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Strecken, Geraert van der

Aus der Achilles-Serie: Die Hochzeit von Ajax und Deidameia (Der trojanische Krieg, die Hochzeit von Ajax und Deidameia)

Entstehungsjahr um 1660
Technik Tapisserie, Wolle udn Seide/Weberei
Maße 340,0 x 555,0 cm
Münchener-Nr. 44785
Linz-Nr. 916
Lost Art-ID 219870
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Geraert van der Strecken (1644–1677) war ein niederländischer Wandteppichweber.[1] Er gehörte zu den hervorragendsten Wirkern Brüssels. Seine Privilegierung erfolgte am 30. August 1647.

Die Tapisserie zeigt die Hochzeit von Ajax und Deidameia, eine Szene aus der Erzählung „Illias“ des griechischen Dichters Homer (etwa 8. Jh. v. Chr.). Im Zentrum ist das Brautpaar mit Gefolge abgebildet, davor der Priester sowie zwei Diener mit Goldvasen. An den Seiten der Tapisserie befinden sich gedrehte Säulen. Der obere Rand wird von Blumengirlanden geschmückt, die mittig in einer Kartusche mit Inschrift zusammenlaufen.

Die Tapisserie trägt unten mittig die Signatur „G. van den Strecken“ sowie links die Stadtmarke „BB“.

Die Achilles-Folge bestand ursprünglich aus acht Tapisserien. Überliefert ist, dass es sich hierbei um eine Zusammenarbeit des Meisters mit Jan Leefdael handelte, wobei „Die Hochzeit von Ajax und Deidameia“ sowie „Der Tod des Achilles“ die Signatur van der Streckens tragen. Die Folge wurde in mehreren Wiederholungen angefertigt, sodass eine eindeutige Identifizierung einzelner Tapisserien in der Literatur nur schwer möglich ist. Anhand der gewundenen Säulen sowie der Frucht- und Blumengehänge lässt sich die hier gezeigte Tapisserie den früheren Ausführungen zuordnen.[2]

Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: „916“ (Linz-Nr.); „KT 32“ (Kremsmünster).[3]

[1] Für das Folgende vgl. Heinrich Göbel, Wandteppiche. Die Niederlande, Teil 1, Band 1, Leipzig 1923, S. 386.

[2] Vgl. ebd. S. 387f.

[3] Laut BVA-Archiv, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 44785.

Provenienz

Zeittafel
(…) 
Um 1937/1938Reichsvermögen („Sonderauftrag Linz“)
Ab Mai 1941Eingang in das Kloster Kremsmünster
Ab Sommer 1943Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee
10.09.1947Eingang in den Central Collecting Point München
1949Bundesvermögen

Die Tapisserie wurde, neben drei weiteren Tapisserien aus der Achilles-Folge, um 1937/1938 vom Deutschen Reich für den „Sonderauftrag Linz“ erworben und erhielt die Linz-Nummer 916.[1] Zur Herkunft der vier Tapisserien liegen derzeit keine weiteren Informationen vor.

Die Nummer KT 32 auf der Property Card sowie auf der Rückseite der Tapisserie weist auf deren Lagerung im Depot Kremsmünster hin.[2] Das beschlagnahmte Stift Kremsmünster in Österreich war das erste Auslagerungsdepot des „Sonderauftrages Linz“. Ab Mai 1941 wurden hier Kunst- und Kulturgüter untergebracht, die für das „Führermuseum“ erworben wurden.[3] Aus Sorge vor Luftangriffen, wurde das Depot bereits 1943 aufgelöst und dort gelagerte Objekte zunächst in Depots in Hohenfurt sowie Thürntal umgelagert.[4]

Um das Werk vor Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde die Tapisserie am 10. September 1947 in den Central Collecting Point in München verbracht.[5] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung diese mit allen ebenfalls  bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt nach dem bisherigen Kenntnisstand die Provenienz ungeklärt.[6]

 

Bearbeitungsstand: 2019

[1] Vgl. NARA, M1946, URL: www.fold3.com/image/312628087 [Abruf: 31.01.2019]. Siehe Mü-Nr. 44791, 44784 und 44783.

[2] Vgl. BVA-Archiv, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 44785.

[3] Vgl. Kathrin Iselt, „Sonderbeauftragter des Führers“. Der Kunsthistoriker und Museumsmann Hermann Voss (1884–1969), Köln 2010, S. 217.

[4] Vgl. Hanns Christian Löhr, Das Braune Haus der Kunst. Hitler und der „Sonderauftrag Linz“. Kunstbeschaffung im Nationalsozialismus, Berlin 2016, S. 54.

[5] Vgl. BVA-Archiv, zugehörige Property Card des CCP München.

[6] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) LostArt Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com) [Abruf: 31.01.2019].

 

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