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Stuck (zweifelhafte Zuschreibung), Franz von

Frühes Selbstbildnis

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Leinwand
Maße 47 x 38 cm
Münchener-Nr. 4554
Linz-Nr. 2240
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Laut Heinrich Voss, dem Verfasser des Werkverzeichnisses für Franz von Stuck, ist das unsignierte Porträt des jungen Mannes kein Selbstbildnis des Künstlers.1 Vielmehr erinnere es an eine verwendete Technik des Malers Wilhelm Leibl, die für Stuck ungewöhnlich wäre.

Provenienz

Zeittafel
Von dem Münchener Kunsthändler Hermann Mock aus Privatbesitz in der Nähe Münchens erworben2  
13.4.1942 Von dort an Galerie Zinckgraf, München3
13.4.1942 Von dort in „Sonderauftrag Linz“ übergegangen 

Der Property Card konnte entnommen werden, dass das Gemälde von H. Mock, München, aus Privatbesitz in der Nähe von München erworben wurde.4 Am 13. April 1942 verkaufte es Mock an die Münchener Galerie Zinckgraf, die das Gemälde noch am selben Tag an den „Sonderauftrag Linz“ weiter vermittelte.

In Berliner sowie Münchener Ausstellungskatalogen der Jahre 1900 bis 1945 konnte dieses „Selbstporträt“ nicht gefunden werden. Da das Gemälde nicht mit einer Abbildung in einem Katalog verzeichnet war, ist es besonders schwierig, dieses „Selbstporträt“ überhaupt unter den Werken von Franz von Stuck zu finden, zumal dessen Zuschreibung als zweifelhaft gilt.

Die Archivrecherchen ergaben, dass es sich bei H. Mock um den Münchener Kunsthändler Hermann Mock handelte.5 Weitergehende Auskünfte zu seiner Tätigkeit als Kunsthändler und seiner Einstellung zum Nationalsozialismus lagen dem Stadtarchiv München nicht vor. Der Meldekarte konnten keine Verfolgungsmaßnahmen während der NS-Zeit entnommen werden. Über die Galerie Zinckgraf ist bekannt, dass deren Inhaber, Friedrich Heinrich Zinckgraf, die Galerie Heinrich Heinemann im November 1938 als „Ariseur“ übernommen hatte.6 Zinckgraf war zuvor als leitender Angestellter in der Galerie tätig gewesen. Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, dass Zinckgraf offenbar „auf persönlichen Wunsch“ des Gauleiters die kommissarische Leitung der Galerie Heinemann übertragen worden war.7 Wie dem 1991 erschienenden „Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates“ zu entnehmen ist, gibt es keinerlei Unterlagen der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste für München.8 Hier mussten jedoch alle Kunsthändler während der NS-Zeit ihr Gewerbe anmelden. Aufgrund des Fehlens dieser Akten, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht nachzuvollziehen, aus welchem Besitz der Kunsthändler Mock das Werk erworben hatte, um es an den „Sonderauftrag Linz“ weiterzuverkaufen. Da auch die Villa Stuck, die das künstlerische Erbe von Franz von Stuck bewahrt und wissenschaftlich bearbeitet, keine Akten aus dem Nachlass des Künstlers besitzt,9 bleibt die Provenienz vor dem hier geschilderten Hintergrund ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Ein NS-verfolgungsbedingter Verkauf ist jedoch aufgrund der vermittelnden Tätigkeit der Galerie Zinckgraf zwischen dem Kunsthändler Mock und dem „Sonderauftrag Linz“ nicht auszuschließen.

Stand: 2003

1 Voss 1973, S. 321.
2 Wenn nicht anders genannt vgl. BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 4554. Weitere auf der der Karteikarte vermerkte Inventarnummer ist Aussee 3203. Das Stadtarchiv München teilte mit, dass es sich bei dem auf der Property Card angegebenen H. Mock um den Kunsthändler Hermann Mock handelte (auf der Karte steht „Mook“).
3 Bei Zinckgraf erhielt das Gemälde die Inventarnummer 21187. Vgl. BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 4554.
4 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 4554.
5 Auskunft des Stadtarchivs München am 4.3.2002.
6 Zur Arisierung gibt es eine ausführlichen Schriftgutüberlieferung im Gewerbeamt München, Signatur: Gewerbeamt, Abgabeverzeichnis 7/12a.
7 Notiz der zuständigen Bezirksinspektion vom 5.12.1938. Vgl. Städtisches Gewerbeamt München, Signatur: Gewerbeamt, Abgabeverzeichnis 7/12a.
8 Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates 1991.
9 Schreiben des Museums Villa Stuck, an die OFD Berlin, München, 8.9.2003.

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