländer fand. Zehn Jahre später hielt er sich in Italien auf.1

Das Gemälde zeigt in der Bildmitte einen Brunnen mit Viehtränke vor einer Weide. Links sind zwei saufende Pferde mit einem Reiter dargestellt. Eine Bauerin reicht dem Reiter einen Krug mit Wasser. Rechts im Bild ein Kruzifix aus Holz, im Hintergrund links ein Dorf mit einer Kirche.

Das Gemälde ist mit "F. Reinhold" signiert.

Provenienz

Zeittafel
zu einem nicht bekannten Zeitpunkt vermutlich vor 1939 über das Wiener Dorotheum veräußert; Vorbesitzer: Herr Richard Schmal, Wien 
zu einem unbekannten Zeitpunkt, vermutlich im Jahre 1940 (anhand der Linz-Nr.) für den "Sonderauftrag Linz" erworben2  

Zur Klärung der Provenienz eines Gemäldes ist die Prüfung der Rückseite desselben oft von Bedeutung. Die Rückseite des hier interessierenden Gemäldes zeigt verschiedene Nummern. Von besonderem Interesse ist die Einlieferungsnummer des Wiener Auktionshauses Dorotheum (19246-22). Mit Schreiben vom 01.12.1950 teilte das Dorotheum dem Central Collecting Point in München mit, dass ein Herr Richard Schmal aus Wien das betreffende Gemälde zur Versteigerung eingeliefert habe (vermutlich René Richard Schmal). Das Wiener Stadt- und Landesarchiv konnte zur Identität des Herrn Richard Schmal ermitteln, dass er bis 13.01.1939 in Wien lebte und als Kunsthändler und Komponist tätig gewesen war, ehe er sich in die Vereinigten Staaten abmeldete. Schmal war vermutlich jüdischer Herkunft.

Unklar ist bislang allerdings, wann er das Gemälde beim Dorotheum eingeliefert hatte. In den Auktionskatalogen des Dorotheum finden sich verschiedene Werke, die mit dem in Rede stehenden Gemälde identisch sein könnten, aufgrund der spärlichen Angaben (und fehlender Abbildungen) ist eine Werkidentität aber nicht sicher zu bestimmen. In Frage kommt ein Ölgemälde des Künstlers Reinhold, das im Auktionskatalog des Dorotheum vom 25./27.10.1934 mit dem Titel „Am Brunnen“ verzeichnet (Nr. 318) und wie das in Rede stehende Werk signiert ist sowie passende Maße aufweist (40 x 52 cm). Mit Abstrichen sind zudem die Gemälde „Rast am Brunnen“ (Auktionen am 07./09.03.1935 und am11./13.04.1935, Öl auf Leinwand, signiert, Maße allerdings mit 35 x 45 cm angegeben) und „Gebirgslandschaft“ (allerdings mit dem Zusatz „Im Vordergrund Herde am Wasser“, Auktion am 30.04./02.05.1929, Öl auf Leinwand, signiert, 41 x 54 cm) zu nennen.

In den Katalogen der Dorotheums-Auktionen der Jahre 1938 bis 1945 konnte bislang kein Gemälde ausfindig gemacht werden, das mit dem in Rede stehenden Werk identisch sein könnte. Auch die oben genannte (Inventar)Nummer des Dorotheum (19246-22) mag eher für einen früheren Verkauf sprechen. So konstatierten die United States Forces in Austria am 24.01.1949, dass die erste Auktion des Dorotheum nach dem sogenannten „Anschluss“ Österreichs die Nummer 211.221 getragen habe, so dass die fünfstellige 19246 eine frühere Auktion bezeichnet haben könnte.3 In Sophie Lillies Handbuch „Was einmal war. Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen Wiens“ ist Richard Schmal nicht verzeichnet.4

Wann und auf welchem Weg das Werk von Adolf Hitlers „Sonderauftrag Linz“ erworben wurde, ist bislang unklar. Die vom Sonderauftrag vergebene Inventarnummer 1075 deutet auf einen Erwerb um 1940 hin. Die amerikanischen Streitkräfte stellten das Werk am 02.07.1945 im Salzbergwerk Altaussee sicher und überführten es in den Münchner Central Collecting Point. Am 10. Juni 1949 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980), der den Bestand 1952 treuhänderisch an die bundesdeutsche Treuhandverwaltung von Kulturgut weitergab. Auf Grundlage von Artikel 134 Grundgesetz ging das Gemälde 1960 als ehemaliges Reichsvermögen in Bundesvermögen über.

Die Provenienz des hier in Rede stehenden Gemäldes ist bislang ungeklärt.

Stand: 2012

1 Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 9 (41.1984), S. 45.
2 Karteikarte BADV zu Mü-Nr. 2277/1

3 United States Forces in Austria an Office of Military Government for Bavaria, 24.01.1949, in: BArch B 323/331, Fol. 133.

4 Sophie Lillie, Was einmal war. Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen Wiens, Wien 2003.

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