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Ortolani Damon, Giovanni Battista

Damenbildnis

Entstehungsjahr 1791
Technik Öl auf Leinwand
Maße 67,5 cm x 54 cm
Münchener-Nr. 2345
Linz-Nr. 2793
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Giovanni Battista Ortolani Damon (1755–1831) war ein italienischer Maler.[1] Im Jahre 1787 wurde er Mitglied der Akademie in Florenz. Werke des Künstlers befinden sich in den Uffizien in Florenz, im Museum in Parma sowie in der Städtischen Sammlung in Freiburg.

Das Gemälde zeigt das Brustbild einer Frau im Dreiviertelprofil nach links. Die Dargestellte hat langes lockiges Haar und trägt eine weiße Robe. Ihr rechter Arm liegt auf der Brust. Der Hintergrund ist nicht definiert und von einem dunklen Braunton.

Das Werk ist unten rechts signiert sowie datiert „J. B. Ortolani Damon fecit Dien 1791“.

Ein Werkverzeichnis des Künstlers konnte nicht ermittelt werden.

Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: in blauer Fettkreide „2345“ (Mü-Nr.); „2793“ (Linz-Nr.); in Schwarz „K1926“ (Kremsmünster); „J. B. Ortolani Damon, Vienna 1791“ (Künstler); „260 B Müller 1.9.1951“ (nicht identifiziert).

[1] Für das Folgende vgl. Ulrich Thieme/Felix Becker (Hg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 25/26, Leipzig 1999, S. 67. Die Lebensdaten des Künstlers wurden gemäß der neuesten Forschung korrigiert. Vgl. Giusi Fusco, Primo profilo biografico del pittore Giovanni Battista Ortolani Damon (Roma, 1755–1831), in: Ricerche di storia dell'arte, Heft 3, Rom 2019, S. 53–68.

Provenienz

Zeittafel
(…) 
Bis 27.12.1939Wolfgang Müller von Baczko (1894–1947), Meissen
27.12.1939–07.04.1943Julius Böhler (1860–1934), München
Ab 07.04.1943Reichsvermögen („Sonderauftrag Linz“)
Ab Sommer 1943Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee
02.07.1945Eingang in den Central Collecting Point München
Seit 1949Bundesvermögen

Das Gemälde war einst Teil der Sammlung von Wolfgang Müller von Baczko (1894–1947), Meissen.[1] Der Fachmann für Keramik und Porzellan war von 1921 bis 1925 als Direktionsassistent an der Staatlichen Porzellan-Manufaktur in Meissen tätig.[2] Am 1. November 1936 wurde er zum Direktor ernannt, jedoch im Jahre 1940 wieder entlassen. Laut Unterlagen im deutschen Bundesarchiv war  Müller von Baczko am Ersten Weltkrieg als Leutnant beteiligt sowie seit Juni 1937 Mitglied in der Schutzstaffel.[3] Wann und auf welchem Wege das Gemälde von Ortolani Damon in sein Eigentum gelangte ist derzeit nicht bekannt.

Aus der Sammlung Müller von Baczko wurde das Werk am 27. Dezember 1939 von Julius Böhler (1860–1934) erworben.[4] Hinweise auf einen NS-verfolgungsbedingten Verkauf des Werkes liegen nicht vor.

Die Münchner Kunsthandlung Julius Böhler wurde im Jahre 1880 vom gleichnamigen Kunsthändler (1860–1934) gegründet. Ab 1905 wurde sie im neu errichteten prachtvollen Stadtpalais und Geschäftshaus in der Briennerstraße von der Kunsthändlerfamilie Böhler sowie weiteren Teilhabern geleitet.[5] Zum Programm der Kunsthandlung gehörten insbesondere Möbel, Plastiken, Skulpturen, sowie Gemälde (Alte Meister) und Kunsthandwerk.[6] Angesichts der Qualität und Fachkompetenz gewann das Unternehmen ein hohes Ansehen bei Sammlern und Museen. Darüber hinaus zeichnete sich die Kunsthandlung durch ihre langjährigen und internationalen Kontakte aus. So verhalf Julius Böhler dem Berliner Kunsthändler Karl Haberstock (1878–1956) einen bedeutenden Anteil der Sammlung des deutsch-niederländischen Bankiers Fritz Gutmann (1886–1944) zu erwerben. In den Jahren 1933–1945  nutzten sein Enkel Julius Harry Böhler (1907–1979) sowie der Teilhaber Hans Sauermann (1885–1960) die Vorteile, die sich nicht-jüdischen Kunsthändlern durch die Ausschaltung ihrer jüdischen Konkurrenz und angesichts des größeren Angebots auf dem Kunstmarkt wegen der unter Verfolgungsdruck verkauften Kunstsammlungen boten. Neben einigen Erwerbungen für das Germanische Nationalmuseum kaufte die Kunsthandlung Böhler insbesondere für ihren eigenen Bestand oder auf Provisionsbasis bei Versteigerungen von Kunstsammlungen, die entzogen, beschlagnahmt, unter Zwang verkauft oder verschleudert wurden. Zum Beispiel auf den Auktionen der Restbestände der Münchner Kunsthandlung A.S. Drey und der umfangreichen Kunstsammlung Emma Budges (1852–1937), die von Paul Graupe (1881–1953) bzw. Hans W. Lange (1904–1945) in Berlin durchgeführt wurden. Ferner gab es direkte Ankäufe von jüdischen Sammlern, die während der NS-Zeit in Bedrängnis geraten waren.

Am 7. April 1943 verkaufte Böhler das Gemälde für RM 7.000,- an den „Sonderauftrag Linz“, wo es die Linz-Nummer 2793 erhielt.[7]

Die Nummer K1926 auf der Property Card sowie auf der Rückseite des Werkes weist auf dessen Lagerung im Depot Kremsmünster hin.[8] Das beschlagnahmte Stift Kremsmünster in Österreich war das erste Auslagerungsdepot des „Sonderauftrages Linz“. Ab Mai 1941 wurden hier Kunst- und Kulturgüter untergebracht, die für das „Führermuseum“ erworben wurden.[9] Aus Sorge vor Luftangriffen, wurde das Depot bereits 1943 aufgelöst und dort gelagerte Objekte zunächst in Depots in Hohenfurt sowie Thürntal umgelagert.[10]

Um das Werk vor Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 2. Juli 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[11] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls  bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt nach dem bisherigen Kenntnisstand die Provenienz ungeklärt.[12]

Bearbeitungsstand: 2020

[1] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 2345.

[2] Für das Folgende vgl. Gerhard Steinecke, Unser Meissen 1929–2004. 75 ohne Glanz und Glorienschein in  und um Schnabelweide, Meissen 2004, S. 32.

[3] Vgl. BArch Berlin, Überlieferungen des ehemaligen Berlin Document Center, R.u.S.-Fragebogen, Wolfgang Müller von Baczko, Meissen vom 04.11.1937 als Kopie im Archiv der KVdB.

[4] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 2345.

[5] Für das Folgende vgl. Findbuch des Bayrischen Wirtschaftsarchivs München, F 043 – Julius Böhler Kunsthandlung, München. URL: www.bwa.findbuch.net [Abruf 26.07.2019].

[6] Für das Folgende vgl. Timo Saalmann, Langjährige Kontakte. Die Münchner Kunsthandlung Julius Böhler, in: Gekauft – getauscht – geraubt? Erwerbungen zwischen 1933 und 1945, Nürnberg 2017, S. 24–37.

[7] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 2345.

[8] Vgl. ebd.

[9] Vgl. Kathrin Iselt, „Sonderbeauftragter des Führers“. Der Kunsthistoriker und Museumsmann Hermann Voss (1884–1969), Köln 2010, S. 217.

[10] Vgl. Hanns Christian Löhr, Das Braune Haus der Kunst. Hitler und der „Sonderauftrag Linz“. Kunstbeschaffung im Nationalsozialismus, Berlin 2016, S. 54.

[11] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, zugehörige Property Card des CCP München.

[12] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) LostArt Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com) [Abruf: 29.01.2019].

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