Böcklin, Arnold
Die schaumgeborene Venus (grüne Venus)
Entstehungsjahr | um 1891 |
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Technik | Öl auf Holz |
Maße | 140 cm x 81,5 cm |
Münchener-Nr. | 8698 |
Linz-Nr. | 210 |
Lost Art-ID | 220640 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Arnold Böcklin (1827-1901) ging 1845 von Basel zu einer kurzen Studienzeit nach Düsseldorf, an die damals fortschrittlichste Malerakademie.1 Dort studierte er bei Johann Wilhelm Schirmer, dem einzigen Landschaftsmaler des Kollegiums, diese Gattung. Während seines Aufenthalts in Rom (1857-1860) begann er sich der römischen Campagna und mythologischen Szenen zu widmen. 1862 nahm er eine Professur als Landschaftsmaler in Weimar an. Bereits zwei Jahre später siedelte er mit seiner Familie erneut nach Rom über, wo er eine Reihe von Porträts fertigte. Auch während seines wiederholten Münchener Aufenthalts (1871-1874) malte er Bildnisse. Diese Jahre wurde seine produktivste Phase, in der er unablässig mit neuen Maltechniken experimentierte. Nach dem endgültigen Bruch mit dem Malerkollegen Franz von Lenbach, zog er nach Florenz (1874-1885). Dort vollendete er seine wohl größte malerische Leistung, nämlich das Hauptwerk „Triton und Nereide“, welches verschollen ist. Während seiner Züricher Jahre (1885-1892) entstanden vor allem Neufassungen früherer, bewährter Bildthemen, insbesondere mythologische Szenen. Dabei wurden seine Werke monumentaler und die Figuren größer. Gleichzeitig trat das Landschaftliche in den Hintergrund. Sein gesundheitlicher Zustand machte eine erneute Übersiedlung nach Italien notwendig. In seinen letzten Lebensjahren bezog sich der Künstler wieder vermehrt auf das Zeitgeschehen und thematisierte Krieg und Seuchen. Sein Spätwerk ist von Melancholie, Hoffnungslosigkeit und düsterem Ernst geprägt.
Das hier interessierende Gemälde zeigt einen stehenden weiblichen Akt mit durchsichtigem Gewand. Die Füße sind von Wellen umspült. Es ist signiert und soll um 1891 entstanden sein.
Provenienz
1930 | in der Kunsthandlung Ludwigsgalerie in Köln nachweisbar; von dort gelangte es in Privatbesitz im Rheinland2 |
zu einem nicht bekannten Zeitpunkt | an die Dom-Galerie in Köln abgegeben |
um 1938 oder schon davor | über die Münchener Kunsthändlerin Frau Almas-Dietrich für das Deutsche Reich erworben3 |
Neuere Erkenntnisse zum Werk von Arnold Böcklin und zur Provenienz seiner Gemälde sind im Werksverzeichnis des Autors Rolf Andree enthalten.4 Zu dem in Rede stehenden Gemälde hat der Autor das Folgende ermittelt: Aus dem Nachlass des Künstlers haben die Erben das Gemälde nach 1902 an die Galerie Neupert in Zürich abgegeben. Im Jahre 1905 befand es sich im Friedrich Bruckmann Verlag in München. 1930 konnte es in der Kunsthandlung Ludwigsgalerie in Köln nachgewiesen werden. Von dort gelangte es in nicht näher bezeichneten privaten Besitz im Rheinland. Aus privatem Besitz wurde es an die Dom-Galerie Köln abgegeben. Dort erwarb es die Münchener Kunsthändlerin Almas-Dietrich und verkaufte es an das Deutsche Reich. Bei ihrer Befragung am 9. März 1949 im Central Collecting Point München gab sie an, das Gemälde aus deutschem Besitz erworben zu haben.5
Der Höhe der Linz-Nummer nach zu urteilen, ist das Gemälde im Jahre 1938 oder bereits davor für die Reichskanzlei erworben worden. Der private Vorbesitzer konnte nicht mehr ermittelt werden.
Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle bekannten Quellen ausgeschöpft sind. Ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust kann nicht ausgeschlossen werden.
Stand: 2010
1 Für das Folgende vgl. Holenweg 2001, S. 337-358
2 BADV Berlin, Property Card zu Mü-Nr. 8698
3 Vgl. die Aussage des Architekten Hans Reger vom 21.07.1951 in: Bundesarchiv Koblenz B323/332
4 Rolf Andree, A. Böcklin - die Gemälde, zweite überarbeitete Auflage, Basel, München 1998
5 BADV Berlin, Property Card zu Mü-Nr. 8698