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Wenglein, Josef

Bauernhaus im Moos

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Leinwand
Maße 28,5 cm x 36,5 cm
Münchener-Nr. 9866
Linz-Nr. 454/405
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Josef Wenglein (1845–1919) war ein deutscher Maler.[1] Der Schüler von Johann Gottfried Steffan (1815–1905) und Adolf Lier (1826–1882) war ab 1883 selbst als Professor an der Münchener Akademie tätig und wurde drei Jahre später zu deren Ehrenmitglied ernannt. Der Künstler gilt als der letzte bedeutende Vertreter der alten Münchner Landschaftsschule. Seine Werke zeichnen sich durch eine kraftvolle Koloristik, oft in Verbindung mit starken Beleuchtungseffekten aus. Den Höhepunkt seines Schaffens erreichte Wenglein in der ersten Hälfte der 1880er Jahre, insbesondere mit Darstellungen der Landschaft um Bad Tölz. Seine Werke befinden sich heute in zahlreichen deutschen Museen, darunter jene in Bamberg, Berlin, Frankfurt am Main, Dresden, Köln, München, Wiesbaden und Würzburg.

Das Gemälde zeigt ein Bauernhaus in flacher Landschaft. Im Vordergrund befindet sich ein Weiher, an dem zwei Kühe stehen. Dahinter ist im linken Bildteil ein weißes Bauernhaus dargestellt, umgeben von Bäumen und einer üppigen Vegetation. Im Hintergrund ist eine flache Landschaft unter bewölktem Himmel zu sehen.

Das Werk ist links signiert „J Wenglein“, jedoch nicht datiert.

Ein Werkverzeichnis des Künstlers konnte nicht ermittelt werden. Darüber hinaus wurde die einschlägige Literatur zum Künstler überprüft.[2]

Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: in blauer Fettkreide „9866“ (Mü-Nr.); in Schwarz, zweimal „K499“ (Kremsmünster); weißes, blau umrandetes Etikett mit perforiertem Rand „454/405“ (Linz-Nr.); weißer Zettel, mit Reißzwecke befestigt „9866 (454)“ (Mü-Nr., Linz-Nr.); weißes Etikett „Leihgabe des Bundesministers der Finanzen / Oberfinanzdirektion München, / München 2, Sophienstr. 6 / Az.: OFD München: VV 4115 – 247/70 – BV 25/2 / vom 9.3.1970 / Az.: BML I B 3 – 1244 – 1/70/0100-118-6 / Mü-Nr. / 9866 Wenglein, Josef / Bauernhaus im Moos / Lw. 29 : 36 cm“ (Provenienznachweis, nach 1945); weißes Etikett „Nr.: [unleserlich]) Lichtmaß: [unleserlich] / Termin: [unleserlich] / Falzmaß: [unleserlich] / Termin: [unleserlich] Schutzrhm., Glas, Kiste: Gegenstand: [unleserlich]“ (nicht identifiziert); Stempel, zweimal „Eigentum der Bundesrepublik Deutschland“ (Provenienznachweis, nach 1945); in Bleistift „No. 18004“ (nicht identifiziert), „Kiste 254[?]“ (nicht identifiziert).

[1] Für das Folgende vgl. . Ulrich Thieme/Felix Becker (Hgg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Leipzig 1999, Bd. 35, S. 375.

[2] Möglicher Treffer: Boetticher 1948, Bd. 2, S. 996–998, Nr. 66, „Moosbauernhütte in Niederbayern“. Aufgrund unzureichender Informationen ist eine Werksidentität abschließend nicht eindeutig feststellbar.

Provenienz

Zeittafel
(…) 
O. J.Privatbesitz, Deutschland
Bis 1938Galerie Almas-Dietrich, München
Ab 1938Reichsvermögen („Sonderauftrag Linz“)
Ab Mai 1941Eingang in das Kloster Kremsmünster
Ab Sommer 1943Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee
17.10.1945Eingang in den Central Collecting Point München
Seit 1949Bundesvermögen

Das Gemälde wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt von der Galerie Almas in München durch das Deutsche Reich für den „Sonderauftrag Linz“ erworben und erhielt die Linz-Nr. 454/405.[1] Die Höhe der Linz-Nr. weist auf einen Ankauf im Jahre 1938 hin.[2] Über die Herkunft des Gemäldes ist derzeit nichts bekannt. Laut Aussage von Maria Almas-Dietrich (1892–1971) vom 12. März 1949 erwarb sie das Werk „aus deutschem Besitz“.[3] Aufgrund der lückenhaften Archivlage konnten Zeitpunkt sowie Umstand der Erwerbung nicht abschließend geklärt werden.[4]

Maria Almas-Dietrich, geborene Dietrich, betrieb nach eigenen Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.[5] Im Jahre 1921 heiratete sie den türkischen Staatsbürger Ali Almàs-Diamant und trat zum Judentum über. Seit 1926 lebten sie jedoch in Trennung, 1937 erfolgte die Scheidung. Der Name „Almas“ blieb jedoch für die Galerie erhalten. Nach eigenen Angaben lernte Almas-Dietrich im Jahre 1936 Heinrich Hoffmann (1885–1957), den Fotografen Adolf Hitlers, kennen und erhielt über diesen erste Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Fortan entwickelte sie sich zu den aktivsten Vermittlern von Kunst an die Nationalsozialisten. Zwischen 1936 und 1944 verkaufte Almas-Dietrich über eintausend Kunstwerke an Hitler und zählt damit zu den Kunsthändlern mit der größten Anzahl an Hitler verkauften Kunstwerken. Am 15. Januar 1940 wurde sie aufgrund einer eidesstattlichen Erklärung, dass sie keine Jüdin sei, im Deutschen Reich eingebürgert. Nach der Zerstörung ihrer Galerie bei einem Luftangriff am 20. April 1944 wurde der Betrieb in die eigene Villa an der Gustav-Freytag-Str. 5 im Herzogpark verlagert. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm Maria Almas-Dietrich nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA&A ausgewertet.[6]

Die Nummer K499 auf der Property Card sowie auf der Rückseite des Werkes weist auf dessen Lagerung im Depot Kremsmünster hin.[7] Das beschlagnahmte Stift Kremsmünster in Österreich war das erste Auslagerungsdepot des „Sonderauftrages Linz“. Ab Mai 1941 wurden hier Kunst- und Kulturgüter untergebracht, die für das „Führermuseum“ erworben wurden.[8] Aus Sorge vor Luftangriffen wurde das Depot bereits 1943 aufgelöst und dort gelagerte Objekte zunächst in Depots in Hohenfurt sowie Thürntal umgelagert.[9]

Um das Werk vor Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 17. Oktober 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[10] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls  bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt nach dem bisherigen Kenntnisstand die Provenienz ungeklärt.[11]

Stand: 2020

[1] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 9866.

[2] Vgl. Klaus Beetz, Die Erwerbungen Adolf Hitlers bis zum Führererlass vom 26. Juni 1939 für den Aufbau des Neuen Museums Linz, Berlin 2004, S. 14 (unpubliziert). Siehe auch: NARA, M1946. URL: www.fold3.com/image/312607621 [Abruf: 14.10.2019]. Property Card des CCP München, Mü-Nr. 9866, „Laut Linznummerierung Ankauf 1938“.

[3] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 9866.

[4] Folgende Archive besitzen keine Unterlagen zur Galerie Almas: Staatsarchiv München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Wirtschaftsarchiv München. Lediglich das Stadtarchiv verfügt über eine Gewerbekarte der Galerie Almas. Vgl. Auskunft des Stadtarchivs, München vom 08.05.2008.

[5] Vgl. BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.

[6] Vgl. NARA, RG 260, 519, Box 445.

[7] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 9866.

[8] Vgl. Kathrin Iselt, „Sonderbeauftragter des Führers“. Der Kunsthistoriker und Museumsmann Hermann Voss (1884–1969), Köln 2010, S. 217.

[9] Vgl. Hanns Christian Löhr, Das Braune Haus der Kunst. Hitler und der „Sonderauftrag Linz“. Kunstbeschaffung im Nationalsozialismus, Berlin 2016, S. 54.

[10] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, zugehörige Property Card des CCP München.

[11] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) LostArt Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com) [Abruf: 14.10.2019].

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