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Friedländer-Malheim, Friedrich von

Drei Invaliden beim Kartenspiel

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Holz
Maße 25,5 x 22 cm
Münchener-Nr. 9281
Linz-Nr. 338
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Friedrich von Friedländer-Malheim (1825–1901) war ein böhmischer Maler.[1] Er studierte ab 1844 an der Wiener Akademie und anschließend im Atelier von Ferdinand Georg Waldmüller (1793–1865). Es folgten Studienreisen nach Italien (1850–1852), Düsseldorf und Paris. Im Jahre 1856 kehrte der Künstler nach Wien zurück. Hier ging er von der Historien- zur Genremalerei über und schuf zahlreiche Schilderungen des Wiener Volkslebens. 1866 wurde von Friedländer-Malheim Mitglied der Wiener Akademie der bildenden Künste sowie Ehrenmitglied der Münchener Künstlergenossenschaft. Im selben Jahr begann er, die Leiden und Freuden der österreichischen Soldaten in seinen Werken festzuhalten und widmete sich später ausschließlich der Schilderung des Invalidenlebens. Im Jahre 1869 war von Friedländer-Malheim einer der Hauptgründer der Wiener Künstlergenossenschaft. Für seine Bemühungen wurde er 1889 mit dem Titel „Ritter von Malheim“ geehrt. Der Künstler verstarb 1901 in Wien.

Das Gemälde zeigt in einen Innenraum mit einfacher Möblierung. Im Vordergrund sitzen drei Männer an einem Tisch und spielen Karten. Auf dem Tisch befinden sich gefüllte Krüge sowie ein rotes Tuch, das an der vorderen Tischkante hinunterhängt. Die Männer sind einander zugewandt und in lange, dunkle Mäntel gekleidet. Der Mittlere trägt eine blaue Mütze. Im Hintergrund befindet sich an der Wand, über den Köpfen der Männer, ein Gemälde. Links davon steht ein brauner Bauernschrank mit Gefäßen darauf. Am rechten Bildrand ist eine Nische mit Fenster dargestellt. Als Titel ist sowohl „Drei Invaliden beim Kartenspiel“[2] als auch „Drei kartenspielende Zollbeamte“ überliefert.[3]

Das Werk ist unten rechts signiert „Friedr. Friedländer“, jedoch nicht datiert.

Ein Werkverzeichnis des Künstlers konnte nicht ermittelt werden. Darüber hinaus wurde die einschlägige Literatur zum Künstler überprüft.[4] In Ausstellungskatalogen der Wiener Malerei konnte das Gemälde nicht nachgewiesen werden.[5] Auch ist von Friedländer-Malheim nicht in der Photothek des Zentralinstituts für Kunstgeschichte vertreten.[6]

Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: in blauer Fettkreide „9281“ (Mü-Nr.), „2546“ (nicht identifiziert); in Schwarz „K 629“ (Kremsmünster).[7]

[1] Für das Folgende vgl. Anonym, Friedländer-Malheim Friedrich von, in: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Bd. 1, Wien 1957, S. 364 und Kunstmuseum Düsseldorf, Galerie Paffrath (Hgg.), Lexikon der Düsseldorfer Malerschule, 1819 – 1918, München 1997, S. 373.

[2] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 9281.

[3] Vgl. Dr. Klaus Beetz, Die Erwerbungen Adolf Hitlers bis zum Führererlass vom 26. Juni 1939 für den Aufbau des Neuen Museums Linz, Berlin 2004, S. 156 (unpubliziert).

[4] Ohne Treffer: Carl von Vincenti, Wiener Kunst-Renaissance. Studien und Charakteristiken, Wien 1876, S. 323ff. Friedrich von Boetticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, Bd. 1, Dresden 1891–1901, S. 345. Ludwig Hevesi, Altkunst - Neukunst. Wien 1894–1908, Wien 1909, S. 129ff. Paul Tausig, Die erste moderne Galerie Österreichs in Baden bei Wien, 1811. Eine Studie. Im Anhange: Neudruck des dazugehörigen Gemälde-Kataloges, Wien 1909. Gustav Glück, Die Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums in Wien, Wien 1923. Bruno Grimschitz, Die Altwiener Maler, Wien 1961. Bruno Grimschitz, Österreichische Maler vom Biedermeier zur Moderne, Wien 1963. Thieme/Becker 1999, Bd. 11/12, S. 458. Gerbert Frodl (Hgg.), Kunst in Österreich. 19. Jahrhundert, München 2005.

[5] Überprüft wurden: Ausst.kat. Katalog der internationalen Jubiläums-Kunst-Ausstellung im Wiener Künstlerhaus, Künstlerhaus Wien, 1888. Ausst.kat. Meisterwerke österreichischer Malerei aus dem XIX. Jahrhundert, Hagenbund, Wien 1928. Ausst.kat. Bildnisse österreichischer Künstler des 18. und 19. Jhd., XXVIII. Ausstellung im Oberen Belvedere, Österreichische Galerie Wien, 1939. Ausst.kat. Meisterwerke Deutscher und Österreichischer Malerei 1800–1900. Aus Berliner und anderen deutschen und österreichischen Galerien, Kunsthalle zu Kiel, 17.06.–29.07.1956. Ausst.kat., Von Dillis bis Piloty. Deutsche und österreichische Zeichnungen, Aquarelle, Ölskizzen, 1790–1850, aus eigenem Besitz, Staatliche Graphische Sammlung, München 14.12.1979–16.03.1980.

[6] Vgl. Auskunft der Photothek des ZIKG zu Mü-Nr. 9281 vom 10.09.2009.

[7] Laut Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 9281. Diese Angaben konnten am Original nicht überprüft werden.

Provenienz

Zeittafel
(…) 
Vor August 1938Reichsvermögen („Sonderauftrag Linz“)
Ab Mai 1941Eingang in das Kloster Kremsmünster
Ab Sommer 1943Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee
15.10.1945Eingang in den Central Collecting Point München
Seit 1949Bundesvermögen

Das Gemälde wurde vor dem Krieg vom Deutschen Reich für den „Sonderauftrag Linz“ erworben und erhielt die Linz-Nr. 338.[1]  Weitere Informationen zur Herkunft des Werkes liegen derzeit nicht vor. Die Höhe der Linz-Nummer weist auf einen Ankauf vor August 1938 hin.[2]

Die Nummer K 629 auf der Property Card weist auf die Lagerung des Gemäldes im Depot Kremsmünster hin.[3] Das beschlagnahmte Stift Kremsmünster in Österreich war das erste Auslagerungsdepot des „Sonderauftrages Linz“. Ab Mai 1941 wurden hier Kunst- und Kulturgüter untergebracht, die für das „Führermuseum“ erworben wurden.[4] Aus Sorge vor Luftangriffen, wurde das Depot bereits 1943 aufgelöst und dort gelagerte Objekte zunächst in Depots in Hohenfurt sowie Thürntal umgelagert.[5]

Um das Werk vor weiteren Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 15. Oktober 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[6] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt nach dem bisherigen Kenntnisstand die Provenienz ungeklärt.[7]

Stand: 2019

[1] Vgl. BArch Koblenz, B323/663, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 9281.

[2] Vgl. Beetz 2004, S. 14.

[3] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 9281.

[4] Vgl. Kathrin Iselt, „Sonderbeauftragter des Führers“. Der Kunsthistoriker und Museumsmann Hermann Voss (1884–1969), Köln 2010, S. 217.

[5] Vgl. Hanns Christian Löhr, Das Braune Haus der Kunst. Hitler und der „Sonderauftrag Linz“. Kunstbeschaffung im Nationalsozialismus, Berlin 2016, S. 54.

[6] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, zugehörige Property Card des CCP München.

[7] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) LostArt Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com) [Abruf: 29.04.2019].

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