Röntgen, Abraham
Marketerietischchen mit Wappen König Georgs VII von Dänemark
Entstehungsjahr | um 1766 |
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Technik | Intarsie aus farbigen Hölzern, Perlmutt u. Elfenbein |
Maße | 72 x 89 x 50,5 cm |
Münchener-Nr. | 4992 |
Linz-Nr. | Keine |
Lost Art-ID | 220188 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Abraham Roentgen war ein deutscher Kunsttischler und Kabinettmacher, der 1711 in Mühlheim am Rhein geboren wurde. Er lernte das Kunsthandwerk zunächst bei seinem Vater. Mit 20 Jahren ging er auf Wanderschaft, arbeitete in den Niederlanden, und hat dort seine Kunstfertigkeit vervollkommnet. Roentgen ließ sich dann für einige Zeit in London nieder. Dort beschäftigte er sich mit Gravieren, Einlegen von Holzmosaiken (Marketerie) und Mechanik. 1737 machte er die Bekanntschaft von Graf Zinzendorf und dessen Herrnhuter Brüdergemeinde, der er sich 1738 anschloss und die sein weiteres Leben stark beeinflusste. Er kehrte nach Deutschland zurück und führte ab 1742 seine eigene Werkstatt. Nach einer religiös motivierten Vertreibung ließ er sich 1750 in Neuwied nieder. Seine Werkstatt belieferte von dort Adelshäuser mit Möbeln höchster Qualität, die sich in Form, Ausstattung und Schmuckelementen an englische Möbel anlehnten. 1772 übergab er seine Werkstatt an seinen Sohn David. Abraham Roentgen starb am 01.03.1793 in Herrnhut.1
Das hier in Rede stehende Marketerietischchen ist 72 cm hoch, 89 cm breit und 50,5 cm tief. In die Tischplatte sind farbige Hölzer, Elfenbein und Perlmutter eingelassen, in der Zarge das dänische Königswappen. Es hat die Form eines Medaillons mit den bekrönten Initialen C 7. Das Möbel wurde wahrscheinlich um 1766 für Christian VII., König von Dänemark und Norwegen angefertigt, der in diesem Jahr gekrönt wurde.
Provenienz
Am 1931 fand durch das Berliner Kunstauktionshaus von Hermann Ball und Paul Graupe, die Versteigerung der Kunstsammlung von Albert von Goldschmidt-Rothschild auf Schloss Grüneburg bei Frankfurt am Main statt. Albert von Goldschmidt-Rothschild war gemeinsam mit seinem Vater Maximilian und seinem Bruder Erich Inhaber der Goldschmidt – Rothschild Bank in Berlin, die im Zusammenhang mit der Weltwirtschafts- und Finanzkrise von 1929 bis 1931 in wirtschaftliche Schieflage geraten war. Im einschlägigen Auktionskatalog ist das hier in Rede stehende Möbelstück beschrieben und abgebildet. Der Preis wurde (handschriftlich) mit 40.000, - (RM) vermerkt. Der damalige Erwerber des Marketerietischchens ist nicht bekannt.2
Anhand der ausführlichen Aufzeichnungen des Beauftragten für den "Sonderauftrag Linz“ konnte ermittelt werden, dass der Kunsthändler H.W. Lange, früher Assistent von Paul Graupe und 1936 Ariseur der Kunsthandlung, im Sommer 1944 beauftragt wurde, das hier interessierende Objekt zu verkaufen. Das Marketerietischchen befand sich zum damaligen Zeitpunkt in einem Rittergut in Westfalen. Der Auftraggeber wird im Schriftwechsel nicht namentlich genannt. H.W. Lange hatte mit Schreiben vom 26.07.1944 dem Beauftragten für den "Sonderauftrag Linz“ den Tisch zum Kaufpreis in Höhe von 44.000, - RM (freibleibend) angeboten. Das Angebot wurde angenommen. Als frühere Provenienz wurde im Schreiben der Kurfürst von Trier (Reiffenklau) genannt und auf den Verkauf 1931 verwiesen. Erst nach dem Zustandekommen des Rechtsgeschäftes wurde der Tisch am 23.08.1944 vom Rittergut abgeholt und sollte am 26.08.1944 über Berchtesgaden nach Bad Aussee transportiert werden.
Ob der damalige Verkäufer mit dem Erwerber von 1931 identisch ist, kann nicht mehr ermittelt werden. Wohnung und Geschäftsräume von H.W. Lange wurden durch Bombenangriffe auf Berlin zerstört. Er selbst kam im Krieg um.
In Aussee wurde das Marketerietischchen dann vom US-amerikanischen Kunstschutz beschlagnahmt und in den Central Collecting Point nach München gebracht.
Wegen der nicht mehr nachweisbaren Rechtsgeschäfte kann ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust an dem Möbelstück nicht ausgeschlossen werden.
Stand: 2011
1 Wikipedia
2 Laut einem Vermerk Mitteilung von Frau Dr. Heuss sind Akten bezüglich dieser Versteigerung nicht im Landesarchiv Berlin