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Krüger, Franz

Pferdemarkt (Die Hufschmiede)

Entstehungsjahr o. J.
Technik Öl auf Leinwand
Maße 40,0 x 57,7 cm
Münchener-Nr. 2414
Linz-Nr. 2331
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Der Maler Franz Krüger, genannt Pferde-Krüger, lebte von 1797 bis 1857.[1] Er wurde wegen seiner volkstümlichen und lebensechten Porträts sowie Pferdebilder im Berlin der Biedermeierzeit bekannt. Im Jahre 1818 wurden Krügers Bilder erstmals in der Berliner Akademie der Künste ausgestellt, deren Mitglied er 1825 wurde. Gleichzeitig erfolgte die Ernennung zum königlichen Professor.

Das in Rede stehende Gemälde zeigt eine Hufschmiede vor deren Schutzdach im Mittelgrunde zahlreiche Reitpferde stehen. Abgebildet ist rechts ein Groom (Reitknecht), mit Fuchs und Rappen zur Schmiede reitend. Am linken Bildrand reitet ein Husar auf einem Schimmel von dort kommend.

Das Gemälde ist weder signiert noch datiert, jedoch im Standardwerk zu Krüger von Max Osborn (1910) als ein authentisches Werk des Künstlers verzeichnet.[2]

Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: in blauer Fettkreide „2414“ (Mü-Nr.).[3]

[1] Für das Folgende vgl. Ulrich Thieme/Felix Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 21/22, Leipzig 1999, S. 594–595.

[2] Vgl. Max Osborn, Franz Krüger 1797–1857, Velhagen & Klasing, Leipzig 1910, S. 9.

[3] Laut Property Card der Restitutionskartei zu Mü-Nr. 2414 ist im Feld „Identifying Marks“ vermerkt: “Hitler 2331”. Vgl. BArch, B323/653. Eine solche Beschriftung ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht auf dem Werk feststellbar.

Provenienz

Zeittafel
(…) 
1910Auguste Fitzau, Dresden
(…) 
1926Frau Mayer-Kruse, Berlin
(…) 
Spätestens seit 1929–08.05.1942Geheimrat Alexander Prentzel (1875–1955)
08.05.1942Reichsvermögen („Sonderauftrag Linz“), erworben beim Auktionshaus Hans W. Lange, Berlin
Ab Sommer 1943Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee
04.07.1945Eingang in den Central Collecting Point München
Seit 1949Bundesvermögen

Erstmalig nachgewiesen werden konnte das Gemälde „Die Hufschmiede“ von Franz Krüger in der Monografie zum Künstler von Max Osborn aus dem Jahre 1910. Hier ist es unter dem Titel „Pferdemarkt“ verzeichnet, die Provenienz lautet „Auguste Fitzau, Dresden“.[1]

Im Jahre 1926 wurde das Gemälde in der Berliner Nationalgalerie im Rahmen der Ausstellung „Ältere Berliner Kunst“ öffentlich gezeigt. Im zugehörigen Ausstellungskatalog erscheint Frau Mayer-Kruse aus Berlin-Wannsee als Eigentümerin.[2]

Als das Gemälde 1929 im Verein Berliner Künstler ausgestellt wurde, gehörte es zur Sammlung des Geheimen Regierungsrates Alexander Prentzel (1875–1955).[3] Prentzel arbeitete als Verwaltungsbeamter im Preußischen Staatsdienst und ab 1919 im Deutschen Kalisyndikat sowie im Reichskalirat.[4] Spätestens 1927 wurde er in den Vorstand des Deutschen Kalisyndikats in Berlin berufen.[5] Diese Funktion hatte er nachweislich noch im August 1945 inne.[6] Wann Prentzel das in Rede stehende Gemälde erwarb, ist nicht bekannt.[7]

Belegt ist ein Verkauf des Werkes am 8. Mai 1942 beim Auktionshaus Hans W. Lange in Berlin.[8] Als Teil der „Sammlung Geheimrat P.“ ist es im Auktionskatalog unter Los Nr. 75 verzeichnet und abgebildet.[9] Über die Reichskanzlei wurde es für den „Sonderauftrag Linz“ angekauft und erhielt dort die Linz-Nr. 2331.[10]

Um das Werk vor Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 4. Juli 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[11] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.

Die Provenienz ist geklärt.[12] Ein früherer NS-verfolgungsbedingter Vermögenverlust an diesem Kunstwerk kann ausgeschlossen werden.

Bearbeitungsstand: 2018

[1] Vgl. Osborn 1910, S. 9. Vgl. auch: Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 2414, Herkunft: „1910 Dresden, Frau Auguste Fitzau“.

[2] Vgl. Ausst.kat. Ausstellung älterer Berliner Kunst, Nationalgalerie Berlin, November 1926, Kat.Nr. 88. Ergebnislos blieben Recherchen zur Person Mayer-Kruse, Berlin-Wannsee.

[3] Vgl. Ausst.kat. Hundert Jahre Berliner Kunst, Verein Berliner Künstler, Berlin 1929, Kat.Nr. 816, Abb. o. S. Hier unter dem Titel „Pferdemarkt“ verzeichnet.

[4] Hans Günter Hockerts, Neue deutsche Biographie, Berlin 2001, Bd. 20, S. 699.

[5] Vgl. BArch Koblenz, R 10V/129.

[6] Vgl. Schreiben des BArch Koblenz an die Oberfinanzdirektion Berlin vom 09.10.2001.

[7] Ein Verfahren nach dem Rückerstattungsrecht zu Alexander Prentzel sowie mögliche Nachlassunterlagen konnten nicht recherchiert werden. Vgl. Verbundkatalog Kalliope, zentraler Sucheinstieg Nachlässe und Autographen in Deutschland, URL: http://kalliope.staatsbibliothek-berlin.de [Abruf: 23.08.2018].

[8] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 2414.

[9] Vgl. Auk.kat. Die Sammlung Geheimrat P., Berlin. Deutsche Meister des 19. Jahrhunderts, Hans W. Lange, Berlin, 08.05.1942, S. 17, Los 75, Abb. Tafel 18.

[10] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 2414.

[11] Vgl. ebd.

[12] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) LostArt Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com). [Abruf: 20.08.2018]

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