Defregger, Franz von
Bauernszene am Herd
Entstehungsjahr | 1899 |
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Technik | Öl auf Leinwand |
Maße | 53 x 66,5 cm |
Münchener-Nr. | 3689 |
Linz-Nr. | 851 |
Lost Art-ID | 219660 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Franz Defregger wurde 1835 als Bauernsohn in Österreich (Tirol) geboren. Er war ein erfolgreicher Genre- und Historienmaler, der vor allem das Leben seiner Landsleute und Szenen aus dem Tiroler Volksaufstand von 1809 darstellte. Er malte im Stil der Münchener Schule, wobei sein persönlicher Stil durch die Lebendigkeit des Ausdrucks und eine warme, tonige Farbgebung geprägt ist.1 Nach dem Besuch einer Malschule und einem Auslandsaufenthalt studierte er bei dem Maler Karl von Piloty in München. Defregger gelangte mit seinen Gemälden zu großem Erfolg. Im Jahre 1878 erhielt er selbst eine Professur an der Münchener Kunstakademie. 1883 wurde er in den Adelsstand erhoben. Defregger starb am 02.01.1921 in München. Er hinterließ ca. 1400 Gemälde, darunter 450 Porträts von Mädchen und Frauen und 250 Männerporträts. Wegen der großen Nachfrage nach seinen Gemälden hat Defregger einige Kompositionen wiederholt dargestellt. Diese Auftragarbeiten gelten unter Kunsthistorikern jedoch eher als glatt und routiniert.
Bei dem mit „Defregger/99“ signierten Gemälde handelt es sich um ein Genrebild. Es hat die Maße 52,2 x 66,5 cm und ist in Öl auf Leinwand gemalt.
Provenienz
1938 | von der Kunsthandlung Arnold über Frau Gerty Troost für 1.500, - RM an das Deutsche Reich (Reichskanzlei) verkauft |
Das Gemälde wurde einer überlieferten Rechnung entsprechend am 10.11.1938 von der Kunsthandlung Arnold über Frau Gerty Troost für 1.500, - RM an das Deutsche Reich (Reichskanzlei) verkauft. Unter Vermittlung von Frau Troost, Witwe des Architekten Prof. Ludwig Troost, wurden verschiedentlich Gemälde an die Reichskanzlei in München verkauft.
Weder in den Veröffentlichungen von Adolf Rosenberg2 , noch in dem Werkverzeichnis von Hans Peter Defregger, einem Enkelsohn des Künstlers3 gibt es Hinweise auf frühere Eigentümer. Es wurde auch die Rückseite des Gemäldes untersucht, ohne dass entsprechende Hinweise gefunden wurden. Defregger selbst schrieb auf die Rückseite „ Jede Art der Vervielfältigung bleibt vorbehalten“.
Die von der früheren Treuhandverwaltung Kulturgut München ermittelten Angaben zur Provenienz beschränken sich auf den Erwerb des Gemäldes aus der Kunsthandlung Almas in München. Frau Almas-Dietrich hatte das Gemälde entsprechend ihrer Aussage vom 14.08.1951 von der Kunsthandlung A. Weinmüller in München erworben und an den „Sonderauftrag Linz“ verkauft. Die Höhe der Linz-Nummer verweist auf einen Ankauf zu Beginn des Jahres 1940.
Der Kunsthändler Adolph Weinmüller hatte im Jahre 1924 sein erstes Geschäft in München eröffnet. Bereits im Jahre 1935 gelang es ihm, dank seiner Beziehungen zu führenden Nationalsozialisten, das in München führende Kunstversteigerungshaus Hugo Helbing zu „arisieren“. Nach dem so genannten Anschluss wurde er dann auch Eigentümer des Wiener Kunstauktionshauses Samuel Kende. Die Eigentümer waren gezwungen ihre Kunsthandlung zu verkaufen. Es gelang Ihnen in die USA zu fliehen. Im Jahre 1948 wurde das Kunstversteigerungshaus an die früheren Eigentümer restituiert.
Anhaltspunkte dafür, dass das Gemälde von Defregger aus der Arisierung der Firma S. Kende stammt, liegen bisher nicht vor. Ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust an dem Gemälde kann jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Stand: 2008
1 Städtische Galerie Rosenheim 1983, Franz Defregger – ein Bauernsohn aus Tirol
2 Adolf Rosenberg „Defregger“ Verlag Velhagen und Klasing, Bielefeld und Leipzig,1900
3 H.P. Defregger, „Franz v. Defregger 1835-1921“, Rosenheimer Verlagshaus, 1983