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Sorgh (auch Sorch, Zorg/ genannt Rokes), Hendrik Martensz.

Mann und Frau beim Frühstück (Paar beim Frühstück)

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Holz
Maße 32,5 x 25,5 cm
Münchener-Nr. 4534
Linz-Nr. 3245
Lost Art-ID 220053
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Hendrik Martensz. Sorgh (um 1611 bis Juni 1670) war ein niederländischer Maler.

Sorgh schuf biblische Darstellungen in genrehafter Auffassung und Genrebilder aus dem Volksleben (Fisch- und Gemüsemärkte, Interieurs mit Figuren).1

Auf dem og. Gemälde sind links ein Fass mit Brot,Tellern und einem Hering zusehen. Ein Paar sitzt an diesem Fass. Der Mann umarmt die Frau mit dem linken Arm und hält in der rechten Hand einen Krug. Rechts sind Bottiche zu sehen. Links hinten an der Tür lauscht eine Magd.

Trotz intensiver Recherchen zur Herkunft des heute in Bundesbesitz befindlichen Gemäldes konnte dieses in der Literatur und insbesondere zum künstlerischen Werk von Henrik M. Sorgh nicht identifiziert werden.2  

Das Gemälde ist jedoch mit „J. Steen“ signiert und wurde im 19. Jahrhundert dem Künstler „Jan Steen“ zugewiesen. Eine umfassende Durchsicht der zu diesem Künstler im 20. Jahrhundert erschienenen Literatur und Werkverzeichnisse ergab keinen Hinweis auf dieses Kunstwerk, so dass man sehr wahrscheinlich davon ausgehen kann, dass im Zuge der Kataloge der Fideicommiss-Galerie in Hannover von 1902 bzw. 1905 (siehe unten) sich die Zuschreibung an Henrik M. Sorgh durchgesetzt hat.

Der Datenbank des Rijksbureau voor Kunsthistorische Dokumentatie (RKD) ist zu entnehmen, dass noch eine weitere, sehr ähnliche Fassung des Gemäldes existiert.3

Dieses ebenfalls Hendrick Maertensz. Sorgh (Rotterdam 1609 /1611-1670) zugeschriebene Gemälde unter dem Titel „Boerenpaar aan de maaltijd in een interieur“ bzw. „Peasant couple at a meal in an interior“ ist annähernd gleich groß (Öl/ Holz, 29,3 x 28 cm). Es stammt nach Angaben des RKD aus dem Kunsthandel von Leo Spik, Berlin (vor 1953) und wurde im Dezember 2005 bei Sotheby‘s in London angeboten.4

Provenienz

Zeittafel
29.11.1943 bzw. 14.01.1944von der Kunsthandlung Gerstenberger, Chemnitz für RM 27.500,-- RM erworben5

Auf der Karteikarte im Mü-Karteikasten des BADV finden sich die Hinweise „Fideikommiss-Galerie“, „Kat. Eisemann Nr. 192“; „Kat. von 1905, Nr. 461“, die nun entsprechend aufgeschlüsselt und durch eine Anfrage beim Niedersächsischen Landesmuseum Hannover weiter ausgeführt werden konnten. Demnach war das Gemälde als "Jan Steen?" im handschriftlichen "Haupt=Catalog der Gemählde=Sammlung von B. Hausmann in Hannover" als Ankauf des Jahres 1830 verzeichnet und findet sich entsprechend im gedruckten "Verzeichniß der Hausmann’schen Gemählde-Sammlung in Hannover" von 1831 wieder.6

Am 27. und 28. April 1926 wird es bei Paul Cassirer und Hugo Helbing in der Versteigerung „Alte und Neuere Meister der Fideikommiss-Galerie des Gesamthauses Braunschweig-Lüneburg“ in Berlin angeboten. Im dazugehörigen Auktionskatalog findet sich das Gemälde unter der Nr. 154 als Sorgh, "Beim Frühstück" mit kurzen Angaben zur früheren Provenienz (Hausmann Nr. 194, Fideikommiss-Galerie Nr. 461).7 Ob und dann an wen anlässlich der Auktion bei Cassirer 1926 das Kunstwerk aus der ehemaligen Fideikommiss-Galerie veräußert wurde, konnte weiter geklärt werden.

Die TVK emittelte zur Provenienz des og. Gemäldes, dass dieses am 14.01.1944 von der Kunsthandlung Gerstenberger, Chemnitz, für RM 27.500 angekauft wurde.8 Der sogenannten Restitutionskartei im Bestand B 323/652 im Bundesarchiv Koblenz ist darüber hinaus zu entnehmen, dass das og. Gemälde bereits wenige Monate früher angekauft wurde, so laut "Dresdener Katalog: Erworben 29.11.1943 v. Kunsthdlg. Gerstenberger für RM 27.500,--".9

Die Kunsthandlung Gerstenberger bestand seit 1928 und wurde 1945 ausgebombt. Unterlagen über den Geschäftsverkehr sind nicht überliefert. Der Mü-Karteikarte im BADV ist der Hinweis zu entnehmen, dass ein "Schriftliches Gutachten von M. J. Friedländer, 26.9.1943" erstellt wurde.10 Der Verbleib des Gutachtens konnte nicht ermittelt werden.
Trotz umfangreicher Recherchen konnte nicht ermittelt werden, unter welchen Umständen das hier in Rede stehende Gemälde von der Galerie Gerstenberger im November 1943 bzw. spätestens im Januar 1944 erworben wurde.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle bekannten Quellen ausgeschöpft sind. Ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust kann nicht ausgeschlossen werden.

Stand: 2011

1 de.wikipedia.org/wiki/Hendrik_Martensz._Sorgh,
2 Das Gemälde findet sich nicht im Werkverzeichnis von Liliane T. Schneeman, Hendrick Martensz Sorgh, Painter of Rotterdam, with catalogue raisonné, unpublished doctoral dissertation. Pennsylvania, 1982. Thieme/Becker 1907-1950, Bd. 31 (1937), S. 294 (als: Sorgh (Sorch, Sorg, Zorg, Zorgh), Hendrik Martensz., gen. Rokes).
3 http://www.rkd.nl/rkddb/%28dxi0qn45hn54vv45mbr13sur%29/detail.aspx?parentpriref=
4 Sotheby’s London, 6. Dezember 2005, Old master paintings, Katalog, S. 88, Nr. 578, „an Interior scene with two peaseants eating herrings an drinking“, „brushed on the reserve with the old inventory number: No 182“.
5 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 4534; Vgl. Restitutionskartei, BArch, B 323/652, 656
6 Siehe Haupt=Catalog der Gemählde=Sammlung von B. Hausmann in Hannover, Nr. 194; Verzeichniß der Hausmann’schen Gemählde-Sammlung in Hannover", Braunschweig 1831, auf S. 96, Nr. 194.
7 Zu Versteigerungen kam es, nachdem das Haus der Welfen den Vertrag über die leihweise Überlassung der Fideikommiss-Galerie 1925 gekündigt hatte. Ein Teil der Kunstwerke wurde daraufhin 1925 vom Provinzialmuseum Hannover erworben, ein Teil 1925 bei Lepke oder 1926 bei Cassirer versteigert.
8 Siehe Mü- Karteikasten 9999, Bestand BADV Deutschland 9999, und BArch, LF XVII/63/311.
9 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 4534
10 Vgl. Restitutionskartei, BArch, B 323/652, 656

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