Canal, genannt Canaletto, Giovanni Antonio
Paläste am Canale Grande in Venedig
Entstehungsjahr | ohne Jahr |
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Technik | Öl auf Leinwand |
Maße | 46,5 x 70 cm |
Münchener-Nr. | 4937 |
Linz-Nr. | 949 |
Lost Art-ID | 220183 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Das Gemälde zeigt im Vordergund den Canale Grande in Venedig mit Gondeln und im Hintergrund verschiedene venezianische Paläste.
Vormals wurde das Gemälde Bernardo Bellotto gen.Canaletto oder Michele Marieschi zugeordnet.
In der kunsthistorischen Literatur ließ sich jedoch keine identische Ansicht Venedigs von Bernardo Bellotto gen.Canaletto oder Michele Marieschi, ermitteln. Da es sich bei dem vorliegenden Werk um eine Kopie handelt, ist es nicht möglich, die Provenienz mit Hilfe der Literatur zu klären, zumal der Künstler und das Entstehungsjahr unbekannt sind.1
Provenienz
ca. 1939 | aus der alten Sammlung Fleischmann, München angekauft |
am 31.7. 1940 | von Nicolaus aus dem Münchner Kunsthandel über Frau Troost für 25.000 RM an die Reichskanzlei vermittelt |
Die Münchner Kunsthändlerin Maria Almas-Dietrich, die zu den wichtigsten Händlerinnen für Hitlers „Sonderauftrag Linz“ gehört hatte, sagte am 16.03.1949 gegenüber dem alliierten Central Collecting Point in München aus, sie habe das Werk von dem Münchner Kunsthändler Kurt Nicolaus erworben. Im Anschluss ist das Gemälde am 31.07.1940 über die Innenarchitektin Gerdy Troost, die für die Innenarchitektur bedeutender Bauwerke der Nationalsozialisten verantwortlich war, für 25.000 RM an die Reichskanzlei verkauft und für Hitlers „Sonderauftrag Linz“ unter der Nummer 949 registriert worden.2
Der Kunsthändler Kurt Nicolaus scheint keine Kunstwerke direkt an den „Sonderauftrag Linz“ verkauft, sondern auch in anderen Fällen über Maria Almas-Dietrich und/oder über Gerdy Troost an den Sonderauftrag vermittelt zu haben.3 Er sagte am 20.07.1951 aus, er habe das Gemälde ca. 1939 aus der Sammlung Fleischmann, München, erworben.4 Möglicherweise handelte es sich dabei um die Kunstsammlung von Dr. Rudolf Fleischmann in München, der 1944 in direktem Kontakt mit einem Vertreter des „Sonderauftrag Linz“ stand, um Werke aus seiner Sammlung an diesen zu verkaufen.5 Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass Fleischmann nicht zu den Verfolgten des Nationalsozialismus gehörte. Darüber hinaus gab es in München eine traditionsreiche Kunsthandlung Fleischmann, deren Inhaber jüdischer Herkunft waren. Diese Kunsthandlung wurde allerdings schon 1934 durch die jüdischen Inhaber an nicht-jüdische Geschäftspartner abgegeben, 1939 existierte sie nicht mehr.
Außerdem ist eine „Ansicht vom Canale Grande mit fünf Gondeln“ von Canaletto bekannt, die dieselben Maße wie das in Rede stehende Werk hat und im November 1936 von der Münchner Kunsthandlung Böhler der Münchner Galerie Heinemann angeboten worden ist. Inzwischen konnte geklärt werden, dass dieses Werk nicht identisch ist mit dem in Rede stehenden Gemälde.
Die Aufschriften und Aufkleber liefern keine weiteren Anhaltspunkte zur Herkunft des Gemäldes und auch sonst sind der Rückseite keine weiteren Hinweise zur Provenienz zu entnehmen.
Somit konnte die Provenienz des Gemäldes bislang nicht vollständig geklärt werden, ein NS-verfolgungsbedingter Entzug ist nicht ausgeschlossen.
Stand: 2011
1 Ein ähnliches Gemälde von Canaletto ist publiziert in: Kozakiewicz, Stefan: Bernardo Bellotto, genannt Canaletto. Band II Katalog. Recklinghausen 1972, S. 438 (Abb. 441). Keine Übereinstimmung in folgender Literatur: Michele Marieschi : la vita, l'ambiente, l'opera / Federico Montecuccoli degli Erri, Filippo Pedrocco, Milano 1999; Michiel Marieschi : catalogo ragionato dell'opera incisa / Dario Succi, Torino : Allemandi, 1987; Michele Marieschi : (1710 - 1743) / Galleria Lorenzelli, Bergamo. Catalogo a cura di Antonio Morassi, Bergamo, 1966; Le incisioni di Michele Marieschi (1710 - 1743) vedutista veneziano : con un'acquaforte inedita ; catalogo della mostra / a cura di Dario Succi, Padova1981; Michele Marieschi : l'opera completa / Ralph Toledano, Milano 1988.
2 BArch, B 323/656 (Karteikarte Restitutionskartei) Mü-Nr. 4937; vgl. auch BArch Kontrollnummernkartei B 323/613; Alte Ministerpräsidentenkartei B 323/763.
3 Hanns Christian Löhr, Das Braune Haus der Kunst. Hitler und der „Sonderauftrag Linz“, Berlin 2005, S. 117, 128.
4 Aussage von Nicolaus an amerikanischen Collecting Point, 20.7.1951, BArch, B323/613 (Karteikarte Restitutionskartei).
5 Vgl. die Korrespondenz zwischen Rudolf Fleischmann und Hans Reger in: BArch B 323/160.