Pettenkofen, August von
Reitende Husaren
Entstehungsjahr | 1848 |
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Technik | Öl auf Holz |
Maße | 44,5 x 50,5 cm |
Münchener-Nr. | 9475 |
Linz-Nr. | 548/465 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
August Xaver Karl Ritter von Pettenkofen (1822–1889) war ein Wiener Maler, Zeichner und Lithograf.[1] In seinem Œuvre finden sich überwiegend Genreszenen, Illustrationen zur österreichischen Kriegsgeschichte sowie Soldatenbilder. Seit dem Jahre 1851 hielt sich der Künstler wiederholt in der ungarischen Stadt Szolnok auf. Unter diesem Einfluss entstanden vermehrt Darstellungen der ländlichen Bevölkerung.
Das Gemälde zeigt mehrere Gardisten auf ihren Pferden in flacher Landschaft. Der zentrale Reiter ist im Dreiviertelprofil nach rechts dargestellt. Er trägt einen erhobenen Säbel in seiner rechten Hand, während sich die anderen Soldaten schemenhaft links hinter ihm staffeln und von Buschwerk im Vordergrund verdeckt werden.
Das Werk ist unten rechts signiert sowie datiert „A. Pettenkofen 1848“.
Das Gemälde konnte im Werkverzeichnis von Weixlgärtner (1916) nicht eindeutig identifiziert werden.[2] Darüber hinaus wurde die einschlägige Literatur zum Künstler überprüft.[3]
Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: in blauer Fettkreide „9475“ (Mü-Nr.), zweimal „L“ (nicht identifiziert), „226/8“ (nicht identifiziert); weißes, blau umrandetes Etikett mit perforiertem Rand „548/465“ (Linz-Nr.); in Schwarz, zweimal „K588“ (Kremsmünster); weißes, blau umrandetes Etikett mit perforiertem Rand „Nr. II E.“ (nicht identifiziert); weißes Etikett mit Palette und Pinsel „W. KOLLER & COMP. / Chemiker, / Malerleinwanden- / u. Farbenfabrikanten für Künstler, / in Oel- und Wassermalerei / WIEN / Mariahilfer Hauptstrasse 9, blechernen Thurm.“ (Künstlerbedarf), darauf handschriftlich „[…] 30.“ (nicht identifiziert); weißes Etikett, gedruckt in Schwarz und Rot „1922 / 2166“ (nicht identifiziert); in Rot, zweimal „7“ (nicht identifiziert)“; Fragmente eines weißen Etiketts [unbeschriftet] (nicht identifiziert); Fragmente eines weißen, blau umrandeten Etikettes mit perforiertem Rand [unleserlich] (nicht identifiziert).
[1] Für das Folgende vgl. Thieme/Becker 1999, Bd. 25/26, S. 506f.
[2] Im Werkverzeichnis befindet sich ein Gemälde mit dem Titel „Ungarische Nationalgardisten zu Pferde“, dort allerdings mit der Angabe „Öl(?) auf Kart. 44:49“. Dieses Werk wurde laut Weixlgärtner auf einer Auktion von Fr. Schwarz am 27. März 1882 in Wien versteigert. Aufgrund einer fehlenden Abbildung sowie Datierung des Werkes, kann eine Werksidentität nicht abschließend festgestellt werden, zumal die Materialangabe im Werkverzeichnis nicht mit dem Werk in Bundeseigentum übereinstimmt. Vgl. Arpad Weixlgärtner, August Pettenkofen, Wien 1916, S. 442, Nr. 160.
[3] Ohne Treffer: Arthur Roeßler, August von Pettenkofen, Wien/Leipzig 1921. Thieme/Becker 1999, Bd. 25/26, S. 506f. Herbert Zemen, August Pettenkofen 1822–1889, Sein künstlerischer Nachlass, Materialien samt dem Katalog der Nachlassversteigerung, Wien 2008.
Provenienz
(…) | |
Bis 1939 | Galerie Almas-Dietrich, München |
Ab 1939 | Reichsvermögen („Sonderauftrag Linz“) |
Ab Mai 1941 | Eingang in das Kloster Kremsmünster |
Ab Sommer 1943 | Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee |
15.10.1945 | Eingang in den Central Collecting Point München |
Seit 1949 | Bundesvermögen |
Zum Zeitpunkt des Todes des Künstlers befand sich das Gemälde vermutlich nicht mehr in dessen Eigentum. Es ist weder im Inventar des künstlerischen Nachlasses Pettenkofens gelistet,[1] noch war es Teil seiner Nachlassversteigerung.[2] Auch in einer Gedächtnisausstellung, die im Jahre 1889 zu Ehren des Malers im Künstlerhaus Wien stattfand, wurde das Werk nicht gezeigt.[3]
Das Gemälde wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt von der Galerie Almas in München durch das Deutsche Reich für den „Sonderauftrag Linz“ angekauft und erhielt die Linz-Nr. 548/465.[4] Die Höhe der Linz-Nummer weist auf einen Ankauf im Januar oder Februar 1939 hin.[5] Laut Aufstellung des Ateliers Troost vom 16. August 1940 befand sich das Werk zu diesem Zeitpunkt im Führerbau in München.[6] Über die Herkunft des Gemäldes ist derzeit nichts bekannt.
Aufgrund der lückenhaften Archivlage konnten Zeitpunkt sowie Umstand der Erwerbung nicht abschließend geklärt werden.[7] Dem 1991 erschienenen „Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates“ konnte darüber hinaus entnommen werden, dass keine Unterlagen der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste für München überliefert sind.[8] Hier mussten alle Kunsthandlungen und Galerien ihre Ausstellungen der Jahre von 1933 bis 1945 anmelden.
Maria Almas-Dietrich, geborene Dietrich, betrieb nach eigenen Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.[9] Im Jahre 1921 heiratete sie den türkischen Staatsbürger Ali Almàs-Diamant und trat zum Judentum über. Seit 1926 lebten sie jedoch in Trennung, 1937 erfolgte die Scheidung. Der Name „Almas“ blieb jedoch für die Galerie erhalten. Nach eigenen Angaben lernte Almas-Dietrich im Jahre 1936 Heinrich Hoffmann (1885–1957), den Fotografen Adolf Hitlers, kennen und erhielt über diesen erste Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Fortan entwickelte sie sich zu den aktivsten Vermittlern von Kunst an die Nationalsozialisten. Zwischen 1936 und 1944 verkaufte Almas-Dietrich über eintausend Kunstwerke an Hitler und zählt damit zu den Kunsthändlern mit der größten Anzahl an Hitler verkauften Kunstwerken. Am 15. Januar 1940 wurde sie aufgrund einer eidesstattlichen Erklärung, dass sie keine Jüdin sei, im Deutschen Reich eingebürgert. Nach der Zerstörung ihrer Galerie bei einem Luftangriff am 20. April 1944 wurde der Betrieb in die eigene Villa an der Gustav-Freytag-Str. 5 im Herzogpark verlagert. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm Maria Almas-Dietrich nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA&A ausgewertet.[10]
Die Nummer K588 auf der Property Card sowie auf der Bildrückseite weist auf die Lagerung des Gemäldes im Depot Kremsmünster hin. Das beschlagnahmte Stift Kremsmünster in Österreich war das erste Auslagerungsdepot des „Sonderauftrag Linz“. Ab Mai 1941 wurden hier Kunst- und Kulturgüter untergebracht, die für das „Führermuseum“ erworben wurden. Aus Sorge vor Luftangriffen, wurde das Depot bereits 1943 aufgelöst und dort gelagerte Objekte zunächst in Depots in Hohenfurt sowie Thürntal umgelagert.
Um das Werk vor Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 15. Oktober 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[11] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.
Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt nach dem bisherigen Kenntnisstand die Provenienz ungeklärt.[12]
Stand: 2019
[1] Vgl. Zemen 2008, S. 50f. Laut Verlassenschaftsakt des Künstlers vom 25.06.1889.
[2] Vgl. Auk.kat. Katalog des künstlerischen Nachlasses August Ritter von Pettenkofen’s, Künstlerhaus Wien, Wien, 13.01.1890, abgedruckt in: Zemen 2008, S.169–269.
[3] Vgl. Zemen 2008, S. 123–138.
[4] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 9475.
[5] Vgl. Klaus Beetz, Die Erwerbungen Adolf Hitlers bis zum Führererlass vom 26. Juni 1939 für den Aufbau des Neuen Museums Linz, Berlin 2004 (unpubliziert), S. 14. Siehe auch: NARA, M1946. URL: www.fold3.com/image/312607781 und folgende [Abruf: 31.07.2019]. Siehe auch BArch Koblenz, B323/764, Property Card des CCP München. „History and Ownership: Vor dem Kriege gekauft“.
[6] Vgl. NARA, M1947. URL: www.fold3.com/image/114/232020219 [Abruf: 31.07.2019].
[7] Folgende Archive besitzen keine Unterlagen zur Galerie Almas: Staatsarchiv München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Wirtschaftsarchiv München. Lediglich das Stadtarchiv verfügt über eine Gewerbekarte der Galerie Almas. Vgl. Auskunft des Stadtarchivs, München vom 08.05.2008.
[8] Vgl. Heinz Boberach, Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates 1991, München/London/New York/Paris 1991.
[9] Vgl. BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
[10] Vgl. NARA, RG 260, 519, Box 445.
[11] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, zugehörige Property Card des CCP München.
[12] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) LostArt Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com) [Abruf: 31.07.2019].