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Spitzweg, Carl

Alte Schänke am Starnberger See (Wirtshaus am See)

Entstehungsjahr 1865
Technik Öl auf Leinwand
Maße 32 x 54 cm
Münchener-Nr. 9721
Linz-Nr. 658
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Carl Spitzweg lebte von 1808 bis 1885. Von Beruf war er Apotheker und bildete sich autodidaktisch in der Malerei aus. Er war ein Maler des Biedermeier.
Das mit S im Rhombus signierte Gemälde wurde auch mit dem Titel „Strandbild mit alten Häusern und zwei Segelbooten“ bezeichnet.

Provenienz

Auf der property card des früheren Central Collecting Point München zu diesem Gemälde wurde die Aussage des Kunsthistorikers Prof. Uhde-Bernays verzeichnet, dass er das Gemälde vor dem Krieg in der Ludwigsgalerie in München gesehen hatte. Die Ludwigsgalerie wurde von Otto Nathan (gest.1930) und seinem Bruder Fritz Nathan geführt. Am 18.07.1951 hatte der Spitzweg-Kenner Dr. Alois Elsen auf Anfrage gegenüber der Treuhandverwaltung Kulturgut erklärt, dass das Gemälde zum Nachlass des Künstlers zählte und aus dem Besitz der Erben Spitzwegs im Jahre 1932 auf Kommissionsbasis in die Galerie Hugo Helbing in München gelangt sei. Aus der Galerie Helbing soll es dann zur Reichskanzlei gekommen sein.

Im Spitzweg-Werkverzeichnis von Siegfried Wichmann1 ist vermerkt, dass dieses Gemälde im Jahre 1908 im Kunst-Verein München anlässlich einer Spitzweg-Gedächtnisausstellung gezeigt wurde. Damaliger Eigentümer war Richard Spitzweg, der Neffe des Künstlers. Bereits am 04.12.1928 soll es von der Ludwigsgalerie München an (Bruno?) Cassierer verkauft worden sein. Im Juni/Juli 1930 wurde es als Teil der Sammlung von Max Böhm in der Berliner Akademie der Künste gezeigt (Katalognummer 59 mit dem Titel „Wirtschaft am Meer“). Die Sammlung Max Böhm wurde aufgelöst und das Gemälde am 28.01.1931 bei Lepke in Berlin versteigert.2 Vielleicht gelangte das Kunstwerk von dort in die Kunsthandlung von Hugo Helbing.

Das Kunstauktionshaus von Hugo Helbing hatte Adolf Weinmüller im Zuge der "Arisierung" der deutschen Wirtschaft 1935 übernommen. Die Kunsthandlung Helbing wurde zunächst fortgeführt. Hugo Helbing, sein Bruder Fritz Helbing und zwei Mitgesellschafter der Kunsthandlung Helbing zählten zum Personenkreis der aus rassistischen Gründen NS-Verfolgten. Deshalb wurde Ihnen im Jahre 1934 auf Grund eines neuen Versteigerungsgesetzes die Versteigerungskonzession nicht mehr erteilt. Fritz Helbing schied am 31.12.1935 aus der Kunsthandlung aus. Die beiden anderen Mitgesellschafter schieden im Jahre 1936 ebenfalls aus. Hugo Helbing führte dann die Kunsthandlung allein fort. Nur auf der Grundlage einer Sondergenehmigung waren die Brüder Helbing, die als Volljuden galten, noch im Jahre 1937 Mitglieder in der Reichskulturkammer3 . Im Zuge der antisemitischen Maßnahmen vom 09.11.1938 wurde Hugo Helbing durch die Einsetzung eines staatlichen Treuhänders faktisch enteignet. Er verstarb am 30.11.1938 in München. Die "Arisierung" der Kunsthandlung Helbing erfolgte dann durch Jakob Scheidwimmer, der die Galerie unter seinem Namen fortführte und Kunstwerke auch an die Reichskanzlei verkaufte. Der Höhe der Inventarnummer des Gemäldes für die Sammlung Linz lässt auf eine Inventarisierung im Frühjahr des Jahres 1939 schließen.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.

Stand: 2010

1 Siegfried Wichmann, Werkverzeichnis Carl Spitzweg, Nr. 1313, Stuttgart 2002
2 Rudolph Lepke's Kunst-Auktionshaus Berlin, Sammlung Max Böhm, 28.Januar 1931, Katalog-Nr. 57
3 vgl. Liste der Reichskammer der Bildenden Künste vom 15.03.1937

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