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Rugendas, Georg Philipp I (der Ältere)

Die Türken vor Wien

Bild hat eine Langbeschreibung Die Türken vor Wien
Quelle: Deutsches Historisches Museum Berlin
Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Leinwand
Maße 73 x 98 cm
Münchener-Nr. 9217
Linz-Nr. 655/551
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde wird dem Augsburger Künstler Georg Philipp Rugendas dem Älteren zugeschrieben. In der Literatur wurde jedoch die Vermutung aufgestellt, dass es auch von dessen Sohn gleichen Namens stammen könnte.[1]

Georg Philipp Rugendas d. Ä. (1666 – 1742), Begründer der Künstlerfamilie Rugendas, war ein Maler und Kupferstecher aus Augsburg.[2] Geprägt durch seine Lehrreisen nach Rom, Venedig und Wien verstand er sich als freier Künstler und verweigerte sich der Mitgliederschaft in der Augsburger Malerzunft. Seinen Ruf als Schlachtenmaler begründete er mit Darstellungen historischer Schlachten wie der vor Wien 1683 und dem letzten großen Krieg zwischen der Habsburger Monarchie und dem Osmanischen Reich. Erfolgreich wurde er ebenfalls durch seine Kampfdarstellungen ohne historische Hintergründe oder identifizierbare Topografien.

Georg Philipp Rugendas d.J. (1701 - 1774) begann spätestens 1719 mit der Malerei und schuf vor allem Bilder nach Gemälden seines Vaters. Nur ein 1740 datiertes Gemälde einer Schlacht, das sich heute in den Städtischen Kunstsammlungen Augsburg befindet, gilt als ein eigenständiges Werk.[3]

In hügeliger Landschaft, vor einem tiefen Himmel sind osmanische und habsburgische Soldaten in schwere Gefechte zu Pferd verwickelt. Im Bildvordergrund verfolgen zwei Soldaten mit erhobenen Schwertern zwei osmanische Krieger mit Säbeln bewaffnet, die sich zu ihren Angreifern umwenden. Gerahmt wird die Szene durch einen gestürzten Reiter am rechten unteren Bildrand, der betroffen zu seinem Pferd blickt, das am linken Bildrand leblos auf der Erde liegt. Im Hintergrund links intensiviert sich das Kampfgetümmel bis zum Horizont, rechts ist auf einem Hügel ein Anwesen umgeben von Bäumen zu erkennen.  

Als Werktitel sind „Die Türken vor Wien“,[4] „Die Türken vor Wien 1683“,[5] „Die Türken vor Wien im Sommer 1683“,[6] „Reitergefecht“,[7] „Battle on horse-back with Sarazenes“,[8] „Turks before Vienna“,[9] und „The Turks attacking Vienna“[10] überliefert.

Das Werk ist weder signiert noch datiert. In der Literatur zum Werk wurde aufgrund der Einordnung des historischen Ereignisses die Datierung nach 1683 vorgenommen.[11]

Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden:

Auf Zierrahmen: mit schwarzem Stift „K.1194“ (Bergungsnummer Depot Kremsmünster, Österreich); in gelber Fettkreide „2“ (nicht identifiziert); oranger, kreisrunder Aufkleber, handschriftlich „5/kdr./Jany [?]“ (nicht identifiziert);  in blauer Fettkreide „9217“ (Mü-Nr.); weißes Etikett des Deutsches Historischen Museums, Berlin

Auf Keilrahmen: mit schwarzem Stift „K.1194“ (Bergungsnummer Depot Kremsmünster, Österreich); in gelber Fettkreide „2“ (nicht identifiziert); abgerundetes Blechschild, verblichen rot „LEO REHFELDT / Bild – Einrahmung / Rahmenvergoldung / Glaserei / BERLIN W / Nürnbergerstraße 27“;  in blauer Fettkreide „9217“ (Mü-Nr.); weißes Etikett des Deutsches Historischen Museums, Berlin; weißes, blau umrandetes Etikett mit perforiertem Rand  „655/551“ (Linz-Nr.).

Das Gemälde ist nicht im Werkverzeichnis zu Georg Philipp Rugendas d. Ä. von Held (1996) enthalten. Ein darin gelistetes Werk mit dem Titel „Türkenschlacht“ und den Maßen 71 x 96 cm ist mit dem hier in Rede stehendem Gemälde nicht identisch. Dieses befindet sich seit 1843 in der Staatsgalerie Stuttgart.[12]

Die im Werkverzeichnis ebenfalls verzeichneten Gemälde Georg Philipp Rugendas des Jüngeren müssen gleichfalls ausgeschlossen werden.[13]

[1] Vgl. Beate Dorfey, Mario Kramp (Hgg.): Die Türken kommen! Exotik und Erotik: Mozart in Koblenz und die Orient-Sehnsucht in der Kunst, Katalog zur Ausstellung im Mittelrhein-Museum, Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz 107, Koblenz 2006, S. 143, Kat. Nr. 38.

[2] Für das Folgende sowie weitere Informationen zum Künstler: Andrea Teuscher: Rugendas, Künstlerfamilie in Augsburg, in: Otto zu Stolberg-Wernigerode: Neue deutsche Biografie, Bd. 22, Rohmer – Schinkel, Berlin 2005, S. 238f., http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00016410/image_252 [Abruf 02.02.2022]

[3] Vgl. ebd. S. 238f.

[4] Vgl. Mü-Karteikarten im Bestand BADV, Mü-Nr. 9217.

[5] Vgl. Beate Dorfey, Mario Kramp (Hgg.): Die Türken kommen! Exotik und Erotik: Mozart in Koblenz und die Orient-Sehnsucht in der Kunst, S. 143.

[6] Unter diesem Titel wird das Werk beim Deutschen Historischem Museum Berlin geführt.

[7] Vgl. BArch B 323/618, Kontrollummernkartei Mü-Nr.9217.

[8] Vgl. National Archives and Records Administration (NARA), College Park, Maryland, M1946, Record Group 260, Roll 0190, Records Relating to the Munch Central Collecting Point Property Accessions, Property Card 9217 Aussee 4437, P. 1 https://www.fold3.com/image/312463109 [Abruf: 03.02.2022].

[9] Vgl. National Archives and Records Administration (NARA), College Park, Maryland, M1946, Record Group 260, Roll 0146, General Administrative Records, Linzer Kunstmuseum List (Only Partly), S. 64, https://www.fold3.com/image/298497887 [Abruf 03.02.2022].

[10] Vgl. National Archives and Records Administration (NARA), College Park, Maryland, M1946, Record Group 260, Roll 0146, General Administrative Records, Categories – Fine Arts in CCP, S. 322, https://www.fold3.com/image/300269287 [Abruf 03.02.2022].

[11] Vgl. Beate Dorfey, Mario Kramp (Hgg.): Die Türken kommen! Exotik und Erotik: Mozart in Koblenz und die Orient-Sehnsucht in der Kunst, S. 33.

[12] Anke Charlotte Held: Georg Philipp Rugendas (1666 – 1742), Gemälde und Zeichnungen, München 1996, S. 158, Nr. G 13, Tafel 12.

[13] Vgl. ebd., S. 272ff.

Provenienz

Chronologie der Provenienz
Nach 1683–o. D.Georg Philipp Rugendas, der Ältere
(…)Verbleib unbekannt

o. D.–wahrscheinlich Frühjahr 1939

Kunsthändlerin Maria Dietrich (1892–1971), München, laut eigener Angabe „aus deutschem Besitz“ erworben

Wahrscheinlich Frühjahr 1939–15. August 1941

Adolf Hitler, Ankauf von Kunsthändlerin Maria Dietrich (1892–1971), München, und Einlieferung in den „Führerbau“, München, Inv.-Nr. 665/551
15. August 1941Adolf Hitler („Sonderauftrag Linz“), Eingang in das ehemalige Stift Kremsmünster mit dem 2. Bergungstransport aus München, Kremsmünster-Nr. 1194
Unbekannter Zeitpunkt ab 1944Adolf Hitler („Sonderauftrag Linz“), Eingang in Altaussee, Aussee-Nr. 4437
15. Oktober 1945–10. Juni 1949Amerikanische Militärregierung, Sicherstellung und Transport in den Central Collecting Point München, Inv.-Nr. 9217
10. Juni 1949–heute

Treuhänderische Übernahme durch den bayerischen Ministerpräsidenten, München: 10. Juni 1949–22. Februar 1952

Treuhandverwaltung von Kulturgut beim Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland, München: 22. Februar 1952–1960

Bundesrepublik Deutschland, Übernahme aus ehemaligem Reichsvermögen auf Grundlage von Art. 134 Grundgesetz, München/Berlin: seit 1960

Deutsches Historisches Museum Berlin, Dauerleihnahme von der Bundesrepublik Deutschland: seit 1962

Georg Philipp Rugendas der Ältere malte eine Vielzahl an Reiterschlachten, die auf dem deutschen, englischen, französischen und belgischen Kunstmarkt seit dem späten 18. Jahrhundert gehandelt wurden.[1] In den frühen 1900er Jahren und vor allem in den 1920er Jahren kamen sie auch vermehrt auf dem deutschen Kunstmarkt zur Auktion.[2] Konsultierte Auktionskataloge konnten keinen Aufschluss darüber geben, ob das hier in Frage stehende Gemälde bei einer dieser Auktionen zum Verkauf stand, da die Angaben zu Maßen, genauere Beschreibungen oder Abbildungen oftmals gänzlich fehlen.[3]  Recherchen in einschlägigen Kunstzeitschriften, Ausstellungkatalogen sowie Nachlässen und Archiven lieferten keinerlei Hinweise auf Verbleib des Werkes.

Gesichert ist, dass sich das Gemälde, wahrscheinlich gemeinsam mit seinem Gegenstück,[4] zu einem unbestimmten Zeitpunkt zwischen 1933 und 1939 in Berlin befand. Ein auf der Rückseite am Rahmen befestigtes Blechschild verweist auf den Verbleib in der Glaserei „Leo Rehfeldt“ in Berlin, die auch Bildeinrahmungen und Rahmenvergoldungen vornahm.

Leo Leis Rehfeldt (1889 - 1966) wurde am 25. Oktober 1889 in Berlin als Sohn des jüdischen Glasers und Vergoldermeisters Adolph Rehfeldt (1855 - 1936) und dessen Ehefrau Teresa Rehfeldt, geborene Guttmann (1856 - 1932) geboren.[5] Adolph Rehfeldt war mit seiner Glaserei spätestens seit 1903 in der Nürnberger Straße 27 ansässig.[6] 1933 übernahm Leo Rehfeldt das Geschäft seines Vaters.[7] Bis zu seiner Auswanderung 1938 lebte er unter dortiger Adresse mit seiner Ehefrau Käthe Rehfeldt, geborene Wachtel (1899 – 1989) und zwei Kindern, Ingeburg und Max.

Während der nationalsozialistischen Novemberpogrome überfielen am 10. November 1938 Funktionäre der NSDAP Leo Rehfeldts Glaserei, zertrümmerten die Einrichtung und das Lager und forderten ihn auf, sein Geschäft sowie die dahinterliegende Wohnung zu verlassen.[8] Leo Rehfeldt floh am 13. November 1938 aus Deutschland in die Niederlande und emigrierte über Rotterdam nach New York, wo er am 9. März 1939 eintraf.[9] Seine Familie folgte ihm im Frühjahr 1939, nachdem das Geschäft, laut späterer Aussage Käthe Rehfeldts arisiert worden sei[10] und sie das Umzugsgut der Familie der Allgemeinen Transportgesellschaft Quitzowstraße 11-17 in Berlin für einen Transport nach New York übergeben hatte.[11]

Laut Rehfeldts Aufstellung des Umzugsguts befanden sich 50 Bilder unter den eingelieferten Einrichtungsgegenständen.[12] Das Umzugsgut verblieb in Berlin und wurde laut späterer Aussage Rehfeldts mit dem Erlass der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz[13] 1941 beschlagnahmt.[14]

Eine genauere Auflistung der 50 Kunstwerke ist nicht bekannt. So kann nicht festgestellt werden, ob das Gemälde „Die Türken vor Wien“ von Georg Philipp Rugendas zu den eingelieferten Objekten gehörte und somit im Besitz der Familie Rehfeldt war. Ob es überhaupt im Besitz oder Eigentum der Familie Rehfeldt war und es womöglich von Käthe Rehfeldt in Vorbereitung ihrer Emigration in die USA im Frühjahr 1939 verkauft wurde konnte bislang nicht bestätigt werden.

Des Weiteren sind nach jetzigem Forschungsstand keine Kundenkartei oder andere Geschäftsdokumente der Glaserei Rehfeldt bekannt, die Aufschluss über einen möglichen Auftraggeber oder Auftraggeberin zur Rahmung des Gemäldes geben könnten.[15] Ob sich das Gemälde zum Zeitpunkt der Übernahme des Geschäftes als Ware oder Auftragsarbeit in der Rahmerei befand und von dort vom neuen Eigentümer verkauft wurde kann ebenfalls nicht nachvollzogen werden.[16]

Die Kunsthändlerin Maria Almas-Dietrich (1892 – 1971) sagte am 16. März 1949 bei Ihrem Verhör gegenüber den US-amerikanischen Kunstschutzoffizieren aus, sie habe das Gemälde aus deutschem Besitz erworben und es an das Deutsche Reich weiterveräußert.[17] Ankaufsunterlagen oder Rechnungen, die Aufschluss darüber geben könnten, wann und von wem Almas-Dietrich das Werk erwarb, haben sich nach jetzigem Stand der Forschung nicht erhalten. Die von Almas-Dietrich gemachten Aussagen bezogen sich ebenfalls auf das Gegenstück (Mü-Nr. 9212).[18] Es scheint plausibel, dass beide Gemälde gemeinsam an- und verkauft wurden, allerdings kann dies mangels Quellen nicht abschließend festgestellt werden.

„Die Türken vor Wien“ wurde mit der Inventarnummer 655/551 für den "Sonderauftrag Linz" registriert. Die Nummer 655 weist auf einen Ankauf im Frühjahr 1939 hin.[19] Dass sich das Gemälde unter den als Umzugsgut eingelieferten Einrichtungsgegenständen der Familie Rehfeldt befand, muss ausgeschlossen werden, da die Beschlagnahmung durch das Deutsche Reich laut Aussage Käthe Rehfeldts erst mit der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25. November 1941 erfolgte und das Umzugsgut laut einem Schreiben de Transportunternehmens im September 1939 noch vollständig eingelagert war.[20]

Am 16. Juni 1941 bat Robert Oertel Hans Reger um verschiedene fotografische Abzüge von Gemälden, die im Führerbau in München lagerten, unter anderem von den beiden Rugendas- Werken.[21] Die Fotografien wurden in den sechsten Band der sogenannten Fotoalben der „Gemäldegalerie Linz“ aufgenommen, die Adolf Hitler in regelmäßigen Abständen zu unterschiedlichen Anlässen als Geschenke überreicht wurden.[22]

Zum Schutz vor Kriegseinwirkungen wurde das Werk  „Die Türken vor Wien“  1941 in das beschlagnahmte Stift Kremsmünster ausgelagert.[23] Dieses diente als erstes Auslagerungsdepot des „Sonderauftrag Linz“.[24] Der Transport des Werkes vom Führerbau München nach Kremsmünster erfolgte mit dem 2. Gemälde-Transport am 15. August 1941.[25] Aus Sorge vor Luftangriffen wurde das Depot bereits 1943 aufgelöst und dort gelagerte Objekte zunächst in Depots in Hohenfurt sowie Thürntal umgelagert.[26] „Die Türken vor Wien“ gelangte zu einem unbekannten Zeitpunkt in das Salzbergwerk Altaussee in der Steiermark, das ab Januar 1944 zur Einlagerung von Kunstwerken aus dem „Sonderauftrag Linz“ genutzt wurde.[27] Auf der Property Card des Rugendas-Werkes wurde die Aussee-Nummer „4437“ vermerkt.[28]

Am 8. Mai 1945 traf die 3. US-Panzerarmee in Altaussee ein und übernahm das Salzbergwerk. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde das Gemälde am 15. Oktober 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[29]

Am 10. Juni 1949 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980).[30] Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.

Über die angegebenen Quellen hinaus wurde die einschlägige Literatur zum Künstler sowie Datenbanken zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus und zu aktuellen Versteigerungen sowie historische Auktionskataloge überprüft.[31]  Hieraus ergaben sich keine weiteren Hinweise zur Provenienz des Objekts.

 

Die Provenienz ist für den Zeitraum vor 1939 ungeklärt. Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass dieses Werk NS-verfolgungsbedingt entzogen worden ist.

Forschungsstand: 2022

[1] Vgl. die Datenbankabfrage des Getty Provenance Index mit Auktionskatalogen aus Belgien, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden und Skandinavien zwischen 1650 – 1945: https://www.getty.edu/research/tools/provenance/search.html

[2] Vgl. ebd.

[3] Vgl. ebd. Eine Datenbankabfrage zu Georg Philipp Rugendas d.J. lieferte ebenfalls keine Ergebnisse, die zu einer Identifizierung des hier in Rede stehendem Gemälde beitragen.

[4] Georg Philipp Rugendas, „Die Türken vor Wien“ (o.J.), 73 x 97 cm, Öl/Leinwand, Mü-Nr. 9212, Linz-Nr. 654, vgl. https://kunstverwaltung.bund.de/SharedDocs/Provenienzen/DE/9000_9999/9212.html [Abruf 03.03.2022]. Auf der Rückseite des Gemäldes ist ebenfalls am Rahmen das Blechschild der Glaserei „Leo Rehfeldt“ angebracht.

[5] Vgl. Geburtsurkunde Leo Rehfeldt, in: BADV, Sondervermögens- und Bauverwaltung beim Senator für Finanzen Berlin, Az. 4-4859/50, S. 4.

[6] In den Berliner Adressbüchern der Jahre 1903 bis 1940 ist die Firma „Adolph Rehfeldt“ durchgängig unter der Adresse Nürnberger Straße 27 gelistet, vgl. Berliner Adressbücher 1799 – 1970, digitalisiert, URL: https://digital.zlb.de/viewer/berliner-adressbuecher/ [Abruf: 06.01.2022]. In den Jüdischen Adressbüchern Berlin 1929/30 und 1931/32 finden sich sowohl Adolph Rehfeldt (Nürnbergerstraße 27) als auch Leo Rehfeldt (Große Frankfurter Straße 32), vgl. “Jüdisches Adressbuch Für Gross-Berlin.” Goedega Verlags-Gesellschaft m.b.H., 1929. Print, S. 325, URL: https://digital.zlb.de/viewer/metadata/34039536/0/ [Abruf: 06.01.2022]

[7] Vgl. Eidesstattliche Erklärung Leo Rehfeldt vom 14.3.1955, BADV, Sondervermögens- und Bauverwaltung beim Senator für Finanzen Berlin, Az. 4-4857/50, S. 24. Eine Handelsregisterakte des Geschäftes hat sich laut Angaben des Landesarchivs Berlin nicht erhalten.

[8] Nach dem Krieg erstattete Leo Rehfeldt in seinem Wiedergutmachungs- und Entschädigungsverfahren eidesstattlich Bericht über die Vorgänge, die zur Emigration der Familie führten, vgl. BADV, Sondervermögens- und Bauverwaltung beim Senator für Finanzen Berlin, Az. 4-4858/50, S. 3, Eidesstattliche Erklärung Leo Rehfeldt, 18.09.1946.

[9] Vgl. ebd.

[10] Vgl. ebd. Laut der eidesstattlichen Erklärung Leo Rehfeldts sei seine Frau Käthe von den Nationalsozialisten angewiesen worden, das Geschäft an einen Herrn Heinen zu übergeben. In den Berliner Adressbüchern ist zwischen 1940 und 1949 Frank Heinen mit einer Kunst- und Bauglaserei unter der Adresse Nürnbergerstraße 27 gelistet, vgl.  Berliner Adreßbuch für das Jahr 1940, Branchen-Verzeichnis der Handel- und Gewerbetreibenden nach Erwerbs- bzw. Berufszweigen alphabetisch geordnet mit Anhang, S. 224, URL: https://digital.zlb.de/viewer/image/34115495_1940/3809/ [Abruf: 25.02.2022], Berliner Stadtadressbuch 1946, Branchen-Adressbuch, S. 389, URL:  https://digital.zlb.de/viewer/image/34235165_1946_1947/491/ [Abruf: 25.02.2022]  und Berliner Stadtadressbuch 1949, Branchenadressbuch, S. 425, URL: https://digital.zlb.de/viewer/image/34117222_1949_3/495/ [Abruf: 25.02.2022]. Frank Heinen argumentierte in einem der Wiedergutmachungsverfahren der Familie Rehfeldt nach dem Krieg, er sei zufällig auf die Geschäftsräume gestoßen und habe das Geschäft im November 1938 mit dem Einverständnis Käthe Rehfeldts angemietet. Sie habe ihm keinerlei Warenbestände verkauft, vgl. Landesarchiv Berlin, B Rep. 025-07 Nr. 3015/50, S.3. 

[11] Vgl. BADV, Sondervermögens- und Bauverwaltung beim Senator für Finanzen Berlin, Az. 4-4859/50, S. 15.

[12] Vgl. BADV, Sondervermögens- und Bauverwaltung beim Senator für Finanzen Berlin, Az. 4-4859/50, S. 13.

[13] Die 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25.11.1941 (RGBl I 1941, S.722ff.) besagte, dass Juden und Jüdinnen, die sich im Ausland aufhielten, die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen wurde und ihr Vermögen an das Deutsche Reich fiel, vgl. URL: http://ns-quellen.at/gesetz_anzeigen_detail.php?gesetz_id=4410 [Abruf 28.02.2022].

[14] Vgl. BADV, Sondervermögens- und Bauverwaltung beim Senator für Finanzen Berlin, Az. 4-4859/50, S. 13. Im September 1939 ging ein Schreiben an Käthe Rehfeldt, in dem das Transportunternehmen sie zu weiteren Devisenzahlungen aufforderte, um das Umzugsgut auf den Weg in die USA zu bringen. Dieser Aufforderung konnte nicht gefolgt werden, so dass laut Aussage Rehfeldts, das Umzugsgut im Lager der Allgemeinen Transportgesellschaft in Berlin verblieb und 1941 beschlagnahmt wurde. Dokumente der Transportgesellschaft, die weiteren Aufschluss über die Vorgänge geben könnten, hatten sich nach Angaben des Unternehmens nicht erhalten, sondern wurden 1943 durch Kriegseinwirkungen vernichtet, vgl. das Schreiben der Allgemeinen Transportgesellschaft an den Senator für Finanzen, Sondervermögensverwaltung Berlin, 03.03.1953, in: BADV, Sondervermögens- und Bauverwaltung beim Senator für Finanzen Berlin, Az. 4-4859/50, S. 5.

[15] Zwar wurden in dem Entschädigungsverfahren nach Käthe Rehfeldt auf Willi Felix (1892 – 1962), späterer Direktor der Charité Berlin-Ost, und die Kunsthandlung Geisenberger & Söhne als Kundschaft Rehfeldts verwiesen, Nachforschungen zu diesen Personen brachten jedoch kein positives Ergebnis, vgl. Entschädigungsamt Berlin, Reg. Nr. 324.581, S. E5 und E6.

[16] In den Wiedergutmachungs- und Entschädigungsanträgen der Familie Rehfehldt ließen sich keine Informationen finden, die mit dem Besitz oder Verkauf des Rugendas-Werkes in Verbindung gebracht werden könnten, vgl. Landesarchiv Berlin B Rep.025-04 Nr.4859/50, B Rep. 025-07 Nr. 3015/50 und Entschädigungsamt Berlin, Reg. Nr. 324.581 und 274.034. Auch konnten der überlieferten Akte der „Vermögensverwertungsstelle“ des Oberfinanzpräsidenten Berlin, die Aufschluss über Vermögenswerte von Käthe Rehfeldt gab, keinerlei Hinweise auf das Werk entnommen werden, vgl. Brandenburgisches Landeshauptarchiv Potsdam, Rep. 36 A Oberfinanzpräsident Berlin-Brandenburg (II), Nr. 30715.

[17] vgl. National Archives and Records Administration (NARA), College Park, Maryland, M1946, Record Group 260, Roll 0002, Munich Central Collecting Point, Administrative Records, Art Dealers: Bernheim – Zinckgraf, 1945 – 1951, S. 71. https://www.fold3.com/image/269882221 [Abruf 03.02.2022]

[18] Vgl. ebd.

[19] Vgl. BArch Koblenz B 323/532, darin Angaben zu Erwerbszeitpunkten der Linz-Nummern 611 (22.2.1939), 674 (9.3.1939) oder 669 (28.4.1939), fol. 47, 82, 85. Siehe auch: Ebd., B 323/195, S. 15, Numerisches Verzeichnis der für den Sonderauftrag erworbenen Kunstwerke im Münchener Führerbau, Stand vom 16.08.1940 und Klaus Beetz, Die Erwerbungen Adolf Hitlers bis zum Führererlass vom 26. Juni 1939 für den Aufbau des Neuen Museums Linz, Berlin 2004, S. 14 (unpubliziert).

[20] Vgl. BADV, Sondervermögens- und Bauverwaltung beim Senator für Finanzen Berlin, Az. 4-4859/50, S. 13.

[21] Vgl. National Archives and Records Administration (NARA), College Park, Maryland, M1946, Record Group 260, Roll 0150, Munich Central Collecting Point, Restitution Research Records, Reger Hans: Transport Correspondence And Lists (August 1939 – December 1941), S. 85f, https://www.fold3.com/image/283751820 [Abruf 03.02.2022]

[22] Vgl. Birgit Schwarz, Hitlers Museum: die Fotoalben Gemäldegalerie Linz: Dokumente zum "Führermuseum", Wien 2004, S. 54 und VI/11, S. 124, Abb. S. 265.

[23] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, KVdB, Property Card des CCP München, Mü-Nr.9217, Inv.- Nr. Kremsmünster K. 1194.

[24] Vgl. Kathrin Iselt, „Sonderbeauftragter des Führers“. Der Kunsthistoriker und Museumsmann Hermann Voss (1884–1969), Köln 2010, S. 217.

[25] Vgl. BArch Berlin NS/6/413, fol. 16, unter Angabe der Linz-Nummer 655. Die Nummer „K. 1194“ auf der Property Card sowie auf der Rückseite des Werkes verweist ebenfalls auf dessen Lagerung im dortigen Depot.

[26] Vgl. Hanns Christian Löhr, Das Braune Haus der Kunst. Hitler und der „Sonderauftrag Linz“. Kunstbeschaffung im Nationalsozialismus, Berlin 2016, S. 54.

[27] Vgl. Anneliese Schallmeier, Salzbergwerk Aussee, 07.01.2019, in: Lexikon der österreichischen Provenienzforschung, URL: www.lexikon-provenienzforschung.org/altaussee-salzbergwerk [Abruf 01.12.2021]

[28] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, KVdB, Property Card des CCP München, Mü-Nr.9217, Inv.-Nr. Aussee 4437.

[29] Vgl. ebd.

[30] Vgl. ebd.

[31] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) LostArt Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web ) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de ) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html ) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en ) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com ) (10) Kunsthandlung Böhler online, Deutschland (http://boehler.zikg.eu ) [Abruf: 20.01.2022].

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