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Gille, Christian Friedrich

Berglandschaft mit badenden Knaben

Entstehungsjahr 1885
Technik Öl auf Leinwand
Maße 131 x 118 cm
Münchener-Nr. 9084
Linz-Nr. 164
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde zeigt Folgendes: vorn die nackten Knaben, rechts ein Fluss, der von hinten kommt; links Wald und Felsen.

Es ist mit "F.v.Matthissen - C.Gille 85" bezeichnet und datiert.

Das Gemälde von Gille ist nicht im Boetticher aufgeführt.1 Es gibt ein Werkverzeichnis von Gerd Spitzer, im dem es unter Nr. 92 mit folgenden Angaben verzeichnet ist: „Provenienz Galerie Luz“.2  

Im Zentralarchiv der Staatlichen Museen Berlins ist in der Künstlerdokumentation zu Gille das zu untersuchende Gemälde mit einem undatierten Angebot der Kunsthandlung Dr. Luz Berlin mit Abbildungen nachgewiesen. Auf der Rückseite der Abbildung finden sich folgende Informationen: „In einer Felsenschlucht nahe einem Wasserfall, der eine kleine Mühle im Hintergrund am rechten Bildrand speist, hat sich eine Gruppe von Knaben zum Baden versammelt. Während einige gerade ins Wasser springen, kleiden sich andere aus oder kommen eben aus dem dichten Gebüsch hinzu. Das Gemälde zeichnet sich durch akribische Genauigkeit in den Details der üppigen Vegetation und durch theatralisch inszenierte Lichtführung aus. In der oberen rechten Ecke ist auf einer Schriftrolle ein Gedicht des Lyrikers Friedrich von Matthisson (1761-1831) als Motto des Gemäldes zitiert: "[z]um Bade! zum Bade! vom Blumengestade / Hinab in die wallenden Fluthen! / Die Sonne gebietet! Sie wüthet, sie wüthet / Mit himmeldurchströmenden Gluthen! X. X. F. v. Matthisson" (Badelied, 1778, in: Friedrich Matthissons Gedichte, hg. v. G. Bölsing, Bd. 1, Tübingen 1912, S. 40-41)“.3

Provenienz

Zeittafel
Nach 1933Galerie Dr. Luz, Berlin
Bis 16.12.1937Galerie Maria Almas, München
16.12.1937für RM 2250,- an Reichskanzlei

Die TVK München ermittelte, dass die Galerie Almas, München, das Gemälde aus deutschem Besitz erworben hatte (Aussage Almas vom 9.3.1949) und am 16. Dezember 1937 für RM 2.250,- an die Reichskanzlei weiterverkaufte.

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes:

Am 16. Dezember 1937 wurde das Gemälde von Maria Almas, München an die Reichskanzlei für RM 2.250,- verkauft.4 Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach ihren Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.5 Almas-Dietrich gehörte zu den aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm sie nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA ausgewertet.6 Diese Unterlagen scheinen in der Zwischenzeit verloren zu sein.
In ihrer Aussage gab sie 1949 an, dass das Gemälde aus deutschem Besitz stamme.7

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Ein verfolgungsbedingter Vermögensverlust lässt sich bei diesem Gemälde daher nicht ausschließen.

Stand: 2010

1 Friedrich von Boetticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, erster Band von 4 Bänden, Dresden, 1891-1901, S. 408-409
2 Gerd Spitzer, Christian Friedrich Gille, Leipzig 1994, S. 112.
3 SMB-ZA Künstlerdokumentation Gille, Angebot Galerie Dr. Luz, Berlin.
4 BArch Koblenz B 323, Nr. 99 "kleine Kartei"; BArch Koblenz B 323, Nr. 158.
5 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
6 NARA, RG 260, 519, Box 445.
7 Aussage Almas BArch Koblenz B 323, Nr. 331.

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