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Bruyn , Bartholomäus

Bildnis eines Mannes (Johann Pastoir?) [Halbfigur eines 38jährigen Mannes aus der Familie Pastor]

Entstehungsjahr 1544
Technik Öl auf Holz
Maße 48 x 34 cm
Münchener-Nr. 4131
Linz-Nr. 2967
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Bartholomäus Bruyn d. Ä. (1493–1555) war ein deutscher Maler.[1] Er war seit dem Jahre 1515 in Köln tätig, wo er bis zu seinem Tode eine große Werkstatt unterhielt und in den Jahren 1549 und 1552 auch als Ratsherr wirkte. Zu seinen Frühwerken gehört die Anbetung des Kindes von 1516, das sich heute im Frankfurter Städelinstitut befindet. Die großen Altäre in Essen (1522–1525) und Xanten (1529–1534) sowie das Marienbild des Herzogs von Kleve in Berlin (1530) zählen zu den Hauptwerken des Künstlers. Während sich Bruyns anfänglich an den niederländischen Meistern orientierte, war sein Spätwerk von italienischen Vorbildern geprägt. Hervorzuheben ist seine Tätigkeit als Porträtmaler. Nach 1535 ist Bruyns der einzige Meister Nordwestdeutschlands von überlokaler Bedeutung.

Das Gemälde zeigt einen Mann in Halbfigur nach rechts. Der Dargestellte trägt ein weißes Hemd mit Stehkragen und eine rotes Gewand, darüber einen pelzbesetzten Überwurf sowie eine Kappe. In seiner rechten Hand hält er weiße Handschuhe.[2] Auf Kopfhöhe befindet sich in der linken Bildhälfte ein Wappen, in der rechten die Inschrift „ANNO.DNI.1544 / Aetatis SVE.38“. Laut Werktitel handelt es sich um einen 38-jährigen Mann aus der Familie Pastoir. Das Gemälde bildet das Gegenstück zu einem Porträt der Maria Pastoir (1493–?), geborene Unverdorben, aus der Hand desselben Künstlers, das sich heute im Wallraf-Richartz-Museum in Köln befindet.[3] Es kann daher vermutet werden, dass es sich bei dem Dargestellten um Johann Pastoir (1506–um 1568) handelt, dem Ehemann von Maria Pastoir.[4] Auf der Rückseite trägt das Gemälde die Darstellung eines nackten Knabens mit Totenkopf und Sanduhr. Darüber ist ein goldgerahmtes Schild zu sehen mit der Aufschrift „Hodie michi, cras tibi.“ [Heute mir, morgen dir.] Das Gemälde schließt an der oberen Bildkante in einem Rundbogen.

Das Werk ist nicht signiert, jedoch datiert „1544“.

Ein Werkverzeichnis des Künstlers konnte nicht ermittelt werden.

Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: auf Rahmen, in blauer Fettkreide „4131“ (Mü-Nr.); in Schwarz „K1980“ (Kremsmünster); in Weiß, handschriftlich „269“  (alte Inventarnummer Wallraf-Richartz-Museum, Köln); in weißer Kreide „2967“ (Linz-Nr.); auf Bildträger, in Weiß, handschriftlich „W. R. M. 269" (alte Inventarnummer Wallraf-Richartz-Museum, Köln);[5] weißes Etikett mit rundem Stempel [unbeschriftet] (nicht identifiziert).

[1] Für das Folgende vgl. Wolfgang Braunfels, Bruyn, Bartholomäus der Ältere, in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 692. URL: www.deutsche-biographie.de/pnd118674935.html#ndbcontent [Abruf: 24.03.2020].

[2] Ursprünglich hielt die linke Hand einen Brief, der jedoch zu einem unbekannten Zeitpunkt übermalt wurde. Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 4131.

[3] Vgl. ebd. und Auskunft des Wallraf-Richartz-Museums, Köln vom 02.03.2001.

[4] Vgl. ebd. und Frank Günter Zander, Katalog der Altkölner Malerei, Köln 1990, S. 64.

[5] Im Museumsinventar aus dem Jahre 1915 wird das Gemälde unter der Nummer „263“ geführt. Im Inventar von 1925 erscheint es erstmals unter der Nummer „263“. Vgl. Zehnder 1990, S. 64.

Provenienz

Zeittafel
(…) 
Um 1800–1824Ferdinand Franz Wallraf (1748–1824), Köln
1824–01.02.1943Stadt Köln, Wallraf-Richartz-Museum
01.02.–25.08.1943Galerie für Alte Kunst, München, erworben durch Tausch
Ab 25.08.1943Reichsvermögen („Sonderauftrag Linz“)
Ab 1943Eingang in das Kloster Kremsmünster
Ab Sommer 1943Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee
13.07.1945Eingang in den Central Collecting Point München
Seit 1949Bundesvermögen

Das Gemälde war einst Teil der Sammlung von Ferdinand Franz Wallraf (1748–1824), Köln. Nach dessen Tod wurde es Eigentum der Stadt Köln und gelangte in den Bestand des Wallraf-Richartz-Museums. Das historische Bestandsverzeichnis des Museums bestätigt den Eingang des Gemäldes im Jahre 1824.[1]

Als Gegenstand eines Tauschgeschäfts zwischen dem Wallraf-Richartz-Museum und der Münchener Galerie für Alte Kunst gelangte das Werk am 1. Februar 1943 in den Bestand der Kunsthandlung.[2]

Die Galerie für Alte Kunst wurde im Jahre 1936 von Walter Bornheim (1888–1971) mit Geschäftsräumen in der Briennerstraße 13 in München gegründet.[3] Bornheim studierte in England und Frankreich und war anschließend in London und Brüssel, später in Köln als Kunsthändler tätig.[4] Als der im Nationalsozialismus als Jude verfolgte Kunsthändler Franz Drey (?–1952), Inhaber der Kunst- und Antiquitätenhandlung A. S. Drey in München, im Jahre 1936 emigrierte, übernahm Bornheim die Geschäfte mitsamt dem Lager an Kunstgegenständen für insgesamt RM 300.000,-.[5] Weiterhin verpflichtete er sich, eine Anzahl von Kunstwerken für Drey in Sicherheit zu bringen. Laut Einschätzung des Rechtsanwalts Günther Haase hatte Bornheim das Vermögen von Drey „bis über das Kriegsende hinaus korrekt verwaltet“. Bornheim unterhielt unter anderem Geschäftsbeziehungen zu Hermann Göring (1893–1946) sowie dem „Sonderauftrag Linz“, blieb jedoch unabhängiger Kunsthändler.[6]

Von der Galerie für Alte Kunst wurde das Gemälde am 25. August 1943 durch das Deutsche Reich für den Sonderauftrag Linz für RM 40.000,- erworben und erhielt die Linz-Nummer 2967.[7]

Die Nummer K1980 auf der Property Card sowie auf der Rückseite des Werkes weist auf dessen Lagerung im Depot Kremsmünster hin.[8] Das beschlagnahmte Stift Kremsmünster in Österreich war das erste Auslagerungsdepot des „Sonderauftrages Linz“. Ab Mai 1941 wurden hier Kunst- und Kulturgüter untergebracht, die für das „Führermuseum“ erworben wurden.[9] Aus Sorge vor Luftangriffen, wurde das Depot bereits 1943 aufgelöst und dort gelagerte Objekte zunächst in Depots in Hohenfurt sowie Thürntal umgelagert.[10]

Um das Werk vor Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 13. Juli 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[11] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls  bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.

Die Provenienz ist geklärt.[12] Ein früherer NS-verfolgungsbedingter Entzug an diesem Kulturgut kann ausgeschlossen werden.

Bearbeitungsstand: 2020

 

[1] Laut Auskunft des Wallraf-Richartz-Museums, Köln vom 02.03.2001 inklusive Kopie der Inventarkarte.

[2] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 4131. Das Werk wurde gegen eine Chartreser Madonna eingetauscht.

[3] Vgl. Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Proveana – Datenbank Provenienzforschung, Körperschaft, Galerie für Alte Kunst. URL: www.proveana.de/de/link/act10003857 [Abruf: 20.03.2020].

[4] Für das Folgende vgl. Günther Haase, Kunstraub und Kunstschutz, Bd. 1, Kunstraub und Kunstschutz, 2. Aufl., Norderstedt 2008, S. 249f.

[5] Zur Geschichte der Kunst- und Antiquitätenhandlung A. S. Drey, München siehe auch: Andrea Baresel-Brand (Hg.), Entehrt – Ausgeplündert – Arisiert. Entrechtung und Enteignung der Juden, Magdeburg 2005, S. 249.

[6] Vgl. Haase 2008, S. 137 und 250.

[7] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 4131. Siehe auch: Birgit Schwarz, Hitlers Museum. Die Fotoalben. Gemäldegalerie Linz. Dokumente zum „Führermuseum“, Wien/Köln/Weimar 2004, S. 170.

[8] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 4131.

[9] Vgl. Kathrin Iselt, „Sonderbeauftragter des Führers“. Der Kunsthistoriker und Museumsmann Hermann Voss (1884–1969), Köln 2010, S. 217.

[10] Vgl. Hanns Christian Löhr, Das Braune Haus der Kunst. Hitler und der „Sonderauftrag Linz“. Kunstbeschaffung im Nationalsozialismus, Berlin 2016, S. 54.

[11] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, zugehörige Property Card des CCP München.

[12] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) LostArt Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com). [Abruf: 14.10.2018]

Stand: 2020

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