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Hagen, Theodor Joseph

Bergige Landschaft mit Ruine

Entstehungsjahr 1868
Technik Öl auf Leinwand
Maße 110,0 x 157,5 cm (mit Rahmen)
Münchener-Nr. 9075
Linz-Nr. 127
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Theodor Joseph Hagen (1842–1919) war ein deutscher Impressionist und bedeutendster Vertreter der Weimarer Malerschule.[1] Er studierte von 1863 bis 1868 bei Oswald Achenbach (1827–1905) an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Im Jahre 1871 wurde Hagen an die Großherzoglich Sächsische Kunstschule Weimar berufen, um die Klasse für Landschaftsmalerei zu übernehmen, deren Leiter er von 1877 bis 1881 wurde. Nachdem sich der Künstler in seiner Frühzeit verschiedenen Stilrichtungen zugewandt hatte, entdeckte er später den französischen Realismus und die Schule von Barbizon. In den 1890er Jahren standen seine alte Malweise und impressionistischen Bilder längere Zeit nebeneinander. In den letzteren Bildern überwand der Künstler jedoch seinen Hang zu einem kräftigen altmeisterlichen Helldunkel und fand zu einer zarten, aufgehellten Farbigkeit. Er nahm an zahlreichen Gruppenausstellungen teil, unter anderem in der Berliner Akademie, beim Deutschen Künstlerbund in Weimar und im Münchener Glaspalast. Ab 1893 war Hagen Mitglied der Münchner Sezession sowie ab 1902 der Berliner Sezession.

Das Gemälde zeigt eine weite Berglandschaft. Im Vordergrund befindet sich ein Felsen, der zum rechten Bildrand ansteigt. Dahinter führt ein Weg ins Bergtal. Links des Weges fließt ein Fluss in S-Form in Richtung der hügeligen Landschaft. Am rechten Ufer des Flusses befinden sich Häuser sowie im Bildhintergrund ein hoher Felsen mit Ruine. Ein ähnliches Motiv stellte der Künstler auf seinem Gemälde „Heimburg an der Sieg“ dar.[2]

Das Werk ist unten links signiert und datiert „Th. Hagen / ..f 1868“.

Ein Werkverzeichnis des Künstlers konnte nicht ermittelt werden. Darüber hinaus wurde die einschlägige Literatur zum Künstler überprüft.[3] Auch im Künstlernachlass, der sich heute im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar befindet, sind keine Hinweise zum Werk enthalten.[4]

Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: in blauer Fettkreide „9075“ (Mü-Nr.); schwarzer Stift, zweimal „K725“ (Kremsmünster); weißes Blau umrandetes Etikett mit perforiertem Rand „127“ (Linz-Nr.); Etikett „Städtische Kunstsammlungen Bonn / Künstler: Hagen, Theodor Joseph / Titel u. Jahr: Bergige Landschaft mit Ruine 1886 / Alte Inv. Nr.  Seit vor 1938 Reichsbesitz / Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland / Neue Inv. Nr. ab 1966: BRD 2“; Blechschild „C. Blecken, Spezialfabrik für Gemälderahmen in allen Stilarten, München 2, NW, Telef. 57701, Kreittmayrstr. 12“ (Rahmenmanufaktur)[5].

[1] Für das Folgende vgl. Hendrik Ziegler, Die Kunst der Weimarer Malerschule, Köln/Weimar/Wien 2001, S. 216f.

[2] Vgl. Edwin Redslob, Theodor Hagen. 8 farbige Wiedergaben seiner Werke, Leipzig 1921, vermutlich unpag.

[3] Ohne Treffer: Ausst.kat. Kunst- und Kunstindustrie-Ausstellung alter und neuer deutscher Meister sowie der deutschen Kunstschulen, Glaspalast München, 1867. Edwin Redslob, Theodor Hagen, in: Die Kunst für alle. Malerei, Plastik, Graphik, Architektur, Jg. 31, Heft 17/18, 01.06.1916, S. 324–334. Otto Eggeling, Theodor Hagen. Der Senior der Weimarer Künstler, in: Westermanns illustrierte deutsche Monatshefte für das gesamte geistige Leben der Gegenwart, Jg. 49, Bd. 98, Heft 584, Mai 1905, S. 179–191.

[4] Laut Auskunft des Autors des inzwischen aufgegeben Werkverzeichnisses von Theodor Hagen vom 28.03.2019.

[5] Inhaber des Unternehmens im Jahre 1932 war Georg Knapp. Vgl. Auskunft des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, München vom 06.03.2009.

Provenienz

Zeittafel
(…) 
Vor 1937/1938Reichsvermögen („Sonderauftrag Linz“)
Ab Mai 1941Eingang in das Kloster Kremsmünster
Ab Sommer 1943Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee
13.10.1945Eingang in den Central Collecting Point München
Seit 1949Bundesvermögen

Das Gemälde „Hügellandschaft mit Ruinen“ wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt durch das Deutsche Reich für den „Sonderauftrag Linz“ erworben und erhielt die Linz-Nummer 127.[1] Die Höhe der Linz-Nummer weist auf einen Erwerb vor 1937/1938 hin.[2]

Die Nummer K725 auf der Property Card sowie auf der Bildrückseite weist auf die Lagerung des Gemäldes im Depot Kremsmünster hin.[3] Das beschlagnahmte Stift Kremsmünster in Österreich war das erste Auslagerungsdepot des „Sonderauftrages Linz“. Ab Mai 1941 wurden hier Kunst- und Kulturgüter untergebracht, die für das „Führermuseum“ erworben wurden.[4] Aus Sorge vor Luftangriffen, wurde das Depot bereits 1943 aufgelöst und dort gelagerte Objekte zunächst in Depots in Hohenfurt sowie Thürntal umgelagert.[5]

Um das Werk vor weiteren Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 13. Oktober 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[6] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt nach dem bisherigen Kenntnisstand die Provenienz ungeklärt. [7]

Bearbeitungsstand: 2019

[1] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 9075.

[2] Vgl. NARA, M1946. URL: www.fold3.com/image/312657920 [Abruf: 07.03.2019]. Zur Inventarisierung siehe BArch Koblenz, B 323/332, Aussage von Hans Reger, 21.07.1951. Hans Reger fertigte seit Juli 1938 eine „Liste der für das Museum Linz vorgesehenen Gemälde“ an. Diese wurde im Mai 1945 von der US Army in Altaussee, Österreich gefunden. Vgl. das Faksimile bei Günther Haase, Die Kunstsammlung Adolf Hitler. Eine Dokumentation, Berlin 2002.

[3] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 9075.

[4] Vgl. Kathrin Iselt, „Sonderbeauftragter des Führers“. Der Kunsthistoriker und Museumsmann Hermann Voss (1884–1969), Köln 2010, S. 217.

[5] Vgl. Hanns Christian Löhr, Das Braune Haus der Kunst. Hitler und der „Sonderauftrag Linz“. Kunstbeschaffung im Nationalsozialismus, Berlin 2016, S. 54.

[6] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, zugehörige Property Card des CCP München.

[7] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) LostArt Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com) [Abruf: 28.03.2019].

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