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Hosemann, Theodor

Tüncher an der Arbeit (Maurervisite)

Entstehungsjahr um 1843
Technik Öl auf Holz
Maße 24 x 19,5 cm
Münchener-Nr. 9492
Linz-Nr. 2327
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Der Maler, Illustrator und Graphiker des Berliner Biedermeier Theodor Hosemann (24. September 1807 in Brandenburg an der Havel bis 15. Oktober 1875 in Berlin) war zunächst als Zeichner in der Lithografischen Anstalt „Arnz & Winckelmann" in Düsseldorf angestellt und besuchte gleichzeitig die Kunstakademie Düsseldorf. 1928 ging er als erster Zeichner der Lithografischen Anstalt „Arnz & Winckelmann" mit dem späteren Verlag Winckelmann & Söhne nach Berlin  Er wurde als Illustrator, Graphiker und Maler berühmt. Bereits 1832 nahm er an der Berliner Akademie Ausstellung teil.1 In Hosemanns malerischen Schaffen finden sich Seestücke, die heimatliche, märkische Landschaft, das kleinbürgerlichen und bäuerlichen Genre und Tierdarstellungen wieder. Hosemanns erstes Gemälde„ Der Fuhrmann und seine Geliebte“ entstand bereits 1833.

Hosemann bewies mit der Thematik seiner Genrebilder ein ausgeprägtes soziales Gespür. Er richtet sein Augenmerk auf eine soziale Schicht, die bis dahin kaum ins allgemeine Bewusstsein gedrungen war. In einer nüchtern- humorvollen Sehweise erklärte er soziale Randtypen für bildwürdig. 1857 wurde er zum Professor an der Berliner Akademie der Künste ernannt und dort 1860 zum Mitglied berufen. Er unterrichtete unter anderem auch Heinrich Zille.

Seine Kunst wurde um 1875 eher unter einem nostalgischen – idyllischen Aspekt betrachtet. Bis zur Jahrhundertwende ist er fast vergessen, danach wurde er in wachsendem Maße wieder beachtet und geschätzt.

Im Bildmittelgrund hängt ein Maler mit Eimer und Pinsel vor einem Fenster, aus dem eine junge Römerin blickt, beide werden von einem zweiten Maler, der vom Dach heruntersieht, belauscht. Im Bildhintergrund ist der Petersdom dargestellt.

Hosemann wendet in seinen Genre- Szenen oftmals ein bestimmtes Kompositionsschema an. Die Anordnung dreier Personen im Bild wird für die Darstellung einer gewissen Vielfalt und Gegensätzlichkeit von Typen genutzt, um die humoristische Aussage zu verdeutlichen und zu betonen.2  

Provenienz

Zeittafel
1926 - 1942Sammlung Geheimrat Alexander Prentzel, Berlin3
12.5. 1942Auf Auktion Hans W. Lange, Berlin4 erworben von der Reichskanzlei Berlin für RM 10.2005

Die TVK München ermittelte, dass das Gemälde am 8.5. 1942 auf der Auktion von H.W. Lange, Berlin ( Kat.Nr. 62) aus der Sammlung Geheimrat Prentzel Berlin von der Reichskanzlei Berlin erworben wurde und das Gemälde 1926 in der Berliner Nationalgalerie und 1936 in der Jubiläumsausstellung der Preußischen Akademie der Künste ausgestellt wurde.6 Die Angaben wurden mit dem Inventar des Dresdner Kataloges abgeglichen.7  

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes. Im Auktionskatalog der Berliner Auktionsfirma Hans W. Lange zur Sammlung des Geheimrat P. Berlin ist vermerkt, dass das Gemälde „Maurervisite“, unten rechts monogrammiert: T.H. Holz, H. 23 cm, Br. 19 cm für RM 3500 angeboten wurde und für RM 10.200 verkauft wurde.8

Unterlagen zu Auktionen von H. W. Lange im Landesarchiv Berlin sind für das Geschäftsjahr 1942 nicht erhalten.9

Der Berliner Auktionator Hans. W. Lange „arisierte“ das von Paul Graupe bis 1937 betriebene Auktionshaus und agierte als Verkäufer der Berliner Finanzbehören. Er kaufte unter anderem von französischen Kunsthändlern 1944 zahlreiche Gemälde auf, um sie für den „Sonderauftrag Linz“ weiter zu verkaufen.10 Im Landesarchiv Berlin befinden sich zu Auktionen von Hans W. Lange Unterlagen aus dem Jahr 1937 mit Angaben zu Einlieferern und den zu versteigernden Objekten.11

In der Jubiläums – Ausstellung der Preußische Akademie der Künste Berlin 1936 ist das Gemälde Maurervisite im Besitz des Geheimen Regierungsrat A. Prentzel, Berlin verzeichnet.12

In der Nürnberg Ausstellung älterer und neuerer Berliner Kunst des Albrecht Dürer Vereins 1926 in der Noris Halle am Marientorgraben ist der Geheimrat Alexander Prentzel bereits als Besitzer des interessierenden Gemäldes angegeben.13

Der Geheime Regierungsrat Alexander Prentzel (1. Dezember 1875 in Goslar bis 1955) arbeitete zunächst als Verwaltungsbeamter im Preußischen Staatsdienst und ab 1919 im Deutschen Kalisyndikat und im Reichskalirat.14 Er lebte sowohl in Koblenz als auch in Berlin.15 Ab 1926 wurde er in den Vorstand des Deutschen Kalisyndikats in Berlin berufen. Diese Funktion hatte er nachweislich noch im Jahre 1943 inne. Ein Verfahren nach dem Rückerstattungsrecht zu Alexander Prentzel wurde bisher nicht ermittelt.16 Nachlässe von Alexander Prentzel sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht verzeichnet.17

In den kunsthistorischen Recherchen zu dem interessierenden Gemälde konnte bei Franz Weinitz eine Ölskizze des Gemäldes „Tüncher an der Arbeit“, Ölskizze, 1843 mit Abbildung nachgewiesen werden. Im Buch verweist der Autor, dass zahlreiche Ölbilder und grafische Blätter, aus der Hosemann – Sammlung des Herrn Karl Schweidler in Berlin abgebildet sind, so möglicherweise auch diese Ölskizze zum interessierenden Gemälde „Tüncher an der Arbeit“.18

Die Provenienz ist insoweit geklärt. Zum jetzigen Zeitpunkt liegen keine Anhaltspunkte für einen NS-verfolgungsbedingten Verkauf vor.

Stand: 2009

1 Für das Folgende Becker, 1983.
2 Ebenda, S. 287.
3 Albrecht Dürer Verein, 1926, S. 34, Kat. Nr. 93; Preußische Akademie der Künste Berlin, 1936, S. 29, Kat. Nr. 125.
4 Auk.kat. Hans. W. Lange, Berlin, Die Sammlung des Geheimrat P., Berlin. Deutsche Meister des 19. Jahrhunderts, Versteigerung für 8. Mai 1942 geplant, auf 12. Mai 1942 verlegt, S. 15, Nr. 61 , Abb. T 20 „Maurervisite.“ unten rechts monogrammiert: T.H. Holz, H. 23 cm, Br. 19 cm. Tafel 20, Notation: Angebot 3500, Verkauft für 10.200,00 RM.
5 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 9492, BA Koblenz, B 232/ 82, S. 295.
6 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 2242/1.
7 BArch Koblenz, B 232, 82, S. 295.
8 Auk.kat. H.W. Lange, Die Sammlung des Geheimrat P., Berlin. Deutsche Meister des 19. Jahrhunderts, Versteigerung für 8. Mai 1942 geplant, auf 12. Mai 1942 verlegt S. 15, Nr. 61, Abb. T 20.
9 LAB, A Rep 243 – 04.
10 Feliciano, 1998, S. 118 f.
11 LAB, A Rep 243 – 04.
12 Preußische Akademie der Künste Berlin, 1936, S. 29, Kat. Nr. 125, Maurervisite, Bes. Geh. Regierungsrat A. Prentzel, Berlin.
13 Albrecht Dürer Verein, 1926, S. 34, Kat. Nr. 93. Maurervisite, Holz, h. 0,24, br. 0,195, bez.: TH  (monogr.) Bes. Geheimrat Alexander Prentzel, Berlin, Abb. S. 81.
14 Neue deutsche Biographie, 2001, Bd. 20, S. 699.
15 Griegstraße 16E, vgl.  Berliner Adressbuch, 1936, Teil 1, S. 2063.
16 Provenienzdokumentation BADV Berlin, siehe Mü-Nr. 10504. Vgl. http://www.badv.bund.de
17 Verbundkatalog Kalliope, zentraler Sucheinstieg Nachlässe und Autographen in Deutschland, vgl.  http://kalliope.staatsbibliothek-berlin.de.
18 Weinitz, 1922, S. 52, Tüncher an der Arbeit, Ölskizze, Nr. 1843 mit Abb.

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