Scipioserie-Tseraerts, Brüssel, 16. Jahrhundert
Aus der Geschichte des Scipio: Scipio werden Geschenke dargebracht
Entstehungsjahr | spätes 16. Jahrhundert |
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Technik | Weberei aus Wolle und Seide (Wandteppich) |
Maße | 350 x 400 cm |
Münchener-Nr. | 6653 |
Linz-Nr. | Keine |
Lost Art-ID | 565881 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Die auf der Tapisserie dargestellte Szene wird einer der Scipio- Bilderfolgen zugeordnet und soll im späten 16. Jahrhundert in Brüssel entstanden sein. Die Darstellung der „Taten des Scipio“ als Bilderfolge wurde mehrfach von verschiedenen Manufakturen wiederholt. Der hier in Rede stehende Wandbehang zeigt die Darbringung von Geschenken an den Feldherren. Das Vorhandensein einer Meister- oder Stadtmarke ist nicht verzeichnet.
Provenienz
In Bundesbesitz befinden sich mehrere Wandteppiche, auf denen die historisch überlieferten Taten des Publius Cornelius Scipio Africanus gestaltet wurden. Dieser römische Feldherr und Staatsmann lebte in der Zeit von 235 v. Chr. bis 183 v. Chr. P.C. Scipio entstammte einer römischen Patrizierfamilie. Im Zweiten Punischen Krieg, den Rom gegen Karthago führte, errang er mit seinen Truppen bei Zama einen entscheidenden Sieg über den Heerführer Hannibal. Dieser Sieg brachte ihm die Anerkennung als einer der besten Kommandeure der Militärgeschichte und den Beinamen Africanus ein.
Die amerikanischen Streitkräfte stellten die in Rede stehende Tapisserie am 03.08.1945 in Berchtesgaden sicher und überführten sie in den Münchner Central Collecting Point. Laut der Recherchen im Collecting Point soll Hermann Göring die Tapisserie zusammen mit zwei Pendants (Mü.-Nrn. 6417 und 6655) im Dezember 1936 im Berliner Auktionshaus Lepke, außerhalb einer Versteigerung, erworben haben. Der Kaufpreis betrug insgesamt 24.000 RM. Einer der drei Teppiche soll ein Etikett mit der Aufschrift „Renaissance Tap. Früher Lederzimmer“ getragen haben. Das Inventarverzeichnis zu Görings Kunstsammlung, das die Amerikaner nach Kriegsende erstellten, enthält 82 Tapisserien, die dort nur mit den Abmessungen angegeben sind. Ein Teppich mit den Maßen 350 x 400 cm ist im Verzeichnis erwähnt.
Inhaber von Lepkes Kunsthaus waren der Kunsthändler Hans Carl Krüger sowie die Brüder Adolf und Gustav Wolffenberg. Einem Schreiben des Präsidenten der Reichskammer der bildenden Künste vom 20.04.1936 an den Kunsthändler Hans Carl Krüger ließ sich entnehmen, dass dieser noch 1935 gemeinsam mit den Brüdern Wolffenberg Gesellschafter von Lepke‘s Auktionshaus war. Auf Geheiß der Reichskammer der bildenden Künste mussten die Brüder Wolffenberg aufgrund ihrer jüdischen Herkunft Ende 1935 aus der Gesellschaft ausscheiden, Krüger war fortan Alleininhaber des Auktionshauses.
Bislang ist unbekannt, von wem die Tapisserie in das Auktionshaus Lepke eingeliefert wurde. Ein NS-verfolgungsbedingter Entzug kann daher nicht ausgeschlossen werden.
Stand: 2011