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Cranach der Ältere (zugeschrieben), Lukas

Maria mit dem Kind und dem Johannesknaben

Entstehungsjahr um 1512/1514
Technik Öl auf Holz
Maße 67 x 45 cm
Münchener-Nr. 5877
Linz-Nr. Keine
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Lucas Cranach d.Ä. (1472-1553) ist der Hauptmeister der „sächsischen-mitteldeutschen Schule“. Er ist der Begründer eines außerordentlich erfolgreichen Stils und Werkstattbetriebs sowie einer Künstlerdynastie, deren Dauer und Wirksamkeit über mehrere Generationen in der Epoche ohne Parallele ist.1 Nach mutmaßlicher Wanderschaft arbeitete Cranach ca. 1495-1498 in der Werkstatt seines Vaters. Im Jahre 1504 wurde er als Nachfolger von Jacopo de’Barbari zum Hofmaler des kursächsischen Herzogs, Friedrich III. des Weisen, berufen. Im darauf folgenden Jahr eröffnete er eine Werkstatt in Wittenberg. Neben religiösen Themen traten ab 1509 auch profane hinzu. Weitreichende künstlerische und persönliche Folgen hatte für Cranach die Reformation ab 1517. Er wurde nicht nur zum Porträtisten Luthers, dem er auch persönlich verbunden war, sondern auch als Bildschöpfer zu einem Protagonisten der protestantischen Bewegung und zum Begründer der protestantischen Ikonographie.

Provenienz

Zeittafel
1941Von Galerie Neupert, Zürich (?) an Galerie Fischer, Luzern
25.2.1941Von dort im Tausch gegen beschlagnahmte Bilder aus dem ERR (Tauschwert sfrs. 50.000) an Hermann Göring (Göring Report, S. 129, Att. 53; 457-08-68 Fischer Rev. Ber. 17.8.1946, S. 10, Rev. Ber. 19.4.1952, S. 18; Schr. Saxer 28.1.1949 Anlage d.)

In Bundesbesitz befinden sich 17 Gemälde, die von Lukas Cranach d.Ä. oder seiner Werkstatt gefertigt wurden.

Aufgrund der zahlreichen Darstellungen Marias mit dem Kind und dem heiligen Johannes in der Landschaft im Werk von Lukas Cranach d.Ä. ist die Provenienz des hier interessierenden Gemäldes nicht eindeutig nachzuvollziehen. Im Werkverzeichnis von 1932 ist eine ähnliche Madonna abgebildet, zu der geschrieben steht, dass eine verwandte Madonna 1926 im Londoner Kunsthandel vorkam.2

Die Ermittlungen der TVK München erbrachten, dass die Tafel 1941 von der Züricher Galerie Neupert an die Luzerner Galerie Fischer verkauft wurde.3 Am 25. Februar 1942 gelangte das Bild im Tausch gegen beschlagnahmte Gemälde aus dem ERR in die Sammlung Göring. Der Tauschwert betrug laut Göring Report sfrs. 50.000. Walter Andreas Hofer gab in dem erwähnten Report zu Protokoll, dass auf der Rückseite des Werkes ein Schweizer Zollstempel „FD-12“ angebracht war. Die Nachfrage beim Leihnehmer ergab jedoch keinen konkreten Hinweis darauf, dass der auf der Rückseite vorhandene Stempel mit dem von Hofer genannten Stempel identisch ist.

Im Inventarverzeichnis der Sammlung Göring ist eine Madonnendarstellung mit Christuskind und Johannesknaben von Cranach verzeichnet.4 Dort ist allerdings ein schwarzer Hintergrund notiert, zudem weichen die Maße (64x42) leicht von dem Gemälde in Bundesbesitz ab, weswegen nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, dass es sich bei dem Bild um das oben erwähnte Werk handelt.

Im Jahr 1952 fertigte die Schweizerische Verrechnungsstelle einen Revisionsbericht über die Galerie Fischer in Luzern an.5 Dieser gibt Auskunft, zu welchen Preisen die Galerie Kunstwerke in den Jahren 1939/1943 an Hofer verkauft hatte. Sämtliche noch im Jahr 1952 vorhandenen Geschäftsunterlagen der Galerie wurden kontrolliert. Diese Kontrolle umfasste die Buchhaltung mit Journal und Konten ab 1939, die Inventarkarten, Debitorenbücher und Waren bis 1938, die Handexemplare der Auktionskataloge, Korrespondenzen, Rechnungen und Quittungen. Die Informationen im Revisionsbericht waren dabei nicht neu, sondern bestätigten die Angaben auf den Property Cards. Im Bericht sind sieben Gemälde erwähnt, die noch heute in Bundesbesitz sind. Unter der Nr. 22 wird dort eine Madonnendarstellung von Cranach genannt. Nach Angaben von Paul Fischer hatte er das Gemälde von der Galerie Neupert, Zürich, für sfrs. 38.000 gekauft.6 Neupert bestätigte diesen Verkauf allerdings nicht. Hans Wendland teilte Fischer am 17. März 1952 mit, dass er an dem Verkauf des Bildes zwar beteiligt gewesen sei, sich aber nicht mehr an Details erinnern könne. Er wisse nur noch, dass es „kein billiges Bild“ gewesen sei.7 Entsprechend der Ergebnisse des Revisionsberichts wurde das Gemälde für sfrs. 60.000 weiterverkauft. Der Käufer wurde nicht genannt. Aufgrund der Recherchen der amerikanischen Kunstschutzoffiziere wird davon ausgegangen, dass es an Göring gegen französische impressionistische Gemälde eingetauscht wurde.8 Auf der Property Card ist als Tauschwert jedoch der Betrag von sfrs. 40.000 notiert.9

Aufgrund der unterschiedlichen Preisangaben ist es jedoch fraglich, ob sich die hier genannten Provenienzen tatsächlich auf das Madonnenbildnis von Cranach beziehen. Weitere Hinweise zur Herkunft der genannten Tafel konnten bisher nicht ermittelt werden. Begründet ist dies auch dadurch, dass Cranach und seine Werkstatt eine außerordentlich hohe Anzahl von Gemälden mit demselben Motiv produzierten, deren Verbleib im Einzelnen kaum zu rekonstruieren ist. Bislang liegen keine Anhaltspunkte für einen verfolgungsbedingten Verlust des Gemäldes vor.

Stand: 2003

1 Für das Folgende vgl. Saur 1999, Bd. 22, S. 169f.
2 Friedländer/Rosenberg 1932, Kat.Nr. 45.
3 Vgl. BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 5877. Weitere auf der Karteikarte vermerkte Inventarnummer ist AG 35.
4 Inventarverzeichnis der Sammlung Göring vom 4. August 1945. Vgl. Haase 2000, S. 277.
5 Revisionsbericht der Schweizer Verrechnungsstelle vom 19.4.1952. Vgl. BArch, B323/489.
6 Revisionsbericht vom 19.4.1952, S. 18.
7 Ebd.
8 Göring-Bericht, S. 129.
9 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 5877.

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