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Guardi , Francesco de

Marktplatz in Venedig (Der Uhrturm am Markusplatz)

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Leinwand
Maße 41,5 x 54 cm
Münchener-Nr. 4332
Linz-Nr. 774/623
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde zeigt den Blick auf den Uhrturm, rechts S. Marco. Auf dem Platz um die Masten stehen Buden und Staffage.

Es ist mit "F.G." bezeichnet.

Dieses Gemälde ist nicht sicher von der Hand Guardis. Das Motiv wurde jedoch mehrfach von Guardi gemalt. Mehrere ähnliche Motive sind im Werkverzeichnis zu Guardi aufgelistet (Nr. 380 bis 384), darunter als Nr. 382 ein ähnlich großes Gemälde (Tafelmalerei Öl 62,5 x 89,5 cm) in Wien, Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste.1

Provenienz

Zeittafel
28. September 1938möglicherweise Galerie Heinemann Kunstwerk ID 43698, 1938 angeboten von Litthauer, Berlin
Kunsthandlung Nicolaus, München
Erworben von Galerie Almas, München
Vor 1939Ankauf durch die Reichskanzlei

Die TVK München ermittelte, dass die Galerie Almas, München, das Gemälde von der Kunsthandlung Nicolaus, München, erwarb und an die Reichskanzlei weiterverkaufte (Aussage Almas vom 14.8.1951).

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes:

Ein Gemälde mit fast identischen Maßen wurde unter dem Titel „Markusplatz bzw. Piazza di San Marco, Venezia“ der Münchner Galerie Heinemann am 28. September 1938 von der Kunsthandlung Litthauer in Berlin angeboten.2  Die Galerie lehnte den Erwerb ab, da sie die Authentizität bezweifelte, obwohl Hermann Voss die Abbildung in eine Reihe mit den in Wien befindlichen Gemälden stellte. Litthauer hatte wohl angegeben, dass sich das Gemälde früher in englischem Adelsbesitz befand. Zur Identität von Litthauer bieten die anderen Karteikarten aus dem Bestand der Galerie Heinemann weitere Informationen: 28 Kunstwerke wurden der Galerie von Litthauer angeboten, beginnend 1937, die meisten im Jahr 1938. Bei den anderen 30 Angeboten gibt es Hinweise auf ein Fräulein Litthauer in Berlin und bei einem Gemälde, das 1937 von der Galerie erworben wurde, wird der komplette Name der Anbieterin Elisabeth Litthauer mit der Adresse Graf Speestr. 24, Berlin angegeben.3 Im Berliner Adressbuch von 1938 ist diese Dame mit der Berufsbezeichnung Kunsthändlerin aufgeführt.4 1940 ist sie nicht mehr im Adressbuch Berlins genannt.

In ihrer Aussage vom 14. August 1951 erklärte die Kunsthändlerin Maria Almas jedoch, dass sie das Gemälde zu einem unbekannten Datum von der Kunsthandlung Nikolaus in München erworben hatte.5 Wahrscheinlich lag der Erwerb vor dem Jahr 1938, denn das Gemälde wurde unter der Linz-Nummer 774 registriert.
Kurt Nicolaus, Kunsthändler, war laut Adress/Telefonbuch bis 1943 in der Lotzbeckstraße 3 in München ansässig.6

Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach ihren Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.7 Nach ihren Angaben lernte sie 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Almas-Dietrich gehörte zu den aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm sie nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA ausgewertet.8
Diese Unterlagen scheinen in der Zwischenzeit verloren zu sein.

Aus der niedrigen Linznummer kann geschlussfolgert werden, dass das Gemälde vor 1939 erworben wurde.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Ein verfolgungsbedingter Vermögensverlust lässt sich bei diesem Gemälde daher nicht ausschließen.

Stand: 2010

1 Antonio Morassi: Francesco Guardi, Venedig 1993.
2 DKA Heinemann http://heinemann.gnm.de/de/kunstwerk-43698.htm.
3 DKA Heinemann – heinemann.gnm.de – Ausdrucke aller Litthauer/Littauer-Angebote-Verkäufe bei der Galerie Heinemann.
4 Berliner Adressbuch für 1938, 1939.
5 Aussage Almas BArch Koblenz B 323, Nr. 331.
6 Amtliches Fernsprechbuch für das Ortsnetz München für 1943.
7 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
8 NARA, RG 260, 519, Box 445.

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