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Stuck, Franz von

Die Tänzerin Saharet

Entstehungsjahr um 1906
Technik Öl auf Holz
Maße 38 x 32,5 cm
Münchener-Nr. 9590
Linz-Nr. 764/613
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

In der Auseinandersetzung mit dem Tanz suchte Franz von Stuck Inspiration und die Überschreitung der Grenzen von Malerei. Denn als Vertreter des Jugendstils beschränkte er diesen – wie allgemein üblich – nicht allein auf die bildende Kunst, sondern auf alle Bereiche der Kultur und des Alltagslebens. Tanzdarstellungen findet man in seinem Oeuvre ebenso als antikisierende Reliefs in seiner Villa wie als gemalte Porträts zeitgenössischer Tänzerinnen.
Varieté-Tänzerinnen nahmen in der Gesellschaft des Fin de Siècle eine zwiespältige Rolle ein: sie wurden in ihrer exotisch-verführerischen Aufmachung einerseits klischeehaft auf die Rolle der Femme Fatale reduziert und nutzten andererseits gerade diese Position der Exzentrikerin am Rande der bürgerlichen Kultur, um wesentliche Grundlagen der Tanzmoderne zu entwickeln.
Stucks Interesse für die seinerzeit aktuelle Tanzszene wird hier am Beispiel der Tänzerin Saharet verdeutlicht, die er persönlich kannte. Auch er zeigt Saharet hier als verführerisch schöne Frau mit laszivem Blick,1 die er in den Jahren 1905 und 1906 mehrfach porträtierte.2

Provenienz

Zeittafel
Erworben von der Galerie Maria Almas-Dietrich, München, direkt von der Familie Stuck3
Nach Juli 1938 Von dort Weiterverkauf an den „Sonderauftrag Linz“ 

Auf der Property Card ist vermerkt, dass die Münchener Galerie Maria Almas-Dietrich das Werk direkt aus dem Besitz der Familie Stuck erwarb.4 Aufgrund der Höhe der Linzer Nr. wurde das Werk nach Juli 1938 an den „Sonderauftrag Linz“ verkauft.5 Die Recherchen zur Galerie verliefen ergebnislos, da keine Akten in Münchener Archiven überliefert wurden.6 Ferner konnte dem 1991 erschienenden „Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates“ entnommen werden, dass keine Unterlagen der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste für München mehr vorhanden sind.7

In den Berliner sowie Münchener Ausstellungskatalogen der Jahre 1900 bis 1945 konnte ein Gemälde mit dem Titel „Saharet“ nachgewiesen werden.8 Dabei ist unklar, ob es sich bei dem auf der Großen Münchener Kunstausstellung gezeigten Werk tatsächlich um das hier interessierende Gemälde handelt. Hinzu kommt, dass es mindestens noch vier weitere Arbeiten mit dem Titel „Saharet“ gibt, die 1905 und 1906 gefertigt wurden, wodurch die Zuordnung sehr erschwert wird.

Die Villa Stuck, die das künstlerische Erbe von Franz von Stuck bewahrt und wissenschaftlich bearbeitet, besitzt ebenfalls keine Akten aus dem Nachlass des Künstlers.9

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht nachzuvollziehen, ob Almas-Dietrich das Werk tatsächlich aus dem Besitz der Familie Stuck erworben hatte, um es an den „Sonderauftrag Linz“ weiterzuverkaufen. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.

Stand: 2011

1 Erwähnt bei Voss 1973, Kat.Nr. 293/537.
2 Saharet-Darstellungen von 1905 vgl. Voss 1973, Kat.Nr. 281/535, Kat.Nr. 282/536, von 1906 Kat.Nr. 294/538 und Kat.Nr. 295/539.
3 Wenn nicht anders vermerkt handelt es sich um die Aussage von Almas-Dietrich am 14.8.1951. Vgl. BADV Berlin, Property Card, mü 9590. Weitere auf der Property Card vermerkte Inventarnummern sind Aussee 4810, K 45, 7109 (Blaustift) und No. 836 (Blaustift).
4 Aussage Maria Almas-Dietrich am 14.8.1951. Vgl. BADV Berlin, Property Card, mü 9590.
5 Zur Inventarisierung vgl. die Aussage von Reger am 21.7.1951, in: BArch, B 323/332, Reger.
6 Die folgenden in Frage kommenden bayerischen Archive besitzen keine Akten zur Galerie Maria Almas-Dietrich: Staatsarchiv München, Stadtarchiv München, Bayrisches Hauptstaatsarchiv München und Wirtschafts-archiv München.
7 Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates 1991.
8 Nr. 2679: Saharet (Öl), in: Kunstausstellung München 1929. Als Besitzerin wurde eine Mistress Constance Donita-Prehn aus Starnberg genannt.
9 Schreiben der Villa Stuck an die OFD Berlin, München, 8.9.2003.

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