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Becker, August

Gebirgsbach in Norwegen

Entstehungsjahr 1856
Technik Öl auf Leinwand
Maße 134,0 x 197,0 cm
Münchener-Nr. 9085
Linz-Nr. 303
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

August Becker (1822–1887) war ein deutscher Landschaftsmaler der Düsseldorfer Schule.[1] Eine erste Ausbildung erhielt er in seiner Geburtsstadt Darmstadt unter dem Maler Johann Heinrich Schilbach (1798–1851). Im Jahre 1840 wechselte er an die Akademie in Düsseldorf, wo er unter Johann Wilhelm Schirmer (1807–1863) studierte. Ab 1844 erfolgten zahlreiche Studienreisen, unter anderem nach Norwegen, Tirol, in die Schweiz und das bayerische Hochgebirge sowie nach Schottland, wohin ihn Königin Victoria (1819–1901) wiederholt berief. Hier erteilte Becker nicht nur den Prinzessinnen Zeichenunterricht, sondern schuf auch einen Zyklus an Bildern des schottischen Hochlandes für das Schloss Balmoral. In den letzten Jahren reiste er zudem nach Rumänien. Der Künstler malte mit Vorliebe Hochgebirgslandschaften bei besonderer Beleuchtung. Seine Werke befinden sich heute unter anderem in den Museen in Köln und Hannover.

Das Gemälde zeigt eine Hochgebirgslandschaft in Norwegen. Im Vordergrund befindet sich ein strömender Bach, der diagonal nach hinten links führt. Links davon ist ein Fels mit Hütte dargestellt. Im Hintergrund sind die Berge unter bewölktem Himmel zu sehen.

Das Werk ist signiert sowie datiert „August Becker 1856“.

Das Gemälde ist im Werkverzeichnis von Selke (2005) enthalten.[2] Darüber hinaus wurde die einschlägige Literatur zum Künstler überprüft.[3] Im Rahmen einer systematischen Durchsicht von rund 1.100 Auktionskatalogen aus der Zeit 1933 bis 1945 konnte das Gemälde nicht identifiziert werden.[4] Auch konnte der Künstler im Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin weder in der Datenbank zur Tiefenerschließung noch im Findbuch zum historischen Bestand der Nationalgalerie nachgewiesen werden.[5]

Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: in blauer Fettkreide „9085“ (Mü-Nr.); „K646“ (Kremsmünster); „303“ (Linz-Nr.); Etikett „NDGKV. / No. 512“ (Norddeutscher Gesamt-Kunstverein).[6]

[1] Für das Folgende vgl. Ulrich Thieme/Felix Becker (Hgg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Leipzig 1999, Bd. 1/2, S. 144.

[2] Vgl. Selke, Raimond, August Becker (1821–1887). Der Darmstädter Landschaftsmaler aus der Düsseldorfer Schule. Biographie und Werkkatalog. Koblenz 2005, S. 99, Kat.124.

[3] Ohne Treffer: Thieme/Becker 1909, Bd. 1/2, S. 144. Lotte Hoffmann-Kuhnt, August Becker (1828–1887). Das Leben eines Landschaftsmalers. Reiseberichte und Tagebuch, Nürnberg 2000. Ausst.kat. August Becker (1821–1887). Ein Darmstädter Landschaftsmaler unterwegs in Europa, Kunst-Archiv Darmstadt, 08.09.–27.10.2002.

[4] Auswahl von Auktionskatalogen im Kunsthistorischen Institut der Universität zu Köln. Die Durchsicht erfolgte während der EDV-Erfassung für den Kölner UniversitätsGesamtkatalog (KUG).

[5] Vgl. Auskunft des Zentralarchivs der SMB vom 16.11.2009.

[6] Rückseitenhinweise laut BVA-Archiv, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 9085.

Provenienz

Zeittafel
1887Nachlass des Künstlers
(…) 
Vor August 1938Reichsvermögen („Sonderauftrag Linz“)
Ab Sommer 1943Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee
13.10.1945Eingang in den Central Collecting Point München
Seit 1949Bundesvermögen

Laut Werkverzeichnis befand sich das Gemälde „Gebirgsbach in Norwegen“ wohl noch bis zum Tode des Künstlers im Jahre 1887 in dessen Eigentum.[1] Weitere Informationen zur Provenienz des Werkes sind hier nicht enthalten. Auf einer historischen Fotografie des Gemäldes, die sich im Künstlernachlass erhalten hat, ist mit Bleistift „Private in Darmstadt“ vermerkt. Ob es sich hierbei um einen Provenienzhinweis handelt, konnte abschließend nicht geklärt werden.

Weiterhin wurde das Werk laut Etikett auf der Rückseite zu einem unbekannten Zeitpunkt unter der Nummer 512 im Norddeutschen Gesamt-Kunstverein ausgestellt. Dieser hatte sich wohl Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet und umfasste unter anderem die Kunstvereine von Bremen, Hamburg, Lübeck, Greifswald, Rostock, Stralsund, Altona, Danzig, Güstrow, Stettin und Kolber.[2] Die Suche nach Verzeichnissen der beim Norddeutschen Gesamt-Kunstverein ausgestellten Werke verlief bisher ohne Erfolg.[3]

Das Werk wurde vor dem Krieg vom Deutschen Reich für den „Sonderauftrag Linz“ erworben und erhielt die Linz-Nr. 303.[4] Weitere Informationen zur Herkunft des Werkes liegen derzeit nicht vor. Die Höhe der Linz-Nummer weist auf einen Erwerb vor August 1938 hin.[5]

Die Nummer K 646 auf der Property Card weist auf die Lagerung des Aquarells im Depot Kremsmünster hin.[6] Das beschlagnahmte Stift Kremsmünster in Österreich war das erste Auslagerungsdepot des „Sonderauftrages Linz“. Ab Mai 1941 wurden hier Kunst- und Kulturgüter untergebracht, die für das „Führermuseum“ erworben wurden.[7] Aus Sorge vor Luftangriffen, wurde das Depot bereits 1943 aufgelöst und dort gelagerte Objekte zunächst in Depots in Hohenfurt sowie Thürntal umgelagert.[8]

Um das Werk vor weiteren Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 13. Oktober 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[9] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt nach dem bisherigen Kenntnisstand die Provenienz ungeklärt. [10]

 

Bearbeitungsstand: 2019

[1] Für das Folgende vgl. Raimond 2005, S. 99, Kat.124.

[2] Vgl. Gunnar Jansen, Stadtgeschichte von Rostock in Zahlen. Folge 151–250, Grambin 2014, S. 123. Zum Gründungsdatum des Norddeutschen Gesamtkunstvereins liegen derzeit keine gesicherten Informationen vor. In der Literatur sind erste Ausstellungsaktivitäten für das Jahr 1839 nachgewiesen. Vgl. Ulrike Renz, „…den veredelnden Einfluss der Kunst auf immer grössere Kreise ausdehnen…“. Bürgertum und bildenden Kunst in Hamburg im späten 18. und 19. Jahrhundert, Univ.Diss., Universität Bielefeld, 2001, S. 57.

[3] Vgl. Auskunft des Kulturhistorischen Museums Rostock vom 09.05.2019.

[4] Vgl. BArch Koblenz, B 323/764, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 9085.

[5] Vgl. Klaus Beetz, Die Erwerbungen Adolf Hitlers bis zum Führererlass vom 26. Juni 1939 für den Aufbau des Neuen Museums Linz, Berlin 2004 (unpubliziert), S. 14.

[6] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 9085.

[7] Vgl. Kathrin Iselt, „Sonderbeauftragter des Führers“. Der Kunsthistoriker und Museumsmann Hermann Voss (1884–1969), Köln 2010, S. 217.

[8] Vgl. Hanns Christian Löhr, Das Braune Haus der Kunst. Hitler und der „Sonderauftrag Linz“. Kunstbeschaffung im Nationalsozialismus, Berlin 2016, S. 54.

[9] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, zugehörige Property Card des CCP München.

[10] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) LostArt Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com) [Abruf: 17.04.2019].

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