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von Brester, Ernst Adam Johann

Landschaft mit Schloss bei Sonnenuntergang

Entstehungsjahr 1820
Technik Öl auf Leinwand
Maße 60 cm x 85 cm
Münchener-Nr. 3671
Linz-Nr. Keine
Lost Art-ID 565896
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das hier interessierende Gemälde zeigt im Vordergrund eine Mauerruine. In der Bildmitte sind auf einem hohen Felsen ein Schloss und eine Burgruine abgebildet. Links ist ein Wald dargestellt.

Das Gemälde ist bezeichnet und datiert mit "E.v. Brester 48".
Hinter der og. Signatur verbirgt sich wahrscheinlich der Maler Ernst Adam Johann von Brester. Er war ein Portraitmaler in Wandsbek bei Hamburg (geb. 1820).1

Provenienz

Zeittafel
Vorbesitzer: Hans Posse 
am 8. März 1943 aus dem Nachlass des Kunsthistorikers und Sonderbeauftragten des "Sonderauftrages Linz", Hans Posse, für die Sammlung „Sonderauftrag Linz“ erworben2  

Die TVK München ermittelte, dass das vorliegende Gemälde aus dem Nachlass von Hans Posse am 8. 3. 1943 erworben wurde.3
Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes: Die umfassende Recherche im Bundesarchiv hat keinen einzigen Archivnachweis ergeben. Am 8. 3. 1943 wurde bereits der Transport des Posse-Nachlasses von Hellerau nach Kremsmünster berechnet, der Erwerb der Sammlung muss demzufolge etwas früher stattgefunden haben.4

Hans Posse (1879-1942) war promovierter Kunsthistoriker und seit 1910 Leiter der staatlichen Gemäldegalerie Dresden. Er geriet nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zunehmend unter Druck, da er sich für Künstler und Werke einsetzte, die nach nationalsozialistischer Ideologie als entartet galten.5 Eine im April 1933 beantragte NSDAP-Mitgliedschaft wurde wegen seines Einsatzes für moderne Malerei abgelehnt, seine Ehefrau war seit 1930 Parteimitglied. 1935 wurde er ins Führerlexikon aufgenommen.6

Im Juni 1938 war Posse „vom sächsischen Ministerium für Volksbildung wegen seiner Ankäufe „entarteter Kunst“ gezwungen worden, seine vorzeitige Pensionierung zu beantragen“.7 Durch direktes Eingreifen Hitlers wurde er wieder in sein Amt eingesetzt und erhielt am 21. Juni 1939 den Auftrag zur Einrichtung des Führermuseums Linz („Sonderauftrag Linz“).8 Zur Erfüllung dieser Aufgabe begutachtete und verteilte Posse sichergestellte, beschlagnahmte9 , erbeutete oder zwangsverkaufte Kunstwerke auf Museen des Großdeutschen Reichs. Zudem verfügte er über einen Etat zum Ankauf von Objekten über den Kunsthandel.10

Durch Zwangsverkauf wurden Kunstwerke den ursprünglichen Eigentümern unter dem Anschein von Rechtsstaatlichkeit nach einer Verordnung von 1938 entzogen. Das mit dem Verfahren betraute Reichswirtschaftsministerium zahlte, wenn überhaupt Gelder flossen, nur geringe Beträge. Davon profitierten lt. Hanns Christian Löhr besonders hohe NS-Funktionäre, die sich auf diese Weise günstig Kunstobjekte sichern konnten.11 Durch die tiefe Verstrickung Posses in die Systeme der nationalsozialistischen Kunstbeschaffung, liegt die Vermutung nahe, dass er auch für seine private Kunstsammlung direkt oder indirekt davon profitierte.
Nach seinem Tod am 7. Dezember 1942 erhielt Hans Posse auf Befehl Hitlers ein Staatsbegräbnis.12

Weitere Erkenntnisse zur Provenienz des og. Gemäldes liegen derzeit nicht vor.

Stand: 2011

1 Ortsfamilienbuch Wandsbek (Manuskript), Brüggemann, Siegert, Dörling, 1940/1980/1990, laut Publikation von Peter Dörling zu den Familien im Kirchenspiel Wandsbek.
2 BADV Berlin, Property Card, mü 3671. Vgl. auch BArch, B323, LF: I/69/455; XXXVI/50; 457-B-99 Posse.
3 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, mü 3671. Weitere auf der Karteikarte vermerkte Nummern lauten Aussee 2409 und K 1818 P.
4 BArch Koblenz, B 323/69/454 [LF I/69/455] (Rechnung über Transport des Nachlasses Posse von Hellerau nach Kremsmünster vom 8. 3. 1944); B 323/167/44 [LF XXXVI/50] (Zahlungsnachweis für Slg. Posse über RM 125.000 vom 9. 3. 1943), B 323/518 NL Hans Posse.
5 Löhr, Hanns Christian, Das braune Haus der Kunst, Berlin 2005, S. 21.
6 Klee, Ernst, Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankf./M. 2007, S. 463f.
7 Schwarz, Birgit, Hitlers Museum. Die Fotoalben Gemäldegalerie Linz: Dokumente zum „Führermuseum“, Wien u.a. 2004, S. 33.
8 Vgl. Löhr 2005, S. 29.
9 Vgl. ebd. S. 19f. Sichergestellt wurden die von geflohenen Österreichern zurückgelassenen Vermögenswerte, während durch Beschlagnahmungen politischen Gegnern ihr Eigentum unrechtmäßig entzogen wurde.
10 Vgl. ebd. S. 42.
11 Vgl. ebd. S. 34.
12 Vgl. ebd. S. 47.

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