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Ritter von Max, Gabriel Cornelius

"Visionen" (Mädchenkopf)

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Holz
Maße 20 x 14,5 cm
Münchener-Nr. 9485
Linz-Nr. 694
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Der Figuren- und Bildnismaler sowie Illustrator Gabriel Cornelius Ritter von Max (1840 – 1915) entstammte einer böhmischen Künstlerfamilie.1 Er studierte zunächst in seiner Geburtsstadt Prag und ging 1859 als kaiserlicher Stipendiat nach Wien. Entscheidenden Einfluss erhielt er durch die Ausbildung bei Karl Piloty in München in den Jahren von 1864 bis 1867. Insbesondere seine Illustrationen zu Goethes Faust ebenso wie zu Märchen und Volksliedern gehören zu den Besten, was die Illustration der Spätromantik hervorgebracht hat. Obwohl Max vom Publikum beachtet wurde, trat er öffentlich kaum hervor. Seine Vorliebe galt einem melancholisch-träumerischen Frauentypus, den er in psychologisch interessanten Situationen und ekstatisch-visionären Zuständen schilderte wie dies bei diesem Mädchenbildnis der Fall ist. Die nach rechts gewandte Frau hat nahezu geschlossene Augen und schaut verzückt auf einen imaginären Punkt. Ihre Hände hat sie über der Brust gefaltet.

Provenienz

Zeittafel
1894 Ausgestellt auf der 3. Wiener Internationalen Kunstausstellung im Kunstverein, Wien 
1894 Ausgestellt auf der Münchener Jahresausstellung von Kunstwerken aller Nationen im Glaspalast, München 
März 1895 Ausgestellt auf der 399. Sonderausstellung des Oesterreichischen Kunstvereins, Wien; Eigentümer: Hofkunsthandlung H. L. Neumann, München 
3./4. Oktober 1898  Versteigerung der Bestände der Hofkunsthandlung H. L. Neumann in München; Kat.Nr. 235 (Originalgröße des Gemäldes) 
1913 Verkauf durch die Galerie Wimmer & Co., München (vermutlich Ausschnitt des Gemäldes) 
Verm. vor Juli 1938 Ankauf vom „Sonderauftrag Linz“

Der Property Card ist zur Provenienz dieses kleinformatigen Gemäldes lediglich zu entnehmen, dass es im Jahre 1913 von der Münchener Galerie Wimmer & Co. verkauft worden ist.2 Zu welchem Zeitpunkt das Kunstwerk dann vom „Sonderauftrag Linz“ erworben wurde, ist nicht verzeichnet. Aufgrund der niedrigen Linzer-Nr. 694 kann angenommen werden, dass das Werk vor der im Sommer beginnenden Inventarisierung der Sammlung „Sonderauftrag Linz“ erworben wurde.3

Die erneuten Recherchen ergaben folgendes:4 Der Literatur zum künstlerischen Werk des Gabriel von Max konnten folgende Hinweise entnommen werden:5 In Friedrich von Boettichers Beitrag über die Kunst Gabriel von Max aus dem Jahre 1898 findet sich eine Liste von Ölgemälden, Aquarellen und Zeichnungen.6 Darunter das Gemälde „Visionen“, welches laut Boetticher 1894 auf der 3. Wiener Internationalen Kunstausstellung ausgestellt war und im selben Jahr auf der Münchener Jahresausstellung von Kunstwerken aller Nationen im Glaspalast in München.7 Beide Ausstellungskataloge verzichten auf die Nennung des damaligen Eigentümers. Im Münchener Ausstellungskatalog ist das Gemälde „Visionen“ mit einem Sternchen versehen als verkäuflich ausgewiesen. Ob und wer es aus dieser Ausstellung erworben hat, ist nicht nachzuvollziehen.

Ein Jahr später, im März 1895 wurde das Gemälde „Visionen“ dann erneut in Wien, auf der 399. Sonderausstellung des Oesterreichischen Kunstvereins aus dem „Eigenthum der Hofkunsthandlung H. L. Neumann in München“ ausgestellt.8 Am 3. und 4. Oktober 1898 wurde die Hofkunsthandlung H. L. Neumann in München aufgelöst und ihre Bestände in der Auktion „Katalog der Galerie H. L. Neumann k. k. österr. Hofkunsthändler in München“ in den Ausstellungslokalitäten Maximiliansstraße 38 in München versteigert.9 Erst die Einsicht in den gleichnamigen Auktionskatalog erbrachte den Hinweis, dass es sich bei dem hier zum Kauf angebotenen Gemälde mit dem Titel „Visionen“ von Gabriel von Max aus dem Bestand der Münchener Hofkunsthandlung H. L. Neumann nicht um das heute in Bundesbesitz befindliche Gemälde handelt. Mit der Auktionsnummer 235 wurde 1898 in München das Gemälde „Visionen“ mit den Maßen 100 x 71 cm angeboten.10 Das in Bundesbesitz befindliche Gemälde ist deutlich kleiner, es hat die Maße 20 x 14,5 cm. Dennoch sind sowohl die Darstellung als auch die auf beiden Werken portraitierte Frau identisch. Das kleinformatige Gemälde aus Bundesbesitz stellt einen Ausschnitt des 1898 aus dem Bestand der Münchener Hofkunsthandlung Neumann zum Kauf angebotenen großformatigen Gemäldes dar.

In dem vom Lenbachhaus, München im Sommer 2008 ersteigerten wissenschaftlichen Nachlass mit gesammelten Materialien für die geplante Erstellung eines Werkverzeichnisses von Gabriel von Max ließen sich keine Hinweise zu der kleinformatigen Fassung des Gemäldes „Visionen“ ermitteln. Verzeichnet sind diverse Gemälde des Gabriel von Max mit der Provenienz „Sammlung Hof-Kunsthändler H. L. Neumann“.11 Diese wurden laut Anmerkung nach der 1898 in München veranstalteten Auktion dann im Februar 1904 durch das Dorotheum in Wien versteigert. In dem hier erwähnten Auktionskatalog „Sammlung Heinrich Neumann“, Dorotheum Wien vom 22.-24. Februar 1904 scheint das großformatige Gemälde „Visionen (Mädchenkopf)“ von 1898 nicht mehr auf.12

Laut Property Card befand sich das hier zu erforschende Gemälde „Visionen (Mädchenkopf)“ 1913 in der Münchener Galerie Wimmer & Co. und wurde vermutlich von dieser im selben Jahr weiterverkauft. Im Jahr 1898 befand sich laut Boetticher noch ein weiteres Gemälde des Gabriel von Max im Besitz der Kunsthandlung Wimmer & Co. in München: „St. Catharina bekehrt vier heidnische Philosophen“ (1882).13 Eine Anfrage zur Verifizierung dieses hier angegebenen Verkaufes im Jahre 1913 an die heute noch in München ansässige Galerie erbrachte den Hinweis, dass hier keinerlei Unterlagen aus dieser Zeit überliefert sind.14 Ein Ausstellungskatalog der Galerie Wimmer & Co. aus dem Jahre 1913 konnte darüber hinaus auch in anderen Bibliotheken nicht ermittelt werden.15 Wer das Gemälde 1913 aus dem Bestand der Münchener Kunsthandlung Wimmer & Co. erwarb, bleibt somit weiter unklar.

Gegründet wurde die Galerie Wimmer & Co. im Jahre 1825 von J. M. Herrmann. 1841 übernahm dann dessen Tochter gemeinsam mit ihrem Mann die Galerie, die fortan umbenannt wurde in „Heinrich Wimmer’sche Hofkunsthandlung“. Achtzehn Jahre später verkaufte die Tochter des Galeriegründers das Unternehmen an August Humpelmayr, der das Geschäft unter dem Namen „Galerie Wimmer & Co“ weiterführte. Ende der 1920er Jahre wurde die Galerie dann von Alfons Kolb übernommen. Nach dem Tod von Alfons Kolb Anfang der 1960er Jahre trat dessen Tochter, Edith Bindig die Nachfolge an. Heutige Eigentümerin der Galerie Wimmer ist Christine Rettinger.16

Da Gabriel von Max’ Wirkungskreis neben Prag und Wien vor allem München war, wurde des Weiteren versucht, das Gemälde in weiteren Münchener Ausstellungskatalogen der Jahre von 1880 bis 1945 nachzuweisen. Aber auch hier ließ sich kein konkreter Anhaltspunkt ermitteln.
Dem 1991 erschienenden „Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates“ konnte darüber hinaus entnommen werden, dass keine Unterlagen der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste für München überliefert sind.17 Da diese Akten fehlen, die Aufschluss über alle angemeldeten Ausstellungen und Auktionen der Jahre von 1933 bis 1945 liefern, ist nicht nachvollziehbar, aus welchem Besitz das Gemälde für die Sammlung „Sonderauftrag Linz“ angekauft wurde. Die weiterführenden Recherchen zu Nennungen des Gemäldes im Künstlernachlass Gabriel von Max im Archiv des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg verliefen ergebnislos.18

Da die Erwerbungsumstände angesichts der lückenhaften Archivlage vor dem hier geschilderten Hintergrund nicht eindeutig geklärt werden konnten, bleibt die Provenienz des Gemäldes ungeklärt. Anhaltspunkte für weitere Recherchen konnten nicht ermittelt werden.

Stand: 2010

1 Für das Folgende vgl. Thieme/Becker 1999, Bd. 24, S. 288f.
2 Vgl. BADV Berlin, Property Card, mü 9485. Ein auf der Rückseite angebrachter Zettel verweist ebenfalls auf den Verkauf des Gemäldes im Jahre 1913 durch die Münchener Galerie Wimmer & Co. Vgl. hierzu die Anmerkung auf der Property Card.
3 Zur Inventarisierung der Sammlung „Sonderauftrag Linz“ vgl. die Aussage von Hans Reger am 21.07.1951, in: BArch, B 323/332, Reger.
4 Die Recherchen wurden im Auftrag des BADV von Frau Dr. Vanessa Voigt, München, durchgeführt.
5 Der folgenden wissenschaftlichen Literatur zum künstlerischen Werk des Gabriel von Max konnten keine weiterführenden Hinweise zur Provenienz des Gemäldes entnommen werden: Nicolaus Mann, Gabriel von Max – eine kunsthistorische Skizze, Leipzig 1890, S. 57 nennt lediglich das 1888 entstandene Gemälde „Eine Vision“ (München); Agathon Klemt, Gabriel von Max und seine Werke, hrsg. von der Gesellschaft für moderne Kunst, Wien 1886; Franz H. Meißner, Gabriel von Max, München 1899; F. H. Meißner, Gabriel Max, in: Die Kunst unserer Zeit, 10, 1899, S. 30 ff.; Theodor Lamprecht, Gabriel Max. Eine Studie zu seinem 70. Geburtstag, in: Der Sammler, 79, 1910, S. 2-4; Ausst.-Kat. Der Geister Bahnen. Eine Ausstellung zu Ehren Gabriel von Max 1849-1915, hrsg. von Johannes Muggenthaler, München 1988; Ausst.-Kat. Gabriel von Max, Haus Ammerland, Ammerland, 3.-30. Juli 1990; Andrea Zistl, Gabriel von Max: Der Anatom, unveröffentlichte Magisterarbeit, Ludwig-Maximilians-Universität München 1990; Harald Siebenmorgen, Gabriel von Max und die Moderne, in: Festschrift für Johannes Langner zum 65. Geburtstag am 1. Februar 1997, Karlsruher Schriften zur Kunstgeschichte 1, S. 215-240; Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, begr. von Ulrich Thieme und Felix Becker, München 1999, Bd. 24, S. 288 f.
6 Friedrich von Boetticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, Band 2, Dresden 1898, S. 952-958, Angabe zu Nr. 131: Vision. Darunter ein weiteres Gemälde mit dem Titel „Visionen“. Das heute in Bundesbesitz befindliche Gemälde trägt auf der Vorderseite die Inschrift „Visionen“.
7 Vgl. Ausst.-Kat. der 3. Wiener internationalen Kunstausstellung, Kunstverein, Wien 1894. Vgl. Ausst.-Kat. der Münchener Jahresausstellung von Kunstwerken aller Nationen, Glaspalast München, 1894, Kat. Nr. 673: Visionen. Versehen mit einem Sternchen und somit als verkäuflich gekennzeichnet.
8 Ausst.-Kat. 399. Sonderausstellung, Oesterreichischer Kunstverein, Wien, März 1895, Kat. Nr. 13: Visionen. Oelbild. Eigenthum der Hofkunsthandlung H. L. Neumann in München.
9 Auktionskatalog „Katalog der Galerie H. L. Neumann k. k. österr. Hofkunsthändler in München“, 3./4.10.1898, München 1898.
10 Auktionskatalog „Katalog der Galerie H. L. Neumann k. k. österr. Hofkunsthändler in München“, 3./4.10.1898, München 1898, Nr. 235.
11 Das Lenbachhaus in München konnte 2008 eine Sammlung zusammengetragener Recherchen für ein geplantes Werkverzeichnis Gabriel von Max erwerben.
12 Folgende Gemälde des Gabriel von Max aus der Sammlung Heinrich Neumann wurden hier im Februar 1904 zum Kauf angeboten: „Traviata“ (Kat. Nr. 96); „Christus segnend“ (Kat. Nr. 97); „Madonna mit Christuskind“ (Kat. Nr. 98); „Madonna mit Christuskind“ (Kat. Nr. 99); „Gekröntes Leid“ (Kat. Nr. 99a); „Mignon“ (Kat. Nr. 100); „Affenbild“ (Kat. Nr. 101); „Der Kreislauf des Lebens“ (Kat. Nr. 102). Vgl. hierzu: Aukt.-Kat. Sammlung Heinrich Neumann, Dorotheum, Wien, 22.-24.02.1904.
13 Friedrich von Boetticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, Band 2, Dresden 1898, S. 952-958, Angabe zu Nr. 95.
14 Mitteilung der Galerie Wimmer & Co., München vom 26.08.2008.
15 Vom 4. November bis zum 2. Dezember 1906 veranstaltete die Königlich Bayerische Hofkunsthandlung Wimmer & Co., München eine „Sonderausstellung von modernen Gemälden hervorragender Meister“ im Baseler Kunstverein. Unter den ausgestellten Kunstwerken findet sich mit der Nummer 29 das Gemälde „Brünette“ des Gabriel von Max. Maße sind allerdings nicht angegeben. Ein handschriftlicher Vermerk deutet auf den Verkaufspreis des Gemäldes in Höhe von 2.500 Mark. Ob dieses hier ausgestellte Gemälde „Brünette“ mit dem hier zu behandelnden Gemälde „Visionen“ identisch ist, ist unwahrscheinlich. Das heute in Bundesbesitz befindliche Gemälde trägt auf der Vorderseite den Titel „Visionen“. Zu der Baseler Ausstellung vgl. Ausst.-Kat. Sonderausstellung von modernen Gemälden hervorragender Meister, veranstaltet von der Königlich Bayerischen Hofkunsthandlung Wimmer & Co., München, Kunstverein Basel, 4.11.-2.12.1906, Nr. 29.
16 Gewerbeakte der Galerie Wimmer & Co., München, Stadtarchiv München.
17 Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates 1991, bearb. von Heinz Boberach, München, London, New York, Paris 1991.
18 Bestand des künstlerischen Nachlasses Gabriel von Max, I, B – 6 b-d, Archiv des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg.

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