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Schäfer, Laurenz

Porträt Moltkes

Entstehungsjahr 1899
Technik Öl auf Mahagoniholz
Maße 32 x 24 cm
Münchener-Nr. 9284
Linz-Nr. 859
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Laurenz Schäfer (1840–1904) war ein deutscher Porträtmaler.[1] Seit 1856 studierte er an der Düsseldorfer Kunstakademie und erhielt nach seiner Ausbildung u. a. Aufträge durch die Fürstin von Hohenzollern. Für den Rathaussaal in Eupen malte der Künstler nach fotografischen Vorbildern Bildnisse der deutschen Kaiser Wilhelm I. (1797–1888), Friedrich III. (1831–1888) und Wilhelm II (1859–1941).[2] Ab 1871 war Schäfer Mitglied des Künstlervereins „Malkasten“ in Düsseldorf.

Das Gemälde zeigt Helmuth Karl Bernhard von Moltke (1800–1891), genannt Moltke d. Ä., im Brustbild und Halbprofil nach rechts blickend vor braunem Hintergrund. Er ist in eine blaue Uniform gekleidet und trägt den Pour le Mérite-Orden am roten Kragen.

Das Werk ist mittig rechts signiert sowie datiert „L. Schäfer 1899“.

Ein Werkverzeichnis des Künstlers konnte nicht ermittelt werden. Auch existieren keine Monographien zu Schäfer. Darüber hinaus wurden die einschlägigen Überblickwerke zur Kunst des 19. Jahrhunderts überprüft.[3]

Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: in blauer Fettkreide „9284“ (Mü-Nr.); in Schwarz, zweimal „K465“ (Kremsmünster); in blauem Stift „Moltke“; in Bleistift „V“ (nicht identifiziert); in roter Fettkreide, zweimal „3“ (nicht identifiziert); weißes, blau umrandetes Etikett mit perforiertem Rand „859/676“ (Linz-Nr.); weißes Etikett „(3) Mü.Nr: 9284 (859) / Schäfer, Laurenz - 1899 / Portrait Moltkes / Holz, 32 x 24 cm / Schätzwert: 800,- DM“ (Objektdaten); weißes Etikett „9284 (859)“ (Mü-Nr., Linz-Nr.).[4]

[1] Vgl. Ulrich Thieme/Felix Becker (Hgg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Leipzig 1999, Bd. 29/30, S. 551.

[2] Für das Folgende vgl. Rita Wagner, Schäfer (Schaefer), Laurenz, in: Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof und Galerie Paffrath (Hgg.),  Lexikon der Düsseldorfer Malerschule. 1819–1918, Bd. 3, 1998, S. 185.

[3] Ohne Treffer: Friedrich von Boetticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zu Kunstgeschichte. Bd. 4, Dresden 1901. Wagner 1998.

[4] Laut zugehöriger Property Card des CCP München trug das Werk vormals eine „[g]ezackte Rundetikette: 25291“. Diese konnte im Rahmen einer erneuten Objektautopsie nicht festgestellt werden. Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 9284.

Provenienz

Zeittafel
(…) 
O. J.Vermutlich Privatbesitz, nahe München
Bis 1939/1940Galerie Almas-Dietrich, München
Ab 1939/1940Reichsvermögen („Sonderauftrag Linz“)
Ab Mai 1941Eingang in das Kloster Kremsmünster
Ab Sommer 1943Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee
15.10.1945Eingang in den Central Collecting Point München
Seit 1949Bundesvermögen

Das Gemälde wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt von der Galerie Almas in München durch das Deutsche Reich für den „Sonderauftrag Linz“ angekauft und erhielt die Linz-Nr. 859.[1] Die Höhe der Linz-Nr. weist auf einen Erwerb zwischen Dezember 1939 und April 1940 hin.[2] Laut Aufstellung des Ateliers Troost vom 16. August 1940 befand sich das Werk zu diesem Zeitpunkt im „Führerbau“ in München.[3] Über die Herkunft des Gemäldes ist derzeit nichts bekannt. Laut Aussage von Maria Almas-Dietrich (1892–1971) vom 14. August 1951 erwarb sie das Werk „bestimmt aus Priv. Bes. Nähe von München“.[4] Aufgrund der lückenhaften Archivlage konnten Zeitpunkt sowie Umstand der Erwerbung nicht abschließend geklärt werden.[5]

Dem 1991 erschienenen „Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates“ konnte darüber hinaus entnommen werden, dass keine Unterlagen der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste für München überliefert sind.[6] Hier mussten alle Kunsthandlungen und Galerien ihre Ausstellungen der Jahre von 1933 bis 1945 anmelden.

Maria Almas-Dietrich, geborene Dietrich, betrieb nach eigenen Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.[7] Im Jahre 1921 heiratete sie den türkischen Staatsbürger Ali Almàs-Diamant und trat zum Judentum über. Seit 1926 lebten sie jedoch in Trennung, 1937 erfolgte die Scheidung. Der Name „Almas“ blieb jedoch für die Galerie erhalten. Nach eigenen Angaben lernte Almas-Dietrich im Jahre 1936 Heinrich Hoffmann (1885–1957), den Fotografen Adolf Hitlers, kennen und erhielt über diesen erste Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Fortan entwickelte sie sich zu den aktivsten Vermittlern von Kunst an die Nationalsozialisten. Zwischen 1936 und 1944 verkaufte Almas-Dietrich über eintausend Kunstwerke an Hitler und zählt damit zu den Kunsthändlern mit der größten Anzahl an Hitler verkauften Kunstwerken. Am 15. Januar 1940 wurde sie aufgrund einer eidesstattlichen Erklärung, dass sie keine Jüdin sei, im Deutschen Reich eingebürgert. Nach der Zerstörung ihrer Galerie bei einem Luftangriff am 20. April 1944 wurde der Betrieb in die eigene Villa an der Gustav-Freytag-Str. 5 im Herzogpark verlagert. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm Maria Almas-Dietrich nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA&A ausgewertet.[8]

Die Nummer K465 auf der Property Card sowie auf der Bildrückseite weist auf die Lagerung des Gemäldes im Depot Kremsmünster hin.  Das beschlagnahmte Stift Kremsmünster in Österreich war das erste Auslagerungsdepot des „Sonderauftrages Linz“. Ab Mai 1941 wurden hier Kunst- und Kulturgüter untergebracht, die für das „Führermuseum“ erworben wurden.  Aus Sorge vor Luftangriffen, wurde das Depot bereits 1943 aufgelöst und dort gelagerte Objekte zunächst in Depots in Hohenfurt sowie Thürntal umgelagert.

Um das Werk vor Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 15. Oktober 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[9] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls  bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt nach dem bisherigen Kenntnisstand die Provenienz ungeklärt.[10]

 

Bearbeitungsstand: 2019

 

[1] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 9284.

[2] Vgl. Klaus Beetz, Die Erwerbungen Adolf Hitlers bis zum Führererlass vom 26. Juni 1939 für den Aufbau des Neuen Museums Linz, Berlin 2004, S. 14.

[3] Vgl. NARA, M1947. URL: www.fold3.com/image/114/232020333 [Abruf: 29.07.2019]. Paul Ludwig Troost (1878–1934) hatte unter anderem die sogenannte „Führerwohnung“ in der Berliner Alten Reichskanzlei eingerichtet.  Nach seinem Tod übernahm seine Witwe Gerdy (eigentlich Gerhardine) Troost (1904–2003) zusammen mit dem Architekten Leonhard Gall (1884–1952) das Architekturbüro. Auch sie erhielten weiterhin Aufträge von Hitler. Vgl. Timo Nüßlein, Paul Ludwig Troost (1978–1934), Wien 2012 und BArch Berlin, BDC, Akte der Reichskanzlei zu Gerdy Troost.

[4] Vgl. BArch Koblenz, B 323/331. Aussage von Almas-Dietrich, München vom 14.08.1951. Siehe auch: Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 9284. Zusammen mit dem Werk wurden drei weitere Porträts des Künstlers über Almas-Dietrich durch das Deutsche Reich angekauft, die ebenfalls aus Privatbesitz in der Nähe von München stammen sollen. Hierbei handelte es sich um die Gemälde „Porträt Kaiser Wilhelm I.“ (Mü-Nr. 9274), „Porträt Kaiser Friedrich III.“ (Mü-Nr. 9592) und „Porträt Bismarcks“ (Mü-Nr. 10566). Vgl. ebd.

[5] Folgende Archive besitzen keine Unterlagen zur Galerie Almas: Staatsarchiv München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Wirtschaftsarchiv München. Lediglich das Stadtarchiv verfügt über eine Gewerbekarte der Galerie Almas. Vgl. Auskunft des Stadtarchivs, München vom 08.05.2008.

[6] Vgl. Heinz Boberach, Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates 1991, München/London/New York/Paris 1991.

[7] Vgl. BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.

[8] Vgl. NARA, RG 260, 519, Box 445.

[9] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, zugehörige Property Card des CCP München.

[10] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) LostArt Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com) [Abruf: 29.07.2019].

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