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Cranach der Ältere (zugeschrieben), Lukas

Maria mit Kind und Johannesknaben

Entstehungsjahr um 1512/1514
Technik Tempera auf Holz
Maße 67 x 45 cm
Münchener-Nr. 5877
Linz-Nr. Keine
Lost Art-ID 220360
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Werk ist dem deutschen Maler und Grafiker Lucas Cranach der Ältere (1472–1553) zugeschrieben.1

Das Gemälde zeigt eine sitzende Mariendarstellung mit Jesuskind auf dem Schoß und dem heiligen Johannesknaben. Im linken Bildhintergrund ist eine Gebirgslandschaft mit Burg zu erkennen. Von demselben Motiv sind mindestens vier weitere sehr ähnliche Gemäldeversionen (Umkreis oder Kopie nach Cranach) bekannt.2 Sie befinden sich heute in der St. Annen Kirche in Augsburg und in Privatbesitz.3

Als weitere Werktitel sind unter anderem „Maria mit Kind und hl. Johannes in Landschaft“4, „Maria mit dem Jesusknaben und d. kl. Johannes“5 und „Madonna mit Kind und anbetendem Johannesknaben in bergiger Landschaft“6 überliefert.

Das Werk ist am oberen linken Bildrand mit dem Schlangensignet in gelber Farbe signiert. Eine Entstehungszeit um 1512/14 wird angenommen.7

Das Werk weist folgende Beschriftungen und Merkmale auf: auf Holztafel, verso: oberste Einschubleiste, zwischen 3. und 4. Längsleiste, in Bleistift: „45/67“ (vermutl. Maße); oberste Einschubleiste, zwischen 5. und 6. Längsleiste, und 5. Längsleiste, in weißer Kreide: „G 928“ (nicht identifiziert); 2. Einschubleiste, zwischen 2. und 3. Längsleiste, in Schwarz: „M337“ (Leihnehmer, nach 1945); 5. Längsleiste, schwarzer Stempel: „Eigentum der Bundesrepublik Deutschland“ (nach 1945); 4. Längsleiste, in Rot: „6 [unterstrichen]“ (nicht identifiziert); 3. Einschubleiste, zwischen 3. und 4. Längsleiste, in Blau: „AG 35“ (nicht identifiziert); 5. Längsleiste, in Schwarz: „M337/69“ (Leihnehmer, nach 1945); 6. Einschubleiste, zwischen 5. und 6. Längsleiste, roter  Stempel: „FD-12[?]“ (Schweizer Zollstempel); unterste Kante zwischen 3. und 4. Längsleiste: rotes Wachssiegel (Freiherren Mandl von Deutenhofen); auf Rahmen, verso: unten, in Bleistift: „1[?]5“ (nicht identifiziert).

Das Gemälde ist im Werkverzeichnis von Max J. Friedländer und Jakob Rosenberg unter der Nr. 45 (1932)8  bzw. Nr. 50A (19789 u. 197910) aufgeführt und sowohl im Cranach Digital Archive unter der ID  DE_BRD-KSVC_M33711 als auch im Corpus Cranach unter der ID CC-CMM-100-02012 enthalten und abgebildet.

[1] Für weitere Hinweise zum Künstler siehe: Theo Ludwig Girshausen, Cranach, Lucas der Ältere, in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 395-398 (Online-Version); URL: www.deutsche-biographie.de/pnd118522582.html#ndbcontent (03.07.2024).

[2] Vgl. Cranach Digital Archive, Objekteintrag zu DE_BRD-KSVC_M337, URL: https://lucascranach.org/de/DE_BRD-KSVC_M337 (08.07.2024).

[3] Vgl. Corpus Cranach, Digitales Werkverzeichnis der Malerwerkstätten Cranach und ihrer Epigonen, Objekteintrag zu CC-CMM-100-020, URL: https://cranach.ub.uni-heidelberg.de/wiki/index.php/Hauptseite  (16.01.2024).  

[4] Deutsches Historisches Museum, Datenbank „Sammlung Hermann Göring“, Datenblatt RMG00492.

[5] Bundesarchiv (BArch), Koblenz, B 323/614, o. Bl.  Kontrollnummernkartei (Eingangskartei nach Münchner Nummer), Mü-Nr. 5877.

[6] Corpus Cranach – Digitales Werkverzeichnis der Malerwerkstätten Cranach und ihrer Epigonen, Objekteintrag zu CC-CMM-100-020, URL: https://cranach.ub.uni-heidelberg.de/wiki/index.php/CorpusCranach:CC-CMM-100-020 (08.07.2024).

[7] Vgl. Cranach Digital Archive, Objekteintrag zu DE_BRD-KSVC_M337, URL: https://lucascranach.org/de/DE_BRD-KSVC_M337 (08.07.2024); vgl. Kunstsammlungen der Veste Coburg, Inv.-Nr. M.337, URL: https://online.kunstsammlungen-coburg.de/datenbank-gemaelde/details.php (12.11.2024).

[8] Vgl. Max J. Friedländer/Jakob Rosenberg, Die Gemälde von Lucas Cranach, Berlin 1932, S. 38 f., Nr. 45, Abb. Laut Werkverzeichnis soll sich diese Version des Gemäldes in der Certosa San Lorenzo di Galluzzo befinden. Für nähere Angaben zum Klosterkomplex siehe URL: www.certosadifirenze.it (12.11.2024).

[9] Vgl. Max J. Friedländer/Jakob Rosenberg, The Paintings of Lucas Cranach, New Jersey 1978, S. 79 f., Nr. 50A.

[10] Vgl. Max J. Friedländer/Jakob Rosenberg, Die Gemälde von Lucas Cranach, Basel/Boston/Stuttgart 1979, S. 79 f., Nr. 50A.

[11] Vgl. Cranach Digital Archive, Objekteintrag zu DE_BRD-KSVC_M337, URL: https://lucascranach.org/de/DE_BRD-KSVC_M337 (08.07.2024).

[12] Vgl. Corpus Cranach – Digitales Werkverzeichnis der Malerwerkstätten Cranach und ihrer Epigonen, Objekteintrag zu CC-CMM-100-020, URL: https://cranach.ub.uni-heidelberg.de/wiki/index.php/CorpusCranach:CC-CMM-100-020 (08.07.2024).

Provenienz

Zeittafel
Um 1512/1514–?Lucas Cranach der Ältere (1472–1553)
(…)Ungeklärt
(…)Mandl von Deutenhofen, Schloß Tüßling, Oberbayern (?), Erwerbsweg ungeklärt
(…)Ungeklärt
Vor 10.1926„Mellaart/Mellaert“ [möglicherweise Jacob Herman Jan Mellaart (1895–1972)], [Ort unbekannt], Erwerbsweg ungeklärt
Um 10.1926Bottenwieser [vermutlich Paul Bottenwieser (1892–1942), Berlin/London u.a.], [Ort unbekannt], Erwerbsweg ungeklärt
(…)Ungeklärt
(…)„Herr L. Rosenthal“, [Ort unbekannt], Erwerbsweg ungeklärt
Spätestens 12.1937–mind. 03.1938Matthiesen Ltd. Kunsthandel, London
(…)Ungeklärt
?–12.1940/Anfang 1941Galerie Neupert, Zürich, Erwerbsweg ungeklärt
12.1940/Anfang 1941–mind. 18.07.1941Galerie Theodor Fischer, Luzern, Ankauf
Nach 18.07.1941–29. o. 30.07.1945Hermann Göring (1893–1946), über Walter Andreas Hofer (1893–1975) im Tausch gegen vom Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg beschlagnahmte Objekte erworben
29. o. 30.07.1945–26.04.1949Amerikanische Militärregierung, Sicherstellung und Transport in den Central Collecting Point München, Inv.-Nr. 5877
26.04.1949–22.02.1952Ministerpräsident Bayern, München, treuhänderische Übernahme
22.02.1952–06.12.1960Treuhandverwaltung von Kulturgut beim Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland, München, treuhänderische Übernahme
Seit 06.12.1960Bundesrepublik Deutschland, Übernahme aus ehemaligem Reichsvermögen auf Grundlage von Artikel 134 Grundgesetz

Mandl von Deutenhofen, Schloß Tüßling, Oberbayern

Auf der Rückseite des Gemäldes befindet sich am unteren abgeschrägten Rand der Originaltafel ein rotes Wachssiegel.13 Möglicherweise kann es als Siegel der Freiherren Mandl von und zu Deutenhofen identifiziert werden. Im Werkverzeichnis ist angemerkt, dass das Siegel vermutlich bei der Parkettierung von der Originaltafel abgenommen und anschließend an neuer Stelle wieder angebracht worden ist.14 Bisher konnten keine Informationen über den Kunstbestand der Familie Mandl von und zu Deutenhofen eruiert werden.

 

Kunsthandel London (Mellart/Mellaart, Bottenwieser)

In dem von Max J. Friedländer (1867–1958) und Jakob Rosenberg (1893–1980) verfassten Werkverzeichnis der Gemälde von Lucas Cranach d. Ä. ist unter der Nr. 45 (1932)15  bzw. Nr. 50 (1979)16 ein Gemälde „Die Madonna mit Kind und anbetendem Johannesknaben“ verzeichnet und abgebildet. Zu diesem Werk, das nicht mit dem hier behandelten Gemälde identisch ist, sind ergänzend zwei Bildversionen vermerkt [Nr. 50A (1979)]: „Eine verwandte Madonna mit segnendem Christkind und anbetendem Johannesknaben (die Madonna umfasst mit der Linken die Brust, mit der Rechten die Kniee des auf ihrem Schoße sitzenden Christkindes – Holz, 0,65 x 0,425 m) kam 1926 im Londoner Kunsthandel (Mellaert, dann Bottenwieser) vor. . Eine mässige alte Kopie dieses Bildes befindet sich in der St. Anna-Kirche zu Augsburg [50B].“17 Die Bildversion Nr. 50A (1979) ist mit dem hier in Rede stehenden Gemälde identisch.

Die Angabe „Mellaert“ bezieht sich möglicherweise auf den niederländischen Kunstexperten und Händler Jacob Herman Jan Mellaart (1895–1972).18    

Annotationen auf einer Aufnahme des in Rede stehenden Werks im Fotoarchiv Friedländers präzisieren die Zeitangabe zur Vorprovenienz des Gemäldes im Werkverzeichnis. Auf der Rückseite eines Fotos des Werkes ist handschriftlich, vermutlich von Friedländer selbst, notiert: „Bottenwieser a.[us] Engl[an]d. 1926“ und „F-R (45) [Anm. Bezug zu WVZ Friedländer-Rosenberg 1932, Nr. 45]“.19 Bei dem Namen „Bottenwieser“ könnte es sich um den auf alte Meister spezialisierten deutschen (1892–1942) handeln.20 Die Kunsthandlung führte Niederlassungen in Berlin, Frankfurt am Main, London und New York (Bottenwieser Galleries, Inc.)21.22

 

Matthiesen Ltd. Kunsthandel, London

Für Dezember 1937 und März 1938 sind Verkaufsbemühungen der Londoner Galerie Matthiesen Ltd. für das Gemälde von Cranach nachvollziehbar. Im „The Burlington Magazine“ schaltete Matthiesen in der Ausgabe vom Dezember 1937 eine Anzeige mit Abbildung des Gemäldes unter der Rubrik „Notable works of art now on the market“.23 Der Bildunterschrift ist zu entnehmen, dass es sich bei dem Werk um Eigentum der Galerie handelte: „The Property of Messrs. Matthiesen Ltd., 11 Carlos Place, Grosvenor Square, London“.24 Im März 1938 bot Matthiesen Ltd. das Gemälde der Münchner Galerie Heinemann für £ 1.800,- zum Kauf an.25

Unklar ist bislang, ab wann und wie lange sich das Werk bei Matthiesen befand.26 Der Angebotsanzeige von Dezember 1937 ist lediglich zu entnehmen, dass das Gemälde zuvor Teil der Sammlung eines Herrn L. Rosenthal war: „it was until lately in the fine collection of German and early Netherlandisch masters, formed by Herr L. Rosenthal“.27 Um wen es sich dabei handelt und wie das Gemälde in der Folge an die Galerie Matthiesen gelangte, konnte nicht ermittelt werden. In Frage kämen möglicherweise folgende Personen:

Der aus Frankfurt a. M. stammende Banker und Sammler von alten Meistern, Ludwig Rosenthal, später Lewis Valentine Randall (1893–1972).28 Rosenthal, der jüdischer Herkunft war, zog Ende der 1920er Jahre vermutlich aufgrund des aufkommenden Antisemitismus nach Bern. 1936 emigrierte er schließlich nach Montreal. Am 29. April 1937 kamen Kunstwerke aus seiner Sammlung bei Sotheby & Co. in London zur Auktion.29 Das Cranach zugeschriebene Gemälde war nicht unter den zur Versteigerung eingebrachten Werken.30

Ebenfalls als ehemaliger Eigentümer in Frage käme der Antiquar Ludwig Rosenthal (1840–1928).31 Rosenthal handelte in München zusammen mit seinem Bruder Jacques (1854–1937), eigentlich Jakob, mit alten Handschriften und frühen Druckwerken.32

 

Galerie Theodor Fischer, Luzern

Vermutlich spätestens Ende des Jahres 1940 bzw. Anfang des Jahres 1941 befand sich das Gemälde bei der Galerie Theodor Fischer in Luzern.  Auf der Rückseite eines Fotos des in Rede stehenden Werkes im Fotoarchiv Friedländers ist annotiert: „Fischer Luzern XII.40.“ und „wahrscheinl. an Hofer verkauft Exp.“.33 Laut der Aussage von Paul Fischer (1911–1976), Mitarbeiter und späterer Leiter der Galerie Fischer, aus dem Jahr 1952, habe diese das Werk „vermutlich im Jahre 1941“ von der Galerie Neupert in Zürich erworben.34

 

Sammlung Hermann Göring (1893–1946)

Das in Rede stehende Gemälde wurde am 25. Februar 1941 vermutlich vom Kunsthändler Walter Andreas Hofer (1893–1971) für die Sammlung von Hermann Göring (1893–1946) ausgewählt.35 Der tatsächliche Ankauf erfolgte erst frühestens im Sommer des Jahres 1941.36 Göring war ein hochrangiger nationalsozialistischer Politiker und ab 1928 Mitglied des Reichstages für die NSDAP. Nach dem Beginn der Herrschaft des NS-Regimes bekleidete er unterschiedliche politische Ämter. Unter anderem als Leiter des preußischen Innenministeriums, Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Reichsbeauftragten für den Vierjahresplan sowie Generalfeldmarschall der Wehrmacht war Göring maßgeblich an der Vorbereitung und Durchführung des Krieges sowie der systematischen Ausbeutung und Ermordung als jüdisch verfolgter Personen durch die Nationalsozialisten beteiligt. Mit seiner Ernennung zum „Reichsmarschall des Großdeutschen Reiches“ wurde Göring im Jahre 1940 zum zweitmächtigsten Mann im NS-Staat nach Adolf Hitler (1889–1945).37 Darüber hinaus betätigte sich Göring als Kunstsammler. In seinem Jagdschloss ‚Carinhall‘ in der Schorfheide trug er ab dem Ende der 1920er Jahre eine umfangreiche Kunstsammlung zusammen, die laut Datenbank zur „Sammlung Hermann Göring“ rund 4.200 Kunstwerke unterschiedlicher Gattungen umfasste.38 Das Gemälde von Cranach erhielt die Inventarnummer RM 847.39 In der Sammlung Görings sind weitere Madonnendarstellungen mit Christuskind (RM-Nr. 61, Mü-Nr. 6166; RM-Nr. 450, Mü-Nr. 6124) und solche mit Johannesknaben (RM-Nr. unbek., Mü-Nr. unbek.; RM-Nr. 578, Mü-Nr. 5742) von Cranach d. Ä. belegt.

Walter Andreas Hofer erwarb das Cranach zugeschriebene Gemälde für Göring bei der Galerie Theodor Fischer in Luzern im Tausch gegen vom Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg beschlagnahmte Werke französischer Impressionisten.40 Bei dieser Transaktion wurden 25 impressionistische Werke, u. a. von Corot, Degas und Sisley, gegen mindestens sechs alte Meister (darunter mehrere Cranach d. Ä. zugeschriebene Werke) für die Sammlung Göring eingetauscht.41 In einem Schreiben an Göring vom 18. Juli 1941 listete Hofer die angesetzten Preise der am 2. März 1941 von Fischer zur Ansicht gelieferten sechs Bilder mit einem Gesamtwert von Sfrs. 153.000,- auf.42 Für das Gemälde von Cranach sind Sfrs. 60.000,- als Rechnungsbetrag aufgeführt.43 Hofer empfahl Göring den „Austausch unbedingt [Hervorhebung im Original] […], da sich bei den französiszhen [sic] Bildern einige sehr belanglose Bilder, teils auch Zeichnungen befinden, während es sich bei den Fischer-Objekten durchweg um erstklassige, hervorragend erhaltene, frühdeutsche Werke, zumeist von Cranach handelt, für die ihm Haberstock heute mit Vergnügen weit höhere Preise zahlt, wenn Sie sie nicht erwerben“.44

Karl Haberstock (1878–1956) gehörte zwischen 1939 und 1943 zu den wichtigsten Kunsthändlern für das von Hitler geplante „Führermuseum“ in Linz.45

 

Einlagerung und Verbleib nach 1945

Mit dem Näherrücken der Front zum Ende des Zweiten Weltkrieges verlegte Göring einen großen Teil seiner Sammlung nach Bayern. Über den Auslagerungsort Berchtesgaden (Inv.-Nr. 829) gelangte das Gemälde Ende Juli 1945 in den Central Collecting Point in München.46 Am 26. April 1949 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk zusammen mit den weiteren Objekten im Collecting Point, die bis dahin nicht restituiert worden waren, in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980)47, der den Bestand 1952 treuhänderisch an die bundesdeutsche Treuhandverwaltung von Kulturgut weitergab48.  Im Dezember 1960 ging das Gemälde auf Grundlage von Artikel 134 Grundgesetz als ehemaliges Reichsvermögen in Bundesvermögen über. Zuvor hatte es zwischen dem Bund und dem Freistaat Bayern Diskussionen um die Sammlung Göring gegeben. Während ehemaliges Reichsvermögen dem Bund zukam, konnte der Freistaat in Bayern gelegenes Vermögen der NSDAP und von hochrangigen Parteifunktionären für sich beanspruchen. Da hinsichtlich der Sammlung Göring nicht geklärt werden konnte, ob diese aus Reichsvermögen, mit Mitteln der NSDAP oder aus Görings Privatvermögen aufgebaut worden war, trafen der Bundesschatzminister und der Freistaat Bayern am 6. Dezember 1960 die Vereinbarung, dass die betreffenden Objekte ihrem Wert nach zu je einem halben Teil unter beiden Parteien aufgeteilt werden sollen.49 Das Gemälde ging laut Vereinbarung sodann in Bundesvermögen über.

Heute befindet sich das Werk als Dauerleihgabe in den Kunstsammlungen der Veste Coburg.50

 

Fazit

Die Provenienz ist insbesondere für den Zeitraum von 1933 bis 1941 teilweise ungeklärt. Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass dieses Werk NS-verfolgungsbedingt entzogen worden ist. Das Gemälde ist Gegenstand fortlaufender Provenienzforschung der Kunstverwaltung des Bundes.

 

Forschungsstand: 2024

Letzte Bearbeitung des Objekteintrages: 24.01.2025

[13] Vgl. Detailaufnahme der Rückseite des Gemäldes.

[14] Vgl. Cranach Digital Archive, Objekteintrag zu DE_BRD-KSVC_M337, URL: https://lucascranach.org/de/DE_BRD-KSVC_M337 (08.07.2024).

[15] Vgl. Friedländer/Rosenberg 1932, S. 38 f., Nr. 45, Abb. Laut Werkverzeichnis soll sich diese Version des Gemäldes in der Certosa San Lorenzo di Galluzzo befinden. Für nähere Angaben zum Klosterkomplex siehe URL: www.certosadifirenze.it (12.11.2024).

[16] Vgl. Friedländer/Rosenberg 1979, S. 79 f., Nr. 50, Abb.

[17] Ebd., S. 80, Nr. 50A.

[18] Mellaart war von 1920–1942 als Assistent von Frits Lugt (1884–1970) in London und Den Haag tätig. Für weitere Informationen zur Person siehe RKD – Nederlands Instituut voor Kunstgeschiedenis, Den Haag, RKDartists, Jacob Herman Jan Mellaart, URL: https://rkd.nl/artists/467778 (18.11.2024).

[19] Vgl. RKD, Den Haag, RKD-Friedländer Projekt, URL: https://rkd.nl/images/237554 (17.07.2024).

[20] Zu seiner Person ist bislang wenig bekannt. Die Kunsthandlung befand sich in der Bellevuestraße 5 bzw. 9 in Berlin.

[21] Vgl. Anonym, Personalia. Obituary, in: The New Pallas. Art and Archaeology New Bulletin, Vol. VI, No. 29/30, 03.08.1942, S. 69.

[22] Vgl. Felix Billeter/Vanessa Voigt, Provenienzrecherche zu den altdeutschen Bildern der Sammlung Schäfer in den Kunstsammlungen der Veste Coburg. Abschlussbericht für den Zuwendungsgeber Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Magdeburg 20.10.2015, S. 99, URL: https://online.kunstsammlungen-coburg.de/downloads/provenienzrecherche-sammlung-schaefer.pdf (12.11.2024). Ein Nachlass der Galerie konnte bislang nicht ermittelt werden.

[23] Anonym, Notable works of art now on the market. Paintings. Plate IV. The Virgin and Child with the Infant St. John, in: Advertisement Supplement to The Burlington Magazine, 12.1937, o. S.

[24] Ebd., o. S., Abb. Plate IV, „The Property of Messrs. Matthiesen Ltd., 11 Carlos Place, Grosvenor Square, London“.

[25] Vgl. Galerie Heinemann online, Kunstwerk-ID: 40879, Cranach, Madonna mit Kind, URL: http://heinemann.gnm.de/de/kunstwerk-40879.htm (04.11.2024).

[26] Ein Nachlass der Galerie ist nicht bekannt. Vgl. Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin, Galerie Matthiesen, Berlin/London, URL: www.galerie20.smb.museum/kunsthandel/K46.html (15.11.2024).

[27] Anonym, Notable works of art now on the market. Paintings. Plate IV. The Virgin and Child with the Infant St. John, in: Advertisement Supplement to The Burlington Magazine, 12.1937, o. S.; Das Cranach Digital Archive führt im Objekteintrag „vor 1926 Herr L. Rosenthal (The Burlington Magazine 1937)“ als Provenienzeintrag an. Vgl. Cranach Digital Archive, Objekteintrag zu DE_BRD-KSVC_M337, URL: https://lucascranach.org/de/DE_BRD-KSVC_M337 (08.07.2024).

[28] Für das Folgende vgl. The British Museum, London, Information zu Ludwig Rosenthal, URL: www.britishmuseum.org/collection/term/BIOG234172 (12.11.2024).

[29] Vgl. Auk.kat. Catalogue of Important Paintings and Drawings, Sotheby & Co., London, 29.04.1937, Los 105 ff.; vgl. Auk.kat. Master Paintings Part II, Sotheby’s, New York, 28.01.2022, Los 303, Dutch School, Late 15th Century, Adoration of the Magi, Provenienz: „Dr. L V. Rosenthal (later Randal), Paris and Berne; By whom sold ("The Property of L. Rosenthal, Esq."), London, Sotheby's, 29 April 1937, lot 120 (as Westphalian School, circa 1490) […]“.

[30] Unter den von L. Rosenthal zur Versteigerung eingebrachten Werken befand sich u. a. ein Gemälde von Lucas Cranach d. J., Martin Luther und Philipp Melanchthon. Vgl. Auk.kat. Sotheby & Co., London, 29.04.1937, Los 108; vgl. Cranach Digital Archive, Objekteintrag zu US_NCMAR_GL-60-17-65, URL: https://lucascranach.org/de/US_NCMAR_GL-60-17-65/ (12.11.2024).

[31] Für weitere Informationen zur Familie Rosenthal siehe Anton Löffelmeier u. a., Die Rosenthals. Der Aufstieg einer jüdischen Antiquarsfamilie zu Weltruhm, Wien/Köln/Weimar 2002. Am Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München, läuft bis zum 30.10.2025 ein Projekt zur Rekonstruktion der privaten Kunstsammlung von Jacques, Emma und Erwin Rosenthal, URL: www.zikg.eu/forschung/projekte/projekte-zi/rekonstruktion-der-privaten-kunstsammlung-von-jacques-emma-und-erwin-rosenthal (19.11.2024).

[32] Vgl. Katja Klee, Antiquariat Rosenthal (publiziert 31.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: www.nsdoku.de/lexikon/artikel/antiquariat-rosenthal-30 (19.11.2024).

[33] Vgl. RKD, Den Haag, RKD-Friedländer Projekt, URL: https://rkd.nl/images/237554 (17.07.2024); vgl. Cranach Digital Archive, Objekteintrag zu DE_BRD-KSVC_M337, URL: https://lucascranach.org/de/DE_BRD-KSVC_M337, Datei DE_BRD-KSVC_M337_FR050A_RKD_Overall-001v (08.07.2024).

[34] Vgl. BArch, B 323/489, Bl. 105. Schweizerische Verrechnungsstelle, Revisions-Bericht über Galerie Fischer, Luzern, Zürich, 19.04.1952, S. 17, Nr. 22, Cranach, Madonna, Fr. 60.000,-. Unterlagen zu diesem Werk konnte die Galerie Fischer nicht vorlegen. „Nach Angaben von Herrn Dr. Paul Fischer soll das Gemälde vermutlich im Jahre 1941 von Neupert in Zürich zu Fr. 38‘000.—erworben worden sein, doch gelang es ihm nicht, von dieser Kunsthandlung eine Bestätigung für diese Vermutung aufzubringen.“

[35] Vgl. KVdB, Berlin, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 5877.

[36] Vgl. BArch, B 323/70, Bl. 240. Consolidated Interrogation Report No. 2, The Goering Collection, 15.09.1945, Attachment 53, Schreiben von Walter Andreas Hofer an Hermann Göring [Abschrift], Berlin, 18.07.1941.

[37] Vgl. Deutsches Historisches Museum, Lebendiges Museum Online, Biografie, Hermann Göring 1893–1946. URL: www.dhm.de/lemo/biografie/hermann-goering (05.11.2024).

[38] Vgl. Hanns Christian Löhr, Der Eiserne Sammler. Die Kollektion Hermann Göring. Kunst und Korruption im „Dritten Reich“, Berlin 2009, S. 98; Angelika Enderlein/Monika Flacke/Hanns Christian Löhr, Die Kunstsammlung Hermann Göring. Einleitung, o. D., online abrufbar über: Deutsches Historisches Museum, Datenbank „Sammlung Hermann Göring“, Einleitung, URL: ww.dhm.de/datenbank/goering/dhm_goering.php?seite=18 (05.11.2024).

[39] Vgl. KVdB, Berlin, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 5877.

[40] Vgl. BArch, B 323/70, Bl. 113 f. Consolidated Interrogation Report No. 2, The Goering Collection, 15.09.1945, S. 128 ff. Zum Tausch heißt es im Bericht: „Exchange No. 1. - GOERING [Hervorhebung im Original] with FISCHER [Hervorhebung im Original] of Lucerne. HOFER [Hervorhebung im Original] conducted negotiations for GOERING [Hervorhebung im Original]. WENDLAND and BUEMMING [Hervorhebung im Original] of Darmstadt acted on FISCHER’s [Hervorhebung im Original] behalf in the choice of pictures and their transportation to Switzerland. The exchange took place early in 1941 in Lucerne and Berlin.“; vgl. BArch, B 323/489, Bl. 105. Schweizerische Verrechnungsstelle, Revisions-Bericht über Galerie Fischer, Luzern, Zürich, 19.04.1952, S. 17, Nr. 22. „Dr. Wendland gibt in seinem Schreiben vom 17.3.1952 an Fischer folgendes an: ‚An dem Bild war ich mal beteilgt; kann mich aber an die Angelegenheit nicht mehr erinnern. Es war kein billiges Bild.‘“; vgl. Thomas Buomberger, Raubkunst Kunstraub. Die Schweiz und der Handel mit gestohlenen Kulturgütern zur Zeit des Zweiten Weltkriegs, Zürich 1998, S. 453 f. In der Auflistung der von Hofer bei Fischer gekauften Kunstwerke ist das Gemälde unter Nr. 12, Cranach, Madonna mit Kind aufgeführt.

[41] Für eine Auflistung der Werke im Einzelnen siehe: BArch, B 323/70, Bl. 113 f. Consolidated Interrogation Report No. 2, The Goering Collection, 15.09.1945, S. 128 ff. u. BArch, B 323/70, Bl. 240. Consolidated Interrogation Report No. 2, The Goering Collection, 15.09.1945, Attachment 53, Schreiben von Walter Andreas Hofer an Hermann Göring [Abschrift], Berlin, 18.07.1941.

[42] Vgl. National Archives and Records Administration (NARA), College Park, Maryland, M1946, Record Group 260, Roll 0127, Restitution Research Records, Hermann Göring, Papers Chronological (1941), Walter A. Hofer, Auflistung Transport vom 2.III.41, Aus der Schweiz, Berlin, 02.03.1941, URL: www.fold3.com/image/283749258 (22.11.2024); für das Folgende vgl. BArch, B 323/70, Bl. 240. Consolidated Interrogation Report No. 2, The Goering Collection, 15.09.1945, Attachment 53, Schreiben von Walter Andreas Hofer an Hermann Göring [Abschrift], Berlin, 18.07.1941.

[43] Weitere Quellen nennen andere Tauschwerte. Vgl. BArch, B 323/70, Bl. 113. Consolidated Interrogation Report No. 2, The Goering Collection, 15.09.1945, S. 129, „Price Sfrs. 50,000“; vgl. KVdB, Berlin, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 5877, „(Tauschwert sfrs. 40.000.-)“.  

[44] Vgl. BArch, B 323/70, Bl. 240. Consolidated Interrogation Report No. 2, The Goering Collection, 15.09.1945, Attachment 53, Schreiben von Walter Andreas Hofer an Hermann Göring [Abschrift], Berlin, 18.07.1941.

[45] Vgl. Christof Trepesch, Karl Haberstock und die Kunstsammlungen und Museen Augsburg, S. 9–15, in: Horst Keßler, Karl Haberstock. Umstrittener Kunsthändler und Mäzen, München/Berlin 2008, hier S. 9ff.

[46] Zum exakten Eingangsdatum (29. o. 30. Juli 1945) in den CCP München gibt es unterschiedliche Angaben. Vgl. BArch, B 323/658, Bl. 210. Sog. Restitutionskartei nach Münchner Nummer, Mü-Nr. 5877 u. BArch, B 323/763, Bl. 945. "Alte Ministerpräsidentenkartei", Mü-Nr. 5877. Hier ist als Eingangsdatum der 29. Juli 1945 vermerkt; vgl. KVdB, Berlin, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 5877. Hier ist als Eingangsdatum der 30. Juli 1945 vermerkt.

[47] Vgl. BArch, B 323/763, Bl. 945. "Alte Ministerpräsidentenkartei", Mü-Nr. 5877.

[48] Vgl. BArch, B 323/325, Bl. 5 ff. Übergabevereinbarung, München, 22.02.1952.

[49] Vgl. BArch, B 323/762, Bl. 18 f. Tätigkeitsbericht der Treuhandverwaltung von Kulturgut beim Auswärtigen Amt, München, 1962; Siehe auch: Johannes Gramlich, Begehrt, beschwiegen, belastend. Die Kunst der NS-Elite, die Aliierten und die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Schriftenreihe der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Band 4, Wien/Köln/Weimar 2021, S. 144–145.

[50] Vgl. Kunstsammlungen der Veste Coburg, Inv.-Nr. M.337, URL: https://online.kunstsammlungen-coburg.de/datenbank-gemaelde/details.php (12.11.2024).

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