Achenbach, Oswald
Blick auf Neapel mit Vesuv bei Nacht
Entstehungsjahr | ohne Jahr |
---|---|
Technik | Öl auf Leinwand |
Maße | 53 x 70 cm |
Münchener-Nr. | 9471 |
Linz-Nr. | 2870 |
Lost Art-ID | 220924 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Der Landschaftsmaler Oswald Achenbach (1827-1905) kommt als Zwölfjähriger an die Düsseldorfer Akademie, wo er zunächst in Zeichnen unterwiesen wird.1 Zwei Jahre später wechselt er in die Malklasse seines Bruders Andreas, der zu diesem Zeitpunkt bereits ein hohes Ansehen genießt.
Oswald Achenbach widmet sich vorrangig der Landschaftsmalerei. In den späteren Jahren gibt er hauptsächlich die Gegenden um Neapel, Rom und Venedig, aber auch die Schweiz und den Niederrhein wieder. Entgegen den Gepflogenheiten an der Düsseldorfer Schule, die sich dem Detail widmen, geht es ihm mehr um eine Gesamtwirkung. Seine Werke sind durch eine frische Natürlichkeit geprägt und häufig durch reiche Staffage belebt.
Obgleich im Hintergrund beherrscht der Feuer speiende Vesuv die Szene. Im Vordergrund stehen Zuschauer am Ufer und bestaunen das Naturereignis. Im Wasser vor ihnen spiegelt sich das Mondlicht.
Provenienz
12.-14.5.1943 | Auktion bei Münchener Kunst-Auktion Adolf Weinmüller, München (Kat. Nr. 852, Abb. T. XXVII; Einreicher: "Horst", zusammen mit vier weiteren Bildern) (aus Stuttgarter Privatbesitz-Auskunft Weinmüller 1951) |
17.5.1943 | Prof. Hermann Voss angeboten von Maria Dietrich Galerie Almas, München |
Erworben vom "Sonderauftrag Linz" für 12.650 Reichsmark |
Die TVK München ermittelte, dass das Gemälde "Blick auf Neapel mit Vesuv bei Nacht" von Oswald Achenbach in der Auktion vom 12. bis 14. Mai 1943 bei Weinmüller in München, Kat. Nr. 852, Abb. T XXVII, aus Stuttgarter Privatbesitz angeboten worden ist.2
Von dort wurde es über die Galerie Maria Almas-Dietrich vom "Sonderauftrag Linz" für RM 12.650 erworben.
Die erneuten Recherchen ergaben folgendes:3 Das Gemälde wurde auf der Auktion bei Weinmüller von einem Einreicher mit dem Pseudonym "Horst" eingeliefert.4 Nach dem Krieg gab Weinmüller an, dass das Bild aus Stuttgarter Privatbesitz stamme. Diese Information konnte nicht verifiziert werden. Auf der Auktion wurde es von Maria Almas-Dietrich erworben, die es Hermann Voss vom "Sonderauftrag Linz" für RM 12.650 weiter verkaufte. 5
Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach eigenen Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.6 1910 bekam sie eine Tochter, die außerehelich geboren wurde. Deren Vater war amerikanischer Staatsbürger und verstarb 1938. 1921 heiratete Maria Almas-Dietrich einen türkischen Staatsbürger mosaischen Glaubens und trat selbst zum Judentum über. Ab 1926 lebte sie bereits wieder von ihm getrennt.
Nach eigenen Angaben lernte sie 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Nach der Scheidung von ihrem Ehemann im Jahre 1938 führte Maria Almas-Dietrich die Kunsthandlung unter der Bezeichnung Maria Diamant (Almas) weiter.7
Almas-Dietrich gehörte zu den aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm sie nach 1945 mehrfach zu ihrem Geschäft. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA ausgewertet.8 Diese Unterlagen scheinen in der Zwischenzeit verloren gegangen zu sein.
Oswald Achenbach malte zahlreiche Ansichten Neapels mit Vesuv. In der Literatur konnte das Gemälde nicht identifiziert werden. Es ist nicht im Werksverzeichnis von Potthoff enthalten.9 Eine Durchsicht der Kartei der verkauften Bilder der Galerie Heinemann, München, die sich im Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, befindet und der Künstlerakte zu Oswald Achenbach im Zentralarchiv der Staatlichen Museen Berlins brachte gleichfalls keine Ergebnisse.
Auch der Vergleich mit den anderen Gemälden, die der Einreicher unter dem Pseudonym "Horst" einlieferte, erbrachte keine Hinweise auf deren Provenienz. Es handelte sich um folgende Gemälde:10
Allongé, A., Landschaft, Lot 856; Guillaumet, Gustave, Karawanenrast, Lot 913; Japy, Lous Aimé, Landschaft, Lot 943 und Schönleber, Gustav, Seelandschaft, Lot 1031.
Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz des Achenbach-Gemäldes ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.
Stand: 2012
1 Für das Folgende vgl. Thieme/Becker 1999, Bd. 1, S. 43f.
2 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, mü 9471. Eine weitere auf der Karteikarte vermerkte Inventarnummer lautet Aussee 4691.
3 Die Recherchen wurden im Auftrag des BADV von Facts & Files, Berlin, durchgeführt.
4 Auk.kat. 12.-14.5.1943 Auktion bei Münchener Kunst-Auktion Adolf Weinmüller, München, Kat.Nr. 852, Abb. T. XXVII; Einreicher: "Horst".
5 BArch, B 323, Nr. 583.
6 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt, Fall 33. Laut schriftlicher Aussage Almas-Dietrich, 30.10.1945, an die Militärregierung Section Fine Art, München Captain Rai, betrieb sie den selbstständigen Kunsthandel seit 1921.
7 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt, Fall 33. Änderte den Namen später in „Almas“ Galerie Maria Dietrich, ebd.
8 NARA, RG 260, 519, Box 445.
9 Potthoff 1995.
10 Auk.kat. 12.-14.5.1943 Auktion bei Münchener Kunst-Auktion Adolf Weinmüller, München.