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Achenbach, Andreas

Segelboote bei stürmischer See

Entstehungsjahr 1894
Technik Öl auf Holz
Maße 50 x 61 cm
Münchener-Nr. 4407
Linz-Nr. 1710
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Andreas Achenbach (1815-1910) erhielt seine Ausbildung zum Landschaftsmaler an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Wilhelm von Schadow.1 Auf seiner 1832 bis 1833 währenden Studienreise an die Ost- und Nordsee kam es zu einer ersten Begegnung mit Werken der alten holländischen Landschaftsmalerei. Besonders beeinflusst haben ihn Gemälde von Jacob Isaakson van Ruisdael und Allart van Averdingen.
Nach Achenbachs Rückkehr nach Düsseldorf und einem Intermezzo in München, ging er Ende der 1830er/Anfang der 1840er Jahre auf weitere Reisen in den Norden, die sein weiteres Schaffen deutlich prägen sollten. In der Folgezeit dominieren Seestücke sein Werk, in denen sich der Maler immer wieder mit den Naturelementen, dem Meer und der Küste auseinandersetzte.

Achenbach, dessen Werk anfangs vom Pseudo-Idealismus der Romantiker geprägt war, wurde zum Begründer des deutschen Realismus. Seine Landschaften sind von einer großen Naturverbundenheit gekennzeichnet.

Das Seestück zeigt ein aufgewühltes Meer, auf dem mehrere Segelschiffe gegen den Sturm und die hohen Wellen ankämpfen.

Provenienz

Zeittafel
Bis 30.9.1901Sammlung John Young, Dresden 
30.9.1901 Versteigerung Fleischmann, München, Kat.Nr. 1 an unbekannt 
6.7.1910 Helbing, Berlin, Kat. Nr. 1 versteigert an unbekannt 
1918 Galerie D. Heinemann, München 
Kaufmann und Generalkonsul Demetrius Pet. Coudoglou, Dresden 
13.3.1941 Auktion H.W. Lange, Berlin, Kat. Nr. 114, Abb. T 7, Einbringer C., Dresden, Schätzpreis 1.500 RM, verkauft für 3.800 RM, eingereicht zusammen mit 15 anderen Bildern
Mai 1941 Über Galerie Almas-Dietrich, München, vom „Sonderauftrag Linz“ für RM 4.000 erworben (kleine Kartei) 

Die TVK München ermittelte, dass die Marinedarstellung aus der Sammlung John Young, vermutlich Dresden, am 30. September 1901 in der Münchner Kunsthandlung Fleischmann versteigert worden ist.2 1918 veräußerte es die Münchner Galerie Heinemann an eine Person namens Cudalio in Dresden. Am 13. März 1941 ließ offenbar Cudalio das Gemälde bei Hans W. Lange versteigern, Kat. Nr. 114, Abb. T 7, und im Mai 1941 erwarb es Maria Almas-Dietrich für RM 4.000 für das Deutsche Reich.

Die erneuten Recherchen ergaben folgendes:3 Nach dem Klebezettel auf der Rückseite des Gemäldes wurde es auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1894 gezeigt. Sowohl im illustrierten als auch im unbebilderten Katalog ist es nicht nachweisbar. Auch in den wenigen Akten zur Großen Berliner Kunstausstellung im Geheimen Zivil-Kabinett Jüngere Periode ist es nicht dokumentiert.4
Am 30. September 1901 wurde das Gemälde unter dem Titel „Auf hoher See“ aus der Sammlung des Rentners John Young, Dresden, bei Fleischmann in München als Lot-Nr. 1 an unbekannt versteigert.5 Am 6. Juli 1910 kam es unter dem Titel „Marine. Fischerboot bei schwerem Wetter“ bei Helbing in Berlin für 3.780 Mark aus nicht genanntem Besitz zur Versteigerung.6

Nach Aussage Friedrich Zinckgrafs im Jahre 1951 kam das Gemälde 1918 zur Münchner Galerie D. Heinemann.7 Zinckgraf war ein langjähriger Mitarbeiter der Galerie und „arisierte“ die Kunsthandlung 1938/39. Nach Zinckgrafs Auskunft soll das Gemälde Achenbachs 1918 an einen „Cudalio“ in Dresden verkauft worden sein. In den Unterlagen der Galerie Heinemann, die heute im Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg liegen, ist weder das Gemälde Achenbachs noch ein Käufer mit dem Namen Cudalio nachweisbar. Gemeint war vermutlich der Generalkonsul und Kaufmann Demetrius Pet. Coudoglou, der in Dresden lebte. Coudoglou erwarb 1918 sieben Gemälde von der Galerie Heinemann. Darunter waren laut Käuferkartei folgende Gemälde: der „Obstgarten“ von Charles-Francois Daubigny, „Das Picknick“ von Wilhelm von Dietz, „Der Vortrag (Vorlesung im Park)“ von Ludwig von Hagn, die „Sommerliche Landschaft (Landschaft mit Pferdeschwemme)“ von Constantin Troyon.8 Diese vier wurden nebem dem Gemälde Andreas Achenbachs und neun weiteren Werken auf der Auktion bei H.W. Lange am 13. März 1941 versteigert. Als Einlieferer wurde „C., Dresden“ im Auktionskatalog genannt.9

Demetrius Coudoglou hatte mit seiner Frau Katharina im Juni 1910 einen Antrag auf Naturalisation in Dresden gestellt.10 Diesem wurde am 16. Juni 1910 entsprochen. Coudoglou stammte aus Gabrovo in der Türkei, einem Ort im heutigen Bulgarien. Coudoglou erwarb zwei Häuser in Dresden, Comeniusstraße 16 und 36, und wurde ab den 1930er-Jahren zum Generalkonsul Bulgariens ernannt. Er war mit Katharina, geborene Torniluca, verheiratet, die Griechin war. Aus den Grundstücksunterlagen geht hervor, dass Coudoglou am 7. März 1940 in Plovdiv, Bulgarien, verstarb. Seine alleinige Erbin hinsichtlich seines im Deutschen Reich befindlichen Vermögens wurde seine Witwe Katharina Dimitrowa Coudoglou. Sie mußte Vermögenswerte verkaufen, um Verbindlichkeiten zu tilgen.

Es ist zu vermuten, dass die Witwe des Demetrius Coudoglou die Bilder zur Auktion von H.W. Lange am 13. März 1941 einlieferte. Dies wird dadurch bestätigt, dass Demetrius Coudoglou 1918 vier Gemälde bei Heinemann erwarb, die zusammen mit dem Gemälde Achenbachs bei Lange von demselben Einlieferer „C., Dresden“ eingereicht wurden. Auf genannter Auktion wurde das Gemälde von Andreas Achenbach mutmaßlich von Maria Almas-Dietrich in München für RM 3.800 erworben.11 Der Schätzpreis betrug laut Auktionskatalog RM 1.500. Almas-Dietrich verkaufte es für 4.000 Reichsmark im Mai 1941 an den „Sonderauftrag Linz“.

Zum jetzigen Zeitpunkt liegen keine Anhaltspunkte für einen NS-verfolgungsbedingten Verkauf vor.

Stand: 2008

1 Für das Folgende vgl. Thieme/Becker, Bd. 1, 1999, S. 42f.
2 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 4407. Weitere auf der Karteikarte vermerkte Inventarnummern sind Aussee 3056 und K 384.
3 Die Recherchen wurden im Auftrag des BADV von Facts & Files, Berlin, durchgeführt.
4 GStA, Bestand Geheimes Zivil-Kabinett Jüngere Periode, I. HA Rep. 89, Nr. 20563-20570 zu „Akademische Kunstausstellung und Große Berliner Kunstausstellung“.
5 Auk.kat. XVII. Große Kunst-Auktion, 30. September 1901, Fleischmann, München.
6 Jahrbuch d. Bilder- u. Kunstblätterpreise, Band I, 1910, S. 1.
7 Auskunft vom 29.5.1951. Vgl. BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 4407.
8 Karteikarte aus der Käuferkartei der Galerie D. Heinemann, München, zu Coudoglou, DKA, NL Heinemann, Galerie, I, B-21.
9 Auk.kat. H. W. Lange, Berlin, 13. März 1941, Lot 114.
10 Stadtarchiv Dresden, Schreiben an Facts & Files vom 3. September 2008.
11 Kunstpreis-Verzeichnis 1943, Bd. II, Nr. 4212.

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