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Kaulbach, Friedrich August von

Damenbildnis

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Leinwand
Maße 70,8 x 55,8 cm
Münchener-Nr. 2278/1
Linz-Nr. 558
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Friedrich August von Kaulbach (1850-1920), der einer weit verzweigten Malerfamilie entstammte, profilierte sich als Maler, Zeichner, Graphiker und Radierer vor allem in den Gattungen Porträt, Genre, Landschaften, Stillleben und Karikatur.1 Bevorzugte Themen waren Tanz und Musik, Mythologie, Religion, Krieg und Tod. Nach der Übersiedlung nach München im Jahre 1871 bewegte sich der von der vornehmen Münchener Gesellschaft hochgeschätzte „Malerfürst“ im Kreise seiner Künstlerkollegen Wilhelm von Diez, Franz von Lenbach und Hans Makart. 1886 wurde Kaulbach zum Direktor der Münchner Akademie ernannt. Besonders begehrt waren seine Porträts, da er es vermochte, den momentanen Eindruck seiner Auftraggeber im Bildnis festzuhalten, wobei er sich ebenso wie Lenbach der Fotografie bediente.

Provenienz

Zeittafel
Erworben von der Galerie Almas-Dietrich, München, direkt von Frieda von Kaulbach, München, aus dem Nachlass ihres verstorbenen Mannes (Aussage Almas-Dietrich am 14.8.1951)2
Nach Juli 1938 Von dort für den „Sonderauftrag Linz“ erworben 
Vorgesehen für Kremsmünster 

Die Treuhandverwaltung von Kulturgut beim Auswärtigen Amt (TVK) ermittelte zur Provenienz des Gemäldes, dass dieses zu einem auf der Property Card nicht näher bezeichneten Zeitpunkt von der Münchener Galerie Maria Almas-Dietrich für die Sammlung „Sonderauftrag Linz“ erworben wurde.3 Maria Almas-Dietrich gab am 14. August 1951 darüber hinaus zu Protokoll, dass sie das Gemälde „von Frau v. Kaulbach, München“ erworben hatte.4

Die neuen Recherchen zur Provenienz des Gemäldes erbrachten folgende Hinweise:
Die im August 1949 von Maria Almas-Dietrich getätigte Aussage zur Herkunft des Gemäldes konnte im Werkverzeichnis zu Friedrich August von Kaulbach von Klaus Zimmermanns (1980) bestätigt und ergänzt werden.5 Zimmermanns datiert die Entstehung der Portraitstudie auf 1915. Nach Mitteilung der Familie des Künstlers hat „Kaulbach (...) die unbekannte Dargestellte im Zug gesehen und später aus der Erinnerung gemalt.“6 Bezüglich der Provenienz verweist Zimmermanns ebenfalls darauf, dass das Gemälde aus dem Nachlass des Künstlers, von Frieda von Kaulbach über die Galerie Almas-Dietrich, München „in Reichsbesitz“ und somit in die Sammlung „Sonderauftrag Linz“ gelangte.7 Zu welchem Zeitpunkt Maria Almas-Dietrich das Kunstwerk aus dem Nachlass erworben hatte und ob das Gemälde zuvor im Kunsthandel angeboten wurde, konnte Zimmermanns trotz intensiver Recherchen nicht ermitteln.8

Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass die Münchener Galeristin Maria Almas-Dietrich dieses Portrait zusammen mit vierzehn weiteren Gemälden im Jahre 1941 direkt von der Witwe des Künstlers aus dem Nachlass erworben hat. Diese Kunstwerke besitzen bis auf eine Ausnahme Linzer Inventarnummern zwischen 2075 und 2093, was ein Beleg dafür sein kann, dass diese Werke im Konvolut angekauft wurden.9 Das hier zu behandelnde „Damenbildnis“ erhielt die Linzer Inventarnummer 558/480 und scheint demnach zu einem früheren Zeitpunkt von Almas-Dietrich angekauft worden zu sein.
Forschungen zum persönlichen Nachlass von Friedrich August von Kaulbach ergaben darüber hinaus, dass dieser verlorengegangen ist, so dass dieser bedeutenden Quelle keinerlei weitere Informationen zur Provenienz des Gemäldes zu entnehmen sind.10 In Bundesbesitz befinden sich insgesamt 29 Kunstwerke des Friedrich August von Kaulbach. Wenigstens fünfzehn dieser Werke, darunter das „Damenbildnis“ wurden von der Sammlung „Sonderauftrag Linz“ über die Münchener Galeristin Maria Almas-Dietrich aus dem Nachlass des Künstlers von dessen Witwe Frieda Kaulbach erworben.11 Trotz intensiver Recherchen in deutschen Ausstellungs- und Auktionskatalogen der Jahre bis 1945 konnte nicht ermittelt werden, ob sich das Gemälde, vor seinem Ankauf durch die Münchener Galeristin Maria Almas-Dietrich im Kunsthandel befand.

Nach Auskunft des leihnehmenden Museums befindet sich auf der Rückseite des Kunstwerkes auf dem Keilrahmen oben links in blauer Farbe die Nummer „9220“, die in der Folge nicht identifiziert werden konnte. Mittig in schwarzer Tinte eine weitere Nummer „76“. Die sogenannte „K-Nummer“ in schwarzer Farbe „1217“ und nicht wie auf der Property Card „K574“. Handschriftlich mit blauer Kreide ist auf dem rechtseitigen Keilrahmen vermerkt: „Fr. von Kaulbach“, was die Herkunft aus dem Nachlass des Künstlers bestätigt. Oben rechts befindet sich darüber hinaus ein weißer Aufkleber der Galerie Maria Dietrich, München.

Die Recherchen zur Münchener Galerie Maria Almas-Dietrich verliefen ergebnislos, da keine Akten in Münchener Archiven überliefert sind.12 Angesichts dieser lückenhaften Archivlage konnte auch hier nicht geklärt werden, wann und von wem Maria Almas-Dietrich das Kunstwerk erworben hat. Dem 1991 erschienenden „Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates“ konnte darüber hinaus entnommen werden, dass zudem keine Unterlagen der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste für München überliefert sind.13

Zusammenfassend ist davon auszugehen, dass die Münchener Galeristin Maria Almas-Dietrich das „Damenbildnis“ aus dem Nachlass des Künstlers und somit aus Familienbesitz erworben hat, bevor sie es an die Sammlung „Sonderauftrag Linz“ weiterverkauft hat.
Ein NS-verfolgungsbedingter Verkauf des Gemäldes ist nicht ersichtlich, zumal alle relevanten Quellen ausgewertet worden sind. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.

Stand: 2010

1 Zum Künstler vgl. u.a. Lehmann/Riemer 1978; Zimmermanns 1980; Rosenberg 1900; Friedrich August von Kaulbach 1911.
2 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 2278/1. Weitere auf der Karte vermerkte Inventarnummer: K-Nr. 574.
3 Vgl. Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) Berlin, Property Card, Mü-Nr. 2278/1. Die Recherchen wurden im Auftrag des BADV von Frau Dr. Vanessa Voigt durchgeführt.
4 Aussage von Maria Almas-Dietrich vom 14.08.1951, BArch, B 323/331, Kunsthändler A-J, Almas-Dietrich. Vgl. hierzu: BArch, B 323/651, Restitutionskartei.
5 Klaus Zimmermanns, Friedrich August von Kaulbach (1850-1920). Monographie und Werkverzeichnis, München 1980, Kat. 498, Abb. S. 148. Zimmermanns datiert die Entstehungszeit des Kunstwerkes auf 1915. In der weiteren Literatur zum künstlerischen Werk von Friedrich August von Kaulbach konnte das Gemälde mit diesem Titel nicht nachgewiesen werden. Vgl. hierzu u.a.: Pietsch, Ludwig, Friedrich August von Kaulbach, München 1897; Adolf Rosenberg, Friedrich August von Kaulbach, Bielefeld/Leipzig 1900; Friedrich August von Kaulbach Gesamtwerk, hrsg. von Fritz von Ostini, München 1911; Wolter, Franz, Fritz August von Kaulbach, in: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst, 27.1913, Mün-chen 1913, S. 1-24; Evelyn Lehmann, Elke Riemer, Die Kaulbachs. Eine Künstlerfamilie aus Arolsen, Arol-sen 1978.
6 Mitteilung von H. Schoonderbeek - von Kaulbach. Siehe hierzu: Klaus Zimmermanns, Friedrich August von Kaulbach (1850-1920). Monographie und Werkverzeichnis, München 1980, Kat. 498.
7 ebd.
8 Klaus Zimmermanns, Friedrich August von Kaulbach (1850-1920). Monographie und Werkverzeichnis, München 1980, Kat. 257, Abb. S. 122.
9 Im Jahre 1941 erwarb Maria Almas-Dietrich insgesamt vierzehn Gemälde von Frieda von Kaulbach aus dem Nachlass von deren verstorbenen Mann. Die Münchener Galeristin verkaufte diese Gemälde im Januar 1942 vermutlich en bloc an die Sammlung „Sonderauftrag Linz“, darunter die Münchener-Nummern: 10739; 10792; 13393; 1541/1; 1541/2; 45062; 8596; 9211; 9220; 9327; 9756; 9826; 11180 und 45072.
10 Mitteilung von Mayen Beckmann an die Oberfinanzdirektion Berlin, Berlin, 23.04.2001.
11 Zu einem früheren Zeitpunkt erwarb Maria Almas-Dietrich vermutlich ebenfalls aus dem Nachlass Kaulbachs von dessen Witwe Frieda Kaulbach das Gemälde „Damenbildnis“, Mü-Nr. 2278/1.
12 Folgende in Frage kommenden Münchener Archive besitzen keine Unterlagen zur Galerie Maria Almas-Dietrich: Staatsarchiv München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Wirtschaftarchiv München. Lediglich das Stadtarchiv verfügt über eine Gewerbekarte der Galerie Almas. Mitteilung des Stadtarchiv München vom 8.05.2008.
13 Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates 1991, bearb. von Heinz Boberach, München, London, New York, Paris 1991.

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