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Grützner, Eduard von

Fallstaff, zutrinkend

Entstehungsjahr 1907
Technik Öl auf Holz
Maße 25,5 x 20 cm
Münchener-Nr. 9519
Linz-Nr. 2381/1038
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde zeigt rechts einen Tisch mit Kanne. Falstaff steht links davon zum Beschauer gewandt. Er hat die linke Hand in die Hüfte eingestemmt und prostet dem Betrachter zu. Es ist mit "EdGrützner./1909" bezeichnet und datiert.

Provenienz

Zeittafel
März 1932Auktion Hugo Helbing München März 1932, laut Balogh, Werksverzeichnis Nr. 618
Geheimrat Curt Elschner, (1876-1963), Eisenach, Hotelier
4. Juli 1941Auktion H.W. Lange, Berlin, Kat. Nr. 50, Abb. T 16 (Versteigerung Geheimrat Curt Elschner, Eisenach)

Das Gemälde wurde wahrscheinlich im März 1932 auf der Auktion bei Hugo Helbing in München von Curt Elschner erworben.1

Das Bild konnte jedoch bislang nicht in einem Auktionskatalog nachgewiesen werden.
Curt Elschner, (1876-1963)2  ,betrieb ab 1920 das Hotel Excelsior am Anhalter Bahnhof in Berlin. Curt Elschner war Ehrenbürger von Eisenach, trug den Titel des Geheimrats und besaß in Eisenach auf der Wartburg gleichfalls ein Hotel, das von der Wartburg-Stiftung gepachtet war.3 Ab 1930 stand er in Verkaufsverhandlungen für dass Hotel Excelsior, die aber scheiterten. Vor allem die Hotelbetriebs AG interessierte sich für den Erwerb des Unternehmens. Elschners Generalbevollmächtigter war Dr. Wassermann vom Berliner Bankhaus A.E. Wassermann. Hauptgläubiger des Hotels war die Deutsche Bank.4 1925 stiftete Curt Elschner einen Teil seiner Kunstsammlung an die Stadt Erfurt, die „Curt-Elschner-Galerie“ genannt wurde. Darin befanden sich 70 Kunstwerke deutscher Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts, die Galerie wurde im Stadtschloß Eisenach präsentiert. 1928 erschien ein Katalog zur Sammlung der Curt-Elschner-Galerie.
Das heute im Bundesbesitz befindliche Grützner-Gemälde war allerdings nicht Gegenstand der Stiftung, sondern verblieb in der Privatsammlung Elschners.5 Im November 1938 verbot die SS ihren Mitgliedern, in den Hotels Elschners zu übernachten. Elschner beschwerte sich bei der NSDAP, dem Reichsinnenminister und stand in regem Kontakt mit dem Eisenacher Oberbürgermeister, der sich darum sorgte, dass die Stadt einen Ehrenbürger hatte, der sich im Konflikt mit der NSDAP und der SS befand.6

Am 31. August 1939 verfasste die NSDAP Ortsgruppe Dahlem ein Rundschreiben an ihre Mitglieder und verbot diesen den Besuch des Thomaskellers, des Hotel Excelsior, des Café Excelsior und der Bola-Bar, allesamt Curt Elschner gehörend.7

Im August 1939 trat Elschner die Verwaltung seines Unternehmens an ein Konsortium ab, das aus einem Vertreter des Treuhänders für Arbeit, der Deutschen Bank, einem Wirtschaftsprüfer, einem Betriebsführer und dem kaufmännischen Direktor gebildet werden sollte. Das Konsortium sollte den Verkauf des Unternehmens bis zum 31. Dezember 1940 vorbereiten.8

Am 10. Oktober 1939 wurde Elschner vom Reichskommissar für Preisbildung mit einer Ordnungsstrafe von 300.000 Reichsmark belegt, weil seine Unternehmen gegen die Preis- und Kriegswirtschaftsvorschriften verstoßen hätte.9

Der Reichskommissar für die Preisbildung teilte dem Eisenacher Oberbürgermeister mit, dass die verhängte Strafe im Unterwerfungsverfahren ausgesprochen wurde und Elschner fahrlässig gehandelt habe, „weil er sich nicht so um seinen Betrieb gekümmert hat, dass Vorgänge wie die festgestellten, sich nicht ereignen konnten. Ein ehrenrühriges Verhalten konnte Elschner mit Sicherheit nicht nachgewiesen werden.“ 10

Jedenfalls wurde bei dieser Gelegenheit auch thematisiert, dass Elschner vor 1933 Hitler den Zugang zu seinem Hotel verweigert hatte und dass Elschner vor 1933 Logenmitglied war. All das führte dazu, dass der Eisenacher Bürgermeister Dr. Hackert in Absprache mit dem NSDAP Kreisleiter versuchte, Elschner die Ehrenbürgerschaft abzuerkennen. Gleichzeitig versuchte die Wartburg-Stiftung 1940, Elschner aus dem Pachtvertrag für die Wartburg-Gaststätte heraus zu klagen; allerdings erfolglos.11

In der Urteilsschrift wurde festgestellt, dass Elschner die Ehrenbürgerschaft zurückgeben wolle, wenn er dafür die Gemälde der Elschner-Galerie erhalte.12

Am 4. Juli 1941 lieferte Elschner neun Gemälde, darunter zwei Grützners, zur Auktion beim Berliner Auktionshaus H.W. Lange ein.13

Das Gemälde „Falstaff, zutrinkend“ ist im Auktionskatalog unter Nr. 50 verzeichnet und auf Tafel 16 abgebildet. Ob für diesen Verkauf die Strafe des Reichskommissars für Preisbildung kausal war, ließ sich anhand der wenigen überlieferten Akten kaum klären.
Wohl von dort wurde es für den Sonderauftrag Linz unter der Nummer 2381 erworben. Eine Rechnung dazu konnte nicht ermittelt werden.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle bekannten Quellen ausgeschöpft sind. Ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust kann nicht ausgeschlossen werden.

Stand: 2008

1 Balogh, Werksverzeichnis Nr. 618.
2 Biographisches Lexikon der Stadt Eisenach, Eintrag zu Curt Elschner
3 Stadtarchiv Eisenach, Bestand 11, Signatur 11-007-010, Bd. 1.
4 LAB, A Rep. 225, Nr. 530, Dossier der Aschinger’s AG über das Hotel Excelsior.
5 Katalog der Curt-Elschner-Galerie, 1928
6 Stadtarchiv Eisenach, Bestand 11, Signatur 11-007-010, Bd. 1.
7 LAB, A Rep. 225, Nr. 530, Dossier der Aschinger’s AG über das Hotel Excelsior.
8 LAB, A Rep. 225, Nr. 530, Dossier der Aschinger’s AG über das Hotel Excelsior.
9 Stadtarchiv Eisenach, Bestand 11, Signatur 11-007-010, Bd. 1.
10 Stadtarchiv Eisenach, Bestand 11, Signatur 11-007-010, Bd. 1.
11 Stadtarchiv Eisenach, Bestand 11, Signatur 11-007-010, Bd. 1.
12 Urteil des Oberlandesgerichts Jena vom 4. Juni 1940, Stadtarchiv Eisenach, Bestand 11, Signatur 11-007-010, Bd. 1.
13 Auktionskatalog H.W. Lange, 4. Juli 1941, lot 50 mit Abbildung.

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