Vliet-Werkstatt
Kircheninneres mit Totengräber
Entstehungsjahr | 1653 |
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Technik | Öl auf Leinwand |
Maße | 48,0 x 35,5 cm |
Münchener-Nr. | 9710 |
Linz-Nr. | 1596 |
Lost Art-ID | 221000 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Das Gemälde trägt laut property card signiert die Signatur „P. Saenredam/1653“, deren Echtheit seit längerem angezweifelt wird. Der niederländische Maler Pieter Janszon Saenredam lebte von 1597 bis 1665 und trat als Architekturmaler, Zeichner und Radierer hervor.
Das Werk wird heute Hendrik Cornelisz van Vliet zugeschrieben. Dieser wurde um 1611/1612 in Delft geboren und verstarb dort im Jahre 1675. Er malte Porträts, doch vorwiegend Kircheninterieurs, vorzugsweise die Alte und die Neue Kirche in Delft. Mehrere dieser Architekturbilder waren für die Linzer Sammlung vorgesehen.[1] Laut Auskunft einer an der Universität Leiden beschäftigten Kunsthistorikerin vom 1. Juni 2006, die sich in ihrer Dissertation mit dem Werk des Malers H.C. van Vliet befasst, gilt als gesichert, dass es sich hier um eine Arbeit des Delfter Malers handelt und die Signatur Saenredam unecht ist.
Das in Rede stehende Gemälde zeigt das Innere der Oude Kerk in Delft.
Der Leihnehmer hat auf der Rückseite des Gemäldes keine Provenienzangaben gefunden. Es wurde bei einer Untersuchung des Gemäldes allerdings keine Signatur gefunden.
[1] Vgl. Birgit Schwarz, Hitlers Museum, Wien, 2004.
Provenienz
Der Kunsthändler Karl Haberstock hatte das Gemälde von dem Berliner Kunsthändler Hans Hartig am 05.09.1936 für RM 1.600,- als ein Werk Saenredams erworben und es dann am 16. April 1941 für RM 3.500,- an das Deutsche Reich verkauft.[1] Das Gemälde erhielt die Inventarnummer Linz 1596 ist aber nicht in den Fotoalben für Linz enthalten. Hans Hartig erscheint nicht auf der Liste der aus der Reichskammer der bildenden Künste ausgeschlossenen Juden, zählte folglich nicht zum Personenkreis der Kollektivverfolgten. Allerdings lässt sich nicht mehr ermitteln, wann und von wem der Kunsthändler Hartig das Gemälde erwarb.
Auf der property card wurde zum Autor des Gemäldes notiert, dass es, nach Einschätzung von Trauscholdt,[2] sicher ein Werk von H.C. van Vliet und nicht von Saenredam ist.
Das Gemälde ist in der Dokumentation des Rijksbureau voor kunsthistorische Dokumentatie in Den Haag verzeichnet.[3] Demzufolge befand sich das Kunstwerk im Jahre 1928 auf dem Berliner Kunstmarkt.
Wegen der bisher nicht aufzuklärenden Lücke in der Provenienz des Gemäldes, kann ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust nicht ausgeschlossen werden.
Bearbeitungsstand: 2007
[1] Geschäftsunterlagen von Karl Haberstock, Augsburger Kunstsammlungen.
[2] Lt. Mitteilung von Almut Pollmer handelt es sich bei Eduard Trauscholdt um einen Kunsthistoriker.
[3] Vgl. Auskunft A. Pollmer.