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Tizian (Schule)

Venus mit Cupido

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Leinwand
Maße 129 x 101 cm
Münchener-Nr. 8766
Linz-Nr. 2720
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde zeigt die Venus sitzend nach halbrechts mit Blick aus dem Bilde. Rechts ist Amor dargestellt, der sie mit der linken Hand berührt.

Provenienz

Zeittafel
durch Prof. Hoffmann und Reichsleiter von Schirach Hitler zum Kauf angeboten
Oktober 1942 oder später von Hitler für 700.000, - RM erworben

Die von der ehemaligen Treuhandverwaltung Kulturgut München auf der Property Card vermerkte Provenienz zu o. g. Gemälde konnte nicht bestätigt werden. Diesem Vermerk zufolge sei das Gemälde am 26.07.1943 aus dem Eigentum der Ehefrau des italienischen Generalkonsuls, Marchesa Maria Concetta Serra di Cassane, Frankfurt/ Main, zu einem Kaufpreis i.H.v. 60.000,- RM für das Deutsche Reich erworben worden.

Tatsächlich ergibt sich aus dem im Bundesarchiv Koblenz aufbewahrten Schriftwechsel der Staatlichen Gemäldegalerie Dresden „Sonderauftrag“ Linz, dass ein Gemälde eines Malers aus dem „Tiziankreis“ wegen eines geplanten Ankaufs im August 1943 zur Ansicht nach Dresden überstellt worden war. Auf Grund der Bedingungen, die der Reichswirtschaftsminister für den Ankauf dieses Gemäldes vorgegeben hatte, trat der Anbieter, der italienische Generalkonsul Marchese Sierra de Cassano, mit Schreiben vom 26.08.1943 jedoch von seinem Verkaufsangebot zurück. Das Gemälde wurde dann nach Frankfurt am Main zurückgesandt. Es war mit einem Wert von 60.000, - RM versichert.

Der im Bundesarchiv Berlin eingesehene Schriftverkehr bezüglich des Gemäldes „Venus und Cupido“ aus der Werkstatt von Tizian läßt erkennen, dass das Gemälde zum Zeitpunkt des Ankaufs für ein von Tizian eigenhändig gemaltes Bild galt.

Laut der Aussage des Kunsthändlers Karl Haberstock vom 27.09.1946 sei das o.g. Gemälde eine „Tizian–Fälschung“. Er behauptete, dass Hitler das Gemälde trotz einer Warnung von Dr. Posse bezüglich dessen Echtheit erworben hat.

Das Gemälde befand sich zunächst in Italien und wurde dann nach Wien gebracht. Im Schreiben vom 26.10.1942 von Reichsleiter Bormann an Reichsminister Dr. Lammers wird dargelegt, dass das Gemälde durch Prof. Hoffmann und Reichsleiter von Schirach Hitler zum Kauf angeboten worden sei. Hitler hat es dann für den Kaufpreis von 700.000, - RM erworben. Erst später stellte sich heraus, dass für den Erwerb des Gemäldes Devisen zu beschaffen waren, da der Eigentümer nur nach der Zusage der Bezahlung des Gemäldes in Devisen den Weitertransport nach München freigegeben hatte. Das Gemälde befand sich dann im sogenannten „Führerbau“.

Der Kaufpreis i.H.v. 700.000, - RM wurde nachweislich über die Dankspenden-Stiftung aufgebracht. Das Bankhaus Delbrück, Schickler & Co wurde angewiesen dem Reichsstatthalter in Wien den von ihm zunächst verauslagten Kaufpreis zu erstatten. Wie der Umtausch in Devisen geregelt worden ist, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Bormann hatte Hitler über die Devisenforderung unterrichtet und dessen Zustimmung zur Zahlung erlangt.

Laut einer Aussage im zusammengefassten Vernehmungsbericht Nr. 4 der Untersuchungseinheit für Kunstraub der US-Army war das Gemälde einer der teuersten Gegenstände, die für das Museum in Linz angekauft worden sind. In dieser Aussage ist zwar von dem Tizian–Gemälde „Venus mit Spiegel“ die Rede. Hier liegt jedoch eine Verwechslung des Gemäldes „Venus mit Cupido“ mit dem Gemälde „Venus mit Spiegel“ vor, dessen Provenienz schon geklärt werden konnte. Die Tizian - Werkstattarbeit „Venus mit Spiegel“, auch „Toilette der Venus“ genannt, stammt aus der Sammlung Buchenau, Niendorf bei Lübeck, und befindet sich ebenfalls im Bundesbesitz.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle bekannten Quellen ausgeschöpft sind. Ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust kann nicht ausgeschlossen werden.

Stand: 2003

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