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Koekkoek, Barend Cornelis

Eichenwald mit Wasser und Staffage

Entstehungsjahr 1828
Technik Öl auf Holz
Maße 43,5 x 52,5 cm
Münchener-Nr. 2281/1
Linz-Nr. 2929/1119
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Barend Cornelis Koekkoek (1803–1862) war ein holländischer Landschaftsmaler und Lithograf.[1] Aus einer bekannten Malerfamilie stammend, gründete er im Jahre 1841 eine Zeichenakademie in Kleve. Koekkoek, in dessen Œuvre Wald-, Busch- und Winterlandschaften vorherrschen, zählte seinerzeit zu den bedeutendsten Malern dieser Sujets.

Das Gemälde zeigt eine Waldlandschaft, durch die ein Flusslauf führt. In der Schneise am Ufer sind zentral zwei Personen zu erkennen.[2] Während die rechte Bildseite von Bäumen eingenommen wird, scheint links oben der wolkenbehangene Himmel stellenweise blau hervor.

Das Werk ist unten links signiert „B. C. Koekkoek“, jedoch nicht datiert. Trotz vorhandener Signatur scheint es sich bei dem Gemälde nicht um ein Original des Künstlers zu handeln.[3]

Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: weißes, blau umrandetes Etikett mit perforiertem Rand „2929/1119“ (Linz-Nr.); in Bleistift „2“ (nicht identifiziert); „6266“ (nicht identifiziert); Etikett, in blauer Fettkreide „2281/1“ (Mü-Nr.), darunter in Maschinenschrift „Koekoek, Barend Cornelius / geb. 1803 in Middelbourg / gest. 1862 in Cleve / Beruehmter Landschafter, arbeitete / speziel fuer den hol. Koenig. / Seine Werke befinden sich in allen / bedeutenden Museen (nicht identifiziert); in Gelb „17“ (nicht identifiziert); blau umrandetes Etikett „[…]885“ (nicht identifiziert); weißes Etikett, mit Reißzwecke befestigt „2281/1 (2929)“ (Mü-Nr., Linz-Nr.); Etikett „295“ (nicht identifiziert); in Weiß „394“ (nicht identifiziert); weißes Etikett „(1) Mü. Nr: 2281/1 / Koekoek, Barend / Eichenwald mit Wasser und Staffage / Holz, 43,5 x 52,5 cm / Schätzwert: 3.000,- DM“ (nicht identifiziert); in Schwarz, dreimal „K1486“ (Kremsmünster); Fragment eines vergilbten Etiketts [nicht lesbar].

Das Gemälde ist nicht im Werkverzeichnis von Gorissen (1962) enthalten.[4]

[1] Für das Folgende vgl. Ulrich Thieme/Felix Becker (Hgg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 21/22, Leipzig 1999, S. 127f.

[2] Laut Property Card der Ministerpräsidentenkartei handelt es sich bei den Personen um Fischer. Vgl. Bundesarchiv (BArch), Koblenz, B323/763, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 2281/1, „Subjekt: Brook in a forest with fishermen“.

[3] Laut Mitteilung des Barend Cornelis Koekkoek Haus, Kleve vom 14.01.2019.

[4] Vgl. Friedrich Gorissen, B. C. Koekkoek 1803–1862. Werkverzeichnis der Gemälde, Düsseldorf 1962.

Provenienz

 

Zeittafel
(…)Ungeklärt
bis 1938Kunsthandlung Eysser, München, Erwerbsweg ungeklärt
1938–17.06.1943Kunsthandlung Maria Gillhausen, München, Erwerbsweg ungeklärt
17.06.1943–Juli 1943Galerie Almas, München, Erwerbsweg ungeklärt
Ab Juli 1943Reichsvermögen („Sonderauftrag Linz“), Ankauf
Ab 02.07.1945Amerikanische Militärregierung, Central Collecting Point München, Sicherstellung
Seit 1949Bundesrepublik Deutschland, Übergang gemäß Art. 134 GG

Das Gemälde befand sich bis zum Jahre 1938 im Bestand der Kunsthandlung Eysser in München.[1] Diese wurde im November 1928 mit Räumen in der Münchener Prinzregentenstraße gegründet und von Karl Eysser (1887–?) und seiner Ehefrau Margarete Eysser (?–?), geborene Michels, geführt.[2] Laut Gewerbekarte im Stadtarchiv München war das Ehepaar Eysser katholischen Glaubens. Trotzdem wurde Karl Eysser die Aufnahme in die Reichskammer der bildenden Künste im Jahre 1941 verwehrt, da er während des Ersten Weltkriegs fahnenflüchtig war und 1914 eine Jüdin geheiratet hatte.[3] Die Ehe wurde jedoch 1926 geschieden.

Von der Kunsthandlung Eysser wurde das Gemälde im Jahre 1938 durch die Kunsthandlung Maria Gillhausen in München erworben.[4] Maria Gillhausen (1889–1948) begann ihre berufliche Laufbahn als Sekretärin in der Galerie Caspari in München.[5] Nachdem dem Ende ihrer Anstellung im Jahre 1931 war sie als selbständige Kunsthändlerin tätig und konnte im Jahre 1940 einen Jahresumsatz von über einer Million Reichsmark vorweisen. Gillhausen führte Geschäfte im besetzten Frankreich und verkaufte unter anderem an Parteistellen. Im Mai 1941 eröffnete sie in der Münchener Leopoldstraße unter eigenen Namen ihre erste Kunsthandlung.[6] Am 6. Februar 1942 beantragte die Reichskammer der bildenden Künste zur Aufnahme Gillhausens eine politische Beurteilung, die positiv ausfiel. Vor allem der Bayerischen Staatsgemäldesammlung unterbreitete sie zahlreiche Angebote. Weitere geschäftliche Kontakte unterhielt Gillhausen zu Walter Bornheim (1888–1971), dem akkreditierten Einkäufer Hermann Görings (1893–1946).

Von der Kunsthandlung Maria Gillhausen  wurde das Gemälde am 17. Juni 1943 durch die Münchener Kunsthändlerin Maria Almas-Dietrich (1892–1971) erworben. Aufgrund der lückenhaften Archivlage konnte der Umstand der Erwerbung nicht abschließend geklärt werden.[7] Die Kunsthandlung Maria Gillhausen ist ebenso wie die Kunsthandlung Eysser als Zulieferer für Maria Almas-Dietrich bekannt.[8]

Almas-Dietrich, geborene Dietrich, betrieb nach eigenen Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.[9] Im Jahre 1921 heiratete sie den türkischen Staatsbürger Ali Almàs-Diamant und trat zum Judentum über. Seit 1926 lebten sie jedoch in Trennung, 1937 erfolgte die Scheidung. Der Name „Almas“ blieb jedoch für die Galerie erhalten. Nach eigenen Angaben lernte Almas-Dietrich im Jahre 1936 Heinrich Hoffmann (1885–1957), den Fotografen Adolf Hitlers, kennen und erhielt über diesen erste Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Fortan entwickelte sie sich zu den aktivsten Vermittlern von Kunst an die Nationalsozialisten. Zwischen 1936 und 1944 verkaufte Almas-Dietrich über eintausend Kunstwerke an Hitler und zählt damit zu den Kunsthändlern mit der größten Anzahl an Hitler verkauften Kunstwerken. Am 15. Januar 1940 wurde sie aufgrund einer eidesstattlichen Erklärung, dass sie keine Jüdin sei, im Deutschen Reich eingebürgert. Nach der Zerstörung ihrer Galerie bei einem Luftangriff am 20. April 1944 wurde der Betrieb in die eigene Villa an der Gustav-Freytag-Str. 5 im Herzogpark verlagert. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm Maria Almas-Dietrich nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA&A ausgewertet.[10]

Von Almas-Dietrich wurde das Gemälde im Juli 1943 durch das Deutsche Reich für RM 57.000,- für den „Sonderauftrag Linz“ erworben und erhielt die Linz-Nummer 2929/1119.[11]

Die Nummer K 1486 auf der Property Card sowie die mehrfache Aufschrift „K1486“ auf der Bildrückseite weist auf die Lagerung des Gemäldes im Depot Kremsmünster hin.  Das beschlagnahmte Stift Kremsmünster in Österreich war das erste Auslagerungsdepot des „Sonderauftrages Linz“. Ab Mai 1941 wurden hier Kunst- und Kulturgüter untergebracht, die für das „Führermuseum“ erworben wurden.  Aus Sorge vor Luftangriffen, wurde das Depot bereits 1943 aufgelöst und dort gelagerte Objekte zunächst in Depots in Hohenfurt sowie Thürntal umgelagert.

Um das Werk vor Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 2. Juli 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[12] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls  bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.

Über die angegebenen Quellen hinaus wurde die einschlägige Literatur zum Künstler[13] sowie Datenbanken zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge überprüft.[14] Hieraus ergaben sich keine weiteren Hinweise zum Objekt.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt nach dem bisherigen Kenntnisstand die Provenienz ungeklärt.

Bearbeitungsstand: 2021

 

[1] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes (KVdB), Property Card des CCP München, Mü-Nr. 2281/1.

[2] Für das Folgende vgl. Stadtarchiv (StdA), München, Gewerbekarte der Kunsthandlung Karl Eysser.

[3] Für das Folgende vgl. BArch, Berlin, BDC, RK-G 17, Akten der Reichskulturkammer zu Karl Eysser.

[4] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, KVdB, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 2281/1, „Auskunft Eysser Mai 1951 und Konsul Wüster 19.7.51“.

[5] Für das Folgende vgl. Sebastian Peters, Die Galerie Caspari in München, 1913–1939, Netzwerke und Handlungsspielräume einer jüdischen Kunsthändlerin im Nationalsozialismus, München 2016, S. 14, 20 und 85f.

[6] Für das Folgende vgl. Vanessa-Maria Voigt, Kunsthändler und Sammler der Moderne im Nationalsozialismus. Sammlung Sprengel 1934–1945, Berlin 2007, S. 183.

[7] Folgende Archive besitzen keine Unterlagen zur Galerie Almas: Staatsarchiv München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Bayerisches Wirtschaftsarchiv München. Lediglich das Stadtarchiv verfügt über eine Gewerbekarte der Galerie Almas. Vgl. Auskunft des StdA, München vom 08.05.2008.

[8] Vgl. Hanns Christian Löhr, Das Braune Haus der Kunst. Hitler und der „Sonderauftrag Linz“, Berlin 2016, S. 105f.

[9] Vgl. Bayerisches Wirtschaftsarchiv, München, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.

[10] Vgl. National Archives and Records Administration (NARA), College Park, Maryland, Record Group 260, 519, Box 445.

[11] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, KVdB, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 2281/1.

[12] Vgl. ebd.

[13] Ohne Treffer: Ausst.kat. Barend Cornelis Koekkoek 1803–1862. Prinz der Landschaftsmaler, Dordrechts Museum, Dordrecht, 18.05.–31.08.1997; Museum Haus Koekkoek, Kleve, 1997. Angelika Nollert/Guido de Werd, Barend Cornelis Koekkoek (1803–1862). Seine Familie, seine Schule und das Haus Koekkoek, Kleve 1994. Angelika Nollert, Barend Cornelis Koekkoek 1803–1862, Frankfurt am Main 2000. Ausst.kat. Gemalt für den König. B. C. Koekkoek und die luxemburgische Landschaft, Haus Koekkoek, Kleve, 23.09.2012–27.01.2013; Musée National d’Histoire et d’Art, Luxembourg, 21.02.–09.06.2013.

[14] Überprüft wurden: (1) Lost Art-Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com) [Abruf: 29.07.2019].

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